Nordhausen, Klimagerechtes Quartier Nordhausen Nord

Nordhausen, Klimagerechtes Quartier Nordhausen Nord

Klimagerechte Stadt: Ressourcenbewusster Umbau im Plattenbauquartier

Ein umfassender Ressourcenschutz wird das Gesicht von Stadt und Land(schaft) langfristig verändern. Wie diese Veränderungen aussehen können, erarbeitet beispielhaft die Stadt Nordhausen mit dem Landkreis Nordhausen, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG), der Hochschule Nordhausen und einer Vielzahl an lokalen Akteur:innen. In unterschiedlichen Kooperationen und zu verschiedenen Themen werden seitdem vier Nordhäuser Vorhaben entwickelt: die modellhafte Nachverdichtung des Altstadtquartiers Altendorfer Kirchviertel, die Entwicklung eines integriertes Mobilitätskonzeptes für Stadt und Landkreis, die Erarbeitung eines Klima-Gestaltungsplans als ein neues informelles Planungsinstrument sowie der klimagerechte Stadtumbau des Plattenbauquartiers Nordhausen Nord. 

Klimagrechte Quartiersentwicklung 

Ein möglichst geringer Rohstoff- und Energieverbrauch auf erneuerbarer Grundlage ist Ziel des gemeinsamen Handelns von Stadt und SWG für das Plattenbauquartier Nordhausen Nord.

Auf städtebaulicher Ebene wurde für das gesamte Quartier Nordhausen Nord ein dynamischer Rahmenplan mit drei Handlungsräumen und klimagerechten Leitmotiven erarbeitet. Er gibt Orientierung für alle anstehenden Investitionen. Der innovative Rahmenplan stellt einen Gesamtzusammenhang zwischen Bewohnerschaft, Klimaschutz, Energiewende, Mobilität, Bebauung, Freiraumnutzung und Stadt-Landschaftsbezügen her. Für die drei Handlungsräume wurden für die klimagerechte Quartiersentwicklung in Nordhausen Nord drei Teilvorhaben formuliert. Sie umfassen 
1. den Umbau einzelner Plattenbauten zu heterogenen, klimagerechten Höfen am Beispiel des Plattenbauquartiers Ossietzky Hof,
2. die klimagerechte Umgestaltung der öffentlichen Quartiersmitte als Stadtloop (bzw. Stadtrundgang) sowie
3. die Erprobung einer CO2-freien Freiraumplanung bei der Entwicklung einer Spiel- und Freizeitanlage am Übergang vom Quartier zum Landschaftsraum.

Multitalent Ossietzky Hof

Mit dem IBA Projekt Multitalent Ossietzky Hof erprobt die Stadt Nordhausen, wie die klimagerechte Entwicklung eines Plattenbauquartiers funktionieren kann. Die beispielhafte Sanierung und der Teilneubau des Plattenbauquartieres in der Carl-von-Ossietzky-Straße ist als Teilprojekt in die klimagerechte Quartiersientwicklung in Nordhausen Nord eingebettet. 

Ein ›Stadtloop‹ als neues Leitbild für den öffentlichen Raum 

Durch einen verbindenden ›Loop‹ soll das offene Bebauungsraster zu einer vielfältigen neuen Mitte mit kurzen Wegen werden. Ziel ist, den motorisierten Individualverkehr aus den Wohnhöfen herauszunehmen und für den ruhenden Verkehr verschiedene Quartiersgaragen im Quartier anzubieten. Der ›Loop‹ dient als neugestaltete Erschließung der Quartiersmitte und ihrer öffentlichen Versorgungsfunktionen. Klimaanpassungsstrategien zu den Themen Hitze, Wind und Wasser im öffentlichen Raum werden in die Gestaltung einfließen.

Ausschnitt Stadtloop. Plangrafik: Heinisch Landschaftsarchitekten

Insgesamt geht es um einen Ausbau bzw. Neubau der Wegbeziehungen im Stadtteilzentrum von Nordhausen Nord zu einem barrierefreien Rundweg. Außerdem soll die Aufenthaltsqualität durch die Gestaltung von Aktionsräumen und die Integration von Pflanzeninseln gesteigert, sowie Interaktionsmöglichkeiten für die Bewohner:innen durch Bürgergärten geschaffen werden.

Visualisierung: Heinisch Landschaftsarchitekten

Nachhaltige Entwicklung öffentlicher Freiräume 

Im Zuge des klimagerechten Stadtumbaus sollen auch neue öffentliche Freiräume geschaffen werden, die den Bewohner:innen Raum zur Erholung bieten und als Treffpunkt dienen. Die Umgestaltung einer 3.700 m² großen Brach- und Parkplatzfläche zu einer generationenübergreifenden Freiraumanlage wird dabei zum Anlass genommen, die Bestimmung von Nachhaltigkeit unter Beweis zu stellen: Schwerpunkt der Gestaltung ist der Umgang mit vorhandenen Materialien – von der Wiederverwendung und Abfuhr bis zur notwendigen Anlieferungen neuer und recycelter Materialien. Im Rahmen der Gestaltung des Freiraums werden modellhaft die Wertstoffkreisläufe sowie die CO2-Bilanz untersucht. Dazu wird eine neue Bewertungsgrundlage erstellt, auf deren Basis das Teilprojekt in allen Leistungsphasen klimagerecht optimiert und die Ergebnisse dokumentiert werden. Die Bewertungsmatrix, die dabei entsteht, kann als beispielhafte Gestaltungsgrundlage für eine klimagerechtere Gestaltung von öffentlichen Freiräumen dienen.

Lageplan: LINNEA Landschaftsarchitektur

Die Ende 2021 vorgelegten Pläne von Heinisch Landschaftsarchitekten und Ingenieurbüro Lopp für den Stadtloop und die Entwürfe von LINNEA Landschaftsarchitektur und Griebenow & Kruse Partnerschaft mbB (Hannover) in Kooperation mit DSGN CONCEPTS KG (Münster) für die Entwicklung der Freizeit- und Spielanlage sind Ausgangspunkt für die weiteren Planungen in 2022. Der Baubeginn ist für 2022/23 geplant.

Zukunftsstrategie Nordhausen_Grafik Jörn Gertenbach Copyright BMBF.png

Zukunftsstrategie Nordhausen_Grafik Jörn Gertenbach Copyright BMBF.png
Die Zukunftsstrategie für die Stadt und den Landkreis Nordhausen setzt auf die Querschnittsthemen Baukultur, Mobilität, Produktion und Konsum und verbindet alle Themen mit konkreten Ideen. Grafik: Jörn Gertenbach, Urban Catalyst Studio. © Bundesministerium für Bildung und Forschung
Projektprozess 
IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für Rahmenplan zur klimagerechten Quartiersentwicklung Nordhausen
05. März 2021

IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für Rahmenplan zur klimagerechten Quartiersentwicklung Nordhausen

Wettbewerb in Nordhausen entschieden
11. Dezember 2018

Wettbewerb in Nordhausen entschieden

Konzept ›Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung‹
13. Juni 2017

Konzept ›Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung‹

 

Ablauf Mehrfachbeauftragung:
11. April 2017 Auftaktveranstaltung
09. Mai 2017 Zwischenpräsentation
13. Juni 2017 Endpräsentation und Jurysitzung
21. Juni 2017 Bürgergespräch

Verfahrensbetreuung:
Vinzenz Dilcher, UmbauStadt GbR (Weimar)
Matthias Seidel, UmbauStadt GbR (Weimar)

Fachjury:
Dr. Marta Doehler-Behzadi, Stadtplanerin, Geschäftsführerin IBA Thüringen
Prof. Dr. Dagmar Everding, Architektin, Professur Dezentrale Strukturen und Systeme, Hochschule Nordhausen
Florian Köhl, Architekt, fatkoehl architekten (Berlin)
Jun.-Prof. Dr. Sigrun Langner, Landschaftsarchitektin, Professur Landschaftsarchitektur und -planung, Bauhaus-Universität Weimar, STATION C23 (Leipzig)
Prof. Ingo Andreas Wolf, Architekt und Stadtplaner, Professur für Städtebau und Entwurf, HTWK Leipzig, pwbaukunst (Leipzig), Mitglied des Fachbeirats der IBA Thüringen

Sachjury:
Sven Dörmann, Vorstand Wohnungswesen der Wohnungsbaugenossenschaft eG Südharz
Inge Klaan, Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen
Manfred König, Erster ehrenamtlicher Beigeordnete der Stadt Nordhausen
Dr. Horst Petri, Bewohnervertreter

Sachverständige Berater/innen (ohne Stimmrecht):
Petra Diemer, Stadt Nordhausen, Amt für Zukunftsfragen und Stadtentwicklung
Kerstin Faber, Projektleiterin IBA Thüringen
Beate Meißner, Stadt Nordhausen, Amt für Zukunftsfragen und Stadtentwicklung
Burkhard Zschau, Faktor-i³ Energiekonzepte und Beratung, Autor der Energie- und Potenzialanalyse für Nordhausen Nord (Ehrenfriedersdorf/Dresden)

Presseberichte:
NZZ Online: Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung
Thüringer Allgemeine: Weniger Platte, mehr Leben: Nordhausen-Nord wird umgestaltet

Abschlussforum zur ›Zukunftsstadt Nordhausen‹
14. März 2016

Abschlussforum zur ›Zukunftsstadt Nordhausen‹

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürger:innen und Verwaltung kümmerte sich um die Gestaltung der Zukunftszeitung für Nordhausen und um die Formulierung des Abschlussberichts (siehe Links/Material).

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürgern und Verwaltung wird sich nun um die Gestaltung einer Zukunftszeitung und um die Formulierung des Abschlussberichts kümmern. Beide Teile bilden zusammen mit dem ›Zukunftsbild-Nordhausen‹ den Wettbewerbsbeitrag, den Nordhausen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung im Sommer einreichen wird. Die Jury des Ministeriums wird anschließend die 20 vielversprechendsten Beiträge aus den 51 Teilnehmerstädten auswählen, welche dann die Förderung für die zweite Phase des Wettbewerbs erhalten.

Bürgerwerkstätten für Zukunftsstadt
22. Februar 2016

Bürgerwerkstätten für Zukunftsstadt

Anwesend waren interessierte Bürger:innen, Schüler:innen und Studierende, Bürgermeister:innen aus den Gemeinden der Region Nordhausen, die Stadtwerke, Wohnungsgesellschaft und –genossenschaft, Vereine, Energiegenossenschaften.

Ergebnis des ersten Tages: Viele Projekte für eine Zukunftsstadt sind in Nordhausen und im Landkreis bereits Realität. So gibt es beispielsweise Bürger:innen, die ihr Auto der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, indem sie es stunden- oder tageweise vermietet. Andere Initiativen, wie beispielsweise die Bürgerstiftung Park Hohenrode engagieren sich schon seit Jahren für die Grundflächenentwicklung in der Region. Unternehmen wie die städtische Wohnungsgesellschaft investieren bereits in Projekte zur Gestaltung des energetischen Wandels.

Einen kurzen Input zu den Themen der drei Arbeitsgruppen ›Gemeinsam investieren‹, ›Gemeinsam Verhalten ändern‹ und ›Gemeinsam motivieren‹ gaben der Kommunikationsdesigner Prof. Steffen Schuhmann von der Kunsthochschule Berlin Weissensee, die Projektleiterin Kerstin Faber von der IBA Thüringen, der Vorsitzende des Vereins Bürgerenergie Thüringen Matthias Golle sowie Prof. Dagmar Everding vom Lehrstuhl Ökologischer Stadtumbau der Hochschule Nordhausen.

Mobil in die Zukunft

Im Januar 2016 trotzten wieder rund 70 Teilnehmer:innen dem Wintereinbruch und kamen zur zweiten Bürgerwerkstatt, um eine Stadt-Land-Mobilität für das Jahr 2030 zu entwerfen. Den fachlichen Einstieg der Veranstaltung lieferten die beiden Referenten und Experten für Mobilität Prof. Dr. Gather von der FH Erfurt und Dr. Wilde von der Goethe-Universität Frankfurt. So stellte sich unter anderem heraus, dass im Durchschnitt ein Fahrzeug zu 95% ungenutzt bleibt, ein öffentlicher Parkplatz uns alle statistisch aber 10.000 Euro pro Jahr dafür kostet. Ein CarSharing Auto ersetzt wiederum bis zu acht Privat-Pkws – und würde uns damit um 80.000 Euro pro Jahr erleichtern. Neben diesen Informationen wurden zahlreiche praktische Beispiele zu innovativen und bewegenden Initiativen und Projekten vorgestellt. In drei Arbeitsgruppen wurde anschließend weitergearbeitet.

In der ersten Arbeitsgruppe unter dem Titel ›Nordhausens Nahverkehr gesichert in die Zukunft‹ kamen die Möglichkeiten und Wege zur Sprache, den Nahverkehr in Stadt und Landkreis dauerhaft zu sichern. So wurde über einen ticketlosen ÖPNV im gesamten Landkreis und die Möglichkeiten eines Bürgerbusvereins für Nordhausen diskutiert.

Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Thema ›Teilen statt besitzen‹, eine Überzeugung mit Nachholbedarf in Sachen Anhängerschaft. Die Wege zu einem sicheren und lebenswerten Straßenraum wurden in der dritten Arbeitsgruppe besprochen. Initiativen wie autofreie Tage, Rad- und Fußverkehrs-Apps mit Belohnungssytem und Lastenraddienstleistungen wurden vorgeschlagen.

Innovativ denken, realistisch handeln

Im Februar 2016 fand die 3. Bürgerwerkstatt, wieder mit rund 70 Teilnehmer:innen, statt. Diesmal zum anspruchsvollen Thema energetischer Stadtumbau.

Die Hochschule Nordhausen ist als Forschungs- und Bildungseinrichtung eine Quelle für Fachwissen. Prof. Dr. Dagmar Everding und Prof. Dr. Rainer Große stellten am Beginn der Veranstaltungen die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Hochschule vor. In den Arbeitsgruppen berichteten Studierende von Semesterprojekten, in denen sie konkrete Vorschläge für den energetischen Stadtumbau in Nordhausen erarbeiteten. Christina Sager-Klaus vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Kassel betonte in ihrem Einstiegsvortrag die Notwendigkeit, Projekte zu initiieren, die sich langfristig eigenwirtschaftlich entwickeln können. Der Stadtumbau muss vor allem aus dem Bestand gedacht werden.

Innovativ denken und realistisch handeln war dann auch das Ergebnis der ersten Arbeitsgruppe ›Energetischer Umbau von Stadtquartieren‹. Die technischen Mittel zur Erzeugung Erneuerbarer Energien (EE) stehen bereits zur Verfügung. Vorhandene Infrastrukturen müssen auf die Nutzung von EE geprüft und umgestellt werden. Energetischer Stadtumbau bedeutet aber auch, kurze Wege zu ermöglichen. Die Einsparung von CO2 steht an erster Stelle, ebenso die soziale Verträglichkeit. Energetischer Stadtumbau muss daher immer mit einer sozial-räumlichen Qualifizierung zusammengedacht werden und darf nicht nur vor dem Hintergrund der energetischen Optimierung erfolgen.

Den Einstieg und die fachliche Begleitung der zweiten Arbeitsgruppe zum Thema ›Energielandschaft StadtLand gestalten‹ gab Prof. Dr. Doris Gstach, die die Professur Freiraumplanung und Landschaftsgestaltung an der FH Erfurt inne hat. Der Wandel im System der Energieerzeugung und Ressourcennutzung hat immer Auswirkungen auf die Landschaft gehabt. Zeugnisse historischer Produktionslandschaften werden heute größtenteils akzeptiert, sogar als natürlich ästhetisch empfunden. Dies muss auch für die aktuelle Energiewende gelten. Dabei müssen Freizeitlandschaft, Naturschutz und produktive Landschaft – ob landwirtschaftlich oder energetisch – viel stärker als eine Einheit zusammen gedacht werden. Es wurde anschließend diskutiert, wie ein Handbuch für Best Practice-Beispiele für die Region entstehen kann.

Die dritte Arbeitsgruppe ›Vom Altbau zum energetischen Traumhaus‹ beriet der Architekt Steffen Langner von ADOBE Architekten aus Erfurt. Ergebnis: Es müssen immer Individuallösungen gefunden werden, die eine nachhaltige soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung ermöglichen. Eine Blaupause gibt es nicht. Darüber hinaus wurden konkrete Maßnahmen - wie beispielweise das Nutzen regionaler Ressourcen als nachhaltige Baustoffe für den Wohnungsbau und der Verzicht auf Verbundstoffe – diskutiert.

Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹
27. Oktober 2015

Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹