Nordhausen, Multitalent Ossietzky Hof
Ressourcenbewusster Umbau im Plattenbauquartier
Ein umfassender Ressourcenschutz wird das Gesicht von Stadt und Land(schaft) langfristig verändern. Wie diese Veränderungen aussehen können, erarbeitet beispielhaft die Stadt Nordhausen mit dem Landkreis Nordhausen, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG), der Hochschule Nordhausen und einer Vielzahl an lokalen Akteur:innen. In unterschiedlichen Kooperationen und zu verschiedenen Themen werden seitdem vier Nordhäuser Vorhaben entwickelt: die modellhafte Nachverdichtung des Altstadtquartiers Altendorfer Kirchviertel, die Entwicklung eines integriertes Mobilitätskonzeptes für Stadt und Landkreis, die Erarbeitung eines Klima-Gestaltungsplans als ein neues informelles Planungsinstrument sowie der klimagerechte Stadtumbau des Plattenbauquartiers Nordhausen Nord.
Multitalent Ossietzky Hof
Wie die klimagerechte Entwicklung eines Plattenbauquartiers funktioniert, erprobt die Stadt anhand des Umbaus des Ossietzky Hofs in Verantwortung der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mbH (SWG) Nordhausen. Aufbauend auf einem Rahmenplan für Nordhausen Nord wurde 2018 ein hochbaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt.
Sophia, Ludwig und Franzi
Mit dem Realisierungswettbewerb ›Multitalent gesucht‹ fragte die SWG Nordhausen 2018 in Kooperation mit der Stadt Nordhausen nach Umbaulösungen für den Plattenbauhof in der Carl-von-Ossietzky-Straße, der Wohnen, Soziales, Freiraum, Mobilität, Energie, Wasser und Versorgung nachhaltig zusammendenken sollte. Neue und vorbildliche Standards zur ressourcenbewussten Gestaltung von differenzierten Wohn-, Gemeinschafts- und Freiraummodellen sollen den alten und neuen Bewohner:innen Möglichkeiten der gemeinschaftlichen und individuellen Aneignung bieten. Ziel des Wettbewerbs war das Aufzeigen einer Umstrukturierung des ausgewählten Hofes zu einem neuen ›Multitalent‹ mit nachvollziehbaren und umsetzbaren Angeboten für lokal verankerte und klimagerechte Lebensentwürfe einer zukünftig sozial und demographisch vielfältigen Bewohnerschaft.
Im Dezember 2018 wurde der Siegerentwurf vom Büro Hütten & Paläste gemeinsam mit herrburg Landschaftsarchitekten und eZeit Ingenieure sowie ZRS Architekten GvA mbH aus Berlin gekürt, der individuelle Ansätze, nämlich Sophia, Ludwig und Franzi, für eine maßvolle Transformation des Plattenbauhofs präsentiert.

Die Arbeit formuliert mit den Häusern Sophia, Ludwig und Franzi drei gelungene Ansätze für eine maßvolle Transformation der einzelnen Bestandsgebäude, bei denen jeweils unterschiedlich tief in die Substanz eingegriffen wird. Durch eine gemeinsame Terrassenzone werden die drei Baukörper städtebaulich verbunden und erhalten so eine barrierefreie Erschließung. Die Terrasse schafft einen intimeren grünen Innenbereich, der gleichzeitig auch als Pufferspeicher für Regenwasser dient. ©Hütten & Paläste Architekten, Berlin, mit herrburg Landschaftsarchitekten, Berlin und mit eZeit Ingenieure, Berlin sowie mit ZRS Architekten GvA mbH, Berlin

©ARGE Ossietzkyhof
Haus Ludwig wird derzeit saniert und bis 2023 fertiggestellt. Haus Franzi wurde Ende 2021 zurückgebaut. Geplant ist die Neuerrichtung eines modularen und nachhaltigen Neubaus, die Ausschreibung dazu erfolgt 2022. Für Sophia wird in diesem Jahr die Genehmigung des Umbaus erwartet, der Baustart ist für 2022/2023 geplant.
Klimagerechte Energieversorgung
Das Projekt soll außerdem zeigen, wie in einer bestehenden Wohninfrastruktur durch ein Nahwärmenetzwerk und die Nutzung dezentraler erneuerbarer Energien ein sozialverträglicher Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz geleistet werden kann. Zur Produktion und Nutzung von grüner Energie mit integriertem Betrieb wurde hierfür ein vernetztes Quartierskonzept entwickelt. Mit der Planung und Umsetzung wird eine Modelllösung erarbeitet, die bereits heute, bezogen auf Energieverbrauch und Ressourceneinsatz, einen niedrigen ökologischen Fußabdruck aufweist und ohne Nachrüstung die bundesweiten Klimaschutzziele für 2045 schon mit Fertigstellung des Quartiers erreicht.
Das Projekt ist ein Teilvorhaben der klimagerechten Quartiersentwicklung in Nordhausen Nord und Teil der IBA Projektfamilie StadtLandKlima Nordhausen.
Zukunftsstrategie Nordhausen_Grafik Jörn Gertenbach Copyright BMBF.png
Zweiter Bauabschnitt von Multitalent Ossietzky-Hof startet
SWG Nordhausen bereitet mit modellhafter Quartierssanierung Weg für soziales klimagerechtes Wohnen
Am 2. November 2022 startete der zweite Bauabschnitt im Rahmen der klimagerechten Sanierung des Ossietzky-Hofes im Norden Nordhausens. Damit geht das Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen in die nächste Phase. Das umrahmende, gebäudeübergreifende Energiekonzept für das Quartier soll zukünftig Betriebskosten sparen, indem dort gewonnene Energie nicht in die Netze fließt, sondern direkt für die Mieter genutzt werden kann. Das gleiche gilt für die Wärmerückgewinnung aus der Lüftung: Die Wärme in der aufgeheizten Abluft geht nicht verloren, sondern wird mit Wärmepumpen für warmes Trinkwasser nutzbar gemacht. „Wir wollen mit dem Energiekonzept auf Quartiersebene nach der Sanierung Betriebskosten sparen. Einmal erzeugte Energie in Form von Strom und Wärme wird dem System wieder zugeführt. Unter den Fundamenten des geplanten klimagerechten Neubaus in der A.-Traeger-Straße soll ein Erdspeicher integriert werden, der überschüssige Energie in Zeiten der Minderabnahme zwischenspeichert und später bei Bedarf im Quartier genutzt werden kann. Dafür sind die Gebäude untereinander vernetzt. Alle Gebäude im Quartier werden darüber hinaus in den wesentlichen Bauteilen energetisch ertüchtigt“, freut sich die Geschäftsführerin Inge Klaan über den innovativen Ansatz. Die Idee für das energetische Quartierskonzept ist in gemeinsamen Planungsprozessen mit der beauftragten Planungsgruppe ARGE Ossietzky-Hof und Partnern der Energiebranche (EVN und TWS) entstanden. Bereits jetzt weist das Modellvorhaben bezogen auf Energieverbrauch und Ressourceneinsatz einen niedrigen ökologischen Fußabdruck auf. Schon mit der 2024 geplanten Fertigstellung des II. BA werden hier die bundesweiten Klimaschutzziele für 2045 erreicht. Mehr noch: Der Energieverbrauch und die Abhängigkeit vom Energiemarkt sinkt.
Der zweite Bauabschnitt umfasst dabei die Sanierung des Wohnblocks in der Carl-von-Ossietzky-Straße mit insgesamt 40 Wohnungen. Das Haus wird entkernt, die alten Balkone werden zurückgebaut und um größere ersetzt. Versorgungsstränge, Fenster und Haustüren werden komplett erneuert. Neben Fernwärme wird das Gebäude mit erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen ausgestattet. „Hier sind deutlich größere Eingriffe vorgesehen und auch möglich, als in der Dr.-Robert-Koch-Straße, wo wir im vollvermieteten Zustand begonnen haben. Die größten Eingriffe erfolgen in den Eingängen 3 und 6. Dort werden zwei Aufzüge eingebaut und so wird unser Bestand an barrierefreien Wohnungen erweitert.“, sagt SWG-Chefin Inge Klaan. Bis Anfang 2024 soll dieser Wohnblock fertiggestellt sein.
Im Rahmen des ersten Bauabschnitts wurde der Wohnblock in der Dr.-Robert-Koch-Straße grundhaft saniert. Eine neue, großzügige Balkonanlage über die gesamte Fassade bietet nicht nur mehr privaten Platz, sondern im Sommer Sonnenschutz und im Winter durch Schiebelemente einen Klimapuffer. Die Arbeiten begannen im März 2021 und sind fast abgeschlossen. Der Plattenbau wurde nach KfW-Standard 100 energetisch ertüchtigt: Eine bis zu 30 Kilowatt starke Photovoltaikanlage mit 135 Solar-Modulen auf dem neuen Dach des Gebäudes wird beispielsweise für den Betrieb von Hauslüftungs- und Wärmerückgewinnungsanlagen, Wärmepumpen in Ergänzung zur Fernwärme und Ladestationen für Autos und Fahrräder genutzt. Der Außenraum im Hof wird entsiegelt und umfangreich mit Bäumen, Spielplatz, Fahrradhaus und Grünflächen aufgewertet. Im Erdgeschoss entstehen Mietergärten.
In einem letzten Schritt soll der Neubau mit integriertem Erdspeicher in der Albert-Traeger-Straße erfolgen. Mit einem Baustart rechnet SWG-Chefin Inge Klaan wegen der angespannten Lage im Baugewerbe allerdings nicht vor 2024.
Insgesamt investiert die SWG bis 2025 20 Millionen Euro in das Gesamtkonzept und die Umsetzung des Projekts Ossietzky-Hof. In dieser Summe inbegriffen sind die Sanierungen der zwei Plattenbauten, der bereits vollzogene Abriss des einstigen Schwesternwohnheims und dessen klimagerechter Ersatzneubau, wie auch die Energieträgerumstellung sowie die Umgestaltung des Innenhofs und des Areals um das Quartier. Das Projekt soll zeigen, wie in einer bestehenden Wohninfrastruktur durch ein Nahwärmenetzwerk und die Nutzung dezentraler erneuerbarer Energien ein sozialverträglicher Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz geleistet werden kann. Inge Klaan, Geschäftsführerin der Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) Nordhausen: „Seit dem Frühjahr letzten Jahres bauen wir um und sanieren. Es ist in der heutigen Zeit eine enorm teure Herausforderung und dennoch wichtig, denn die Klimakrise holt uns alle ein. Wir werden mit diesem Projekt unseren Beitrag zum klimaneutralen sozialen Wohnen leisten!“
Projekthintergrund
Ein umfassender Ressourcenschutz wird das Gesicht von Stadt und Land(schaft) langfristig verändern. Wie diese Veränderungen aussehen können, erarbeitet im Rahmen der IBA Thüringen beispielhaft die Stadt Nordhausen mit dem Landkreis Nordhausen, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG), der Hochschule Nordhausen und einer Vielzahl an lokalen Akteur:innen. Mit dem IBA Vorhaben „Klimagerechter Rahmenplan Nordhausen Nord“ erprobt die Stadt Nordhausen die ressourcenschonende Entwicklung des Plattenbauquartiers. Die beispielhafte Sanierung des Ossietzky-Hofs in der Carl-von-Ossietzky-Straße ist ein IBA Projekt in der klimagerechten Entwicklung von Nordhausen Nord. Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen: „Die Stadt und der Landkreis Nordhausen, die SWG und die Hochschule sind mit ihren IBA Vorhaben dicht an den zwingenden Themen unserer Zeit: Wie können wir klimabewusst wohnen, leben und uns fortbewegen? Ich bin dankbar, dass diese Akteure auch unter den schwierigen aktuellen Umständen nicht aufhören, an Lösungen für die Zukunft zu arbeiten. Denn sie sind nötiger denn je.“

Der Rückbau der alten Balkone hat begonnen. Diese sollen in einem nächsten Schritt durch größere ersetzt werden.
IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für Rahmenplan zur klimagerechten Quartiersentwicklung Nordhausen
IBA Kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für das StadtLand vorweisen kann. In einem anschließenden Qualifizierungsprozess mit Workshops, Studien, Wettbewerben und ersten Planungen reifen diese Ideen zu Projekten, an die ein hoher Maßstab angelegt wird. IBA Projekte sollen für die Entwicklung Thüringens und darüber hinaus Referenz und Vorbild sein.
2019 wurde der Rahmenplan für die klimagerechte Quartiersentwicklung in Nordhausen beschlossen. Dazu gehört auch der Umbau von Plattenbauquartieren für eine vielfältige Bewohnerschaft. Beim Ossietzky-Hof wird es 2021 konkret: Die SWG Nordhausen hat in den vergangenen Wochen mit dem ersten Bauabschnitt für den Umbau eines Gebäudes begonnen. ›Ludwig‹, so der Name des Wohnblocks, ist der erste bauliche Schritt für eine energetische Quartierserneuerung, die in den letzten Monaten gründlich konzipiert wurde.
Ein weiterer Baustein des Rahmenplans in Nordhausen ist die Entwicklung der Quartiersmitte. Sie soll langfristig baulich und programmatisch verdichtet werden. Dafür soll ein sogenannter ›Stadtloop‹ als verbindendes Element zwischen den Teilräumen entstehen.
Bis Ende 2021 soll ein erster Entwurf für den Stadtloop erarbeitet werden; eine generationsübergreifende Freiraumgestaltung aus recyclingfähigen Baustoffen ist seit diesem Jahr in Planung.
Der IBA Fachbeirat empfahl Anfang März 2021 den Projektstatus für den gesamten Rahmenplan zur klimagerechten Quartiersentwicklung Nordhausen Nord.
Wettbewerb in Nordhausen entschieden
Unter dem Titel ›Multitalent gesucht‹ lobte die Städtische Wohnungsbaugesellschaft in Kooperation mit der Stadt Nordhausen einen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb aus, in dem integrierte Lösungen für den Umbau eines Plattenbauhofes unter Beachtung des Bestands gesucht wurden. Wohnen, Soziales, Freiraum, Mobilität, Energie, Wasser und Versorgung sollten auf Quartiersebene für eine sozial und demografisch vielfältige Bewohnerschaft neu zusammengedacht werden. Statt konventioneller Sanierungswut und radikalem Umbau wurden smarte Ideen gesucht, die unter anderem Antworten auf die Frage finden: Welcher kleinstmögliche Eingriff hat die größtmögliche Wirkung?
Hütten & Paläste Architekten, Berlin, mit herrburg Landschaftsarchitekten, Berlin und mit eZeit Ingenieure, Berlin sowie mit ZRS Architekten GvA mbH, Berlin
Hütten & Paläste Architekten, Berlin, mit herrburg Landschaftsarchitekten, Berlin und mit eZeit Ingenieure, Berlin sowie mit ZRS Architekten GvA mbH, Berlin_2
Hütten & Paläste Architekten, Berlin, mit herrburg Landschaftsarchitekten, Berlin und mit eZeit Ingenieure, Berlin sowie mit ZRS Architekten GvA mbH, Berlin_3
Hütten & Paläste Architekten, Berlin, mit herrburg Landschaftsarchitekten, Berlin und mit eZeit Ingenieure, Berlin sowie mit ZRS Architekten GvA mbH, Berlin_4
einszueins Architektur ZT GmbH, Wien, mit YEWO Landscapes e.U, Wien und mit E7 Energie Marktanalyse GmbH, Wien
einszueins Architektur ZT GmbH, Wien, mit YEWO Landscapes e.U, Wien und mit E7 Energie Marktanalyse GmbH, Wien_2
einszueins Architektur ZT GmbH, Wien, mit YEWO Landscapes e.U, Wien und mit E7 Energie Marktanalyse GmbH, Wien_3
einszueins Architektur ZT GmbH, Wien, mit YEWO Landscapes e.U, Wien und mit E7 Energie Marktanalyse GmbH, Wien_4
Buero Kofink Schels, München, mit Dyvik Kahlen Architects, London, und mit Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg, sowie mit Bauart Konstruktions GmbH & Co.KG, München
Buero Kofink Schels, München, mit Dyvik Kahlen Architects, London, und mit Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg, sowie mit Bauart Konstruktions GmbH & Co.KG, München_2
Buero Kofink Schels, München, mit Dyvik Kahlen Architects, London, und mit Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg, sowie mit Bauart Konstruktions GmbH & Co.KG, München_3
Buero Kofink Schels, München, mit Dyvik Kahlen Architects, London, und mit Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg, sowie mit Bauart Konstruktions GmbH & Co.KG, München_4
Konzept ›Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung‹
Um auf städtebaulicher Ebene Zukunftsperspektiven für das Quartier Nord zu erarbeiten, führte die Stadt Nordhausen gemeinsam mit den beiden Wohnungsunternehmen – die Städtische Wohnungsgesellschaft mbH Nordhausen und die Wohnungsbaugenossenschaft Südharz eG – im Rahmen der IBA eine Mehrfachbeauftragung als dialogisches Verfahren zur Entwicklung einer städtebaulichen Rahmenstudie durch. Der Innovationsanspruch an die Rahmenstudie bestand in der Herstellung eines neuen Gesamtzusammenhangs zwischen Bewohner:innen, Klimaschutz, Energiewende, Mobilität, Bebauung, Freiraumnutzung und Stadt-Landschaftsbezügen. Ziel war eine gestalterisch exzellente und klimagerechte Quartiersentwicklung (sozialverträglich, sozioökonomisch und ressourcenschonend).
Für die Bearbeitung eingeladen wurden drei Arbeitsgemeinschaften:
- 1. Teleinternetcafe (Berlin ) mit HWK LandschaftsArchitekten Knödler (Ratingen)
- 2. DeZwarteHond. (Rotterdam/Köln) mit plandrei Landschaftsarchitektur (Erfurt)
- 3. Topotek 1 (Berlin)
Eine Jury unter Vorsitz von Florian Köhl (fatkoehl architekten, Berlin) empfahl am 13. Juni 2017 zur Ausarbeitung des Rahmenplans das Konzept der Arbeitsgemeinschaft Teleinternetcafe und HWK LandschaftsArchitekten Knödler.
Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung
Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung – heißt das Konzept der Arbeitsgemeinschaft Teleinternetcafe/HWK. Das Team beantwortet die Frage, wie sich das Plattenbauquartier Nordhausen Nord zwischen Stadt und Land erneuern kann, mit der sensiblen Herausarbeitung seiner Potenziale. Dazu entwickeln die Autoren einen dynamischen Rahmenplan auf drei Ebenen:
Teleinternetcafe Wettbewerb 2017_Mehr Stadt
Teleinternetcafe Wettbewerb 2017_Mehr Siedlung
Teleinternetcafe Wettbewerb 2017_Mehr Landschaft
Ablauf Mehrfachbeauftragung:
11. April 2017 Auftaktveranstaltung
09. Mai 2017 Zwischenpräsentation
13. Juni 2017 Endpräsentation und Jurysitzung
21. Juni 2017 Bürgergespräch
Verfahrensbetreuung:
Vinzenz Dilcher, UmbauStadt GbR (Weimar)
Matthias Seidel, UmbauStadt GbR (Weimar)
Fachjury:
Dr. Marta Doehler-Behzadi, Stadtplanerin, Geschäftsführerin IBA Thüringen
Prof. Dr. Dagmar Everding, Architektin, Professur Dezentrale Strukturen und Systeme, Hochschule Nordhausen
Florian Köhl, Architekt, fatkoehl architekten (Berlin)
Jun.-Prof. Dr. Sigrun Langner, Landschaftsarchitektin, Professur Landschaftsarchitektur und -planung, Bauhaus-Universität Weimar, STATION C23 (Leipzig)
Prof. Ingo Andreas Wolf, Architekt und Stadtplaner, Professur für Städtebau und Entwurf, HTWK Leipzig, pwbaukunst (Leipzig), Mitglied des Fachbeirats der IBA Thüringen
Sachjury:
Sven Dörmann, Vorstand Wohnungswesen der Wohnungsbaugenossenschaft eG Südharz
Inge Klaan, Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen
Manfred König, Erster ehrenamtlicher Beigeordnete der Stadt Nordhausen
Dr. Horst Petri, Bewohnervertreter
Sachverständige Berater/innen (ohne Stimmrecht):
Petra Diemer, Stadt Nordhausen, Amt für Zukunftsfragen und Stadtentwicklung
Kerstin Faber, Projektleiterin IBA Thüringen
Beate Meißner, Stadt Nordhausen, Amt für Zukunftsfragen und Stadtentwicklung
Burkhard Zschau, Faktor-i³ Energiekonzepte und Beratung, Autor der Energie- und Potenzialanalyse für Nordhausen Nord (Ehrenfriedersdorf/Dresden)
Presseberichte:
NZZ Online: Mehr Stadt. Mehr Land. Mehr Siedlung
Thüringer Allgemeine: Weniger Platte, mehr Leben: Nordhausen-Nord wird umgestaltet
Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹
Vision Nordhausen 2030: Eine Stadt und ihre Region versorgen sich selbst mit erneuerbarer Energie. Autos besitzt man nicht mehr, sondern man teilt sie sich. Parkplätze sind zu Plätzen für Parks geworden. Nordhausen isst, was in der Region, in der Stadt oder an Fassaden wächst. Neben einem Klimaschutzmanagement gibt es auch einen Ernährungsbeirat auf StadtLand-Ebene. Neubauland war gestern, in der Zukunft wird nur nachverdichtet oder umgebaut – mit klugen Raumlösungen und Mischnutzungen, aus recycelten, nachwachsenden und energiegewinnenden Rohstoffen sowie mit der neusten Speichertechnologie ausgestattet, versorgen sich die Gebäude selber. Abwasser zur Wärmegewinnung ist selbstverständlich; Trinkwasser für die Toilette ist Schnee von gestern. Der Supermarkt nebenan verkauft Lebensmittel ohne Verpackung. In einer Innovationswerkstatt entwickeln Schulen und Start-Ups Müllrecyclingprodukte. Und ganz nebenbei: Im Fitnessstudio wird nicht nur Energie verbrannt, sondern durch Strampeln produziert.
Die hier genannten Projekte sind keine Zukunftsmusik. Es gibt sie in Deutschland bereits. Was wäre aber, wenn die Stadt Nordhausen und ihre Region sie alle vereinen oder besser noch, darüber hinaus viele eigene Ideen entwickeln und umsetzen und damit selbst zum Vorreiter würde? Was wäre, wenn Nordhausen die erste ›2000 Watt Gesellschaft‹ bewusst lebt und nicht nur propagiert? Klimaschutz bedeutet nicht nur die Produktion erneuerbarer Energien, sondern auch Energieeinsparung und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in allen Lebensbereichen wie Mobilität, Esskultur, Baukultur, Konsum, Produktion – vom Materialursprung über die Verwendung bis zur Müllvermeidung. Das kann eine Stadt jedoch nicht alleine. Stadt und Land sind gefragt. Bewohner:innen, Vereine, Unternehmen, Schulen, öffentliche und private Institutionen!
Deshalb bewarb sich die Stadt Nordhausen gemeinsam mit der Hochschule Nordhausen im Rahmen der IBA Qualifizierungsarbeit beim Wettbewerb ›Zukunftsstadt‹ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Unter dem Titel ›Modellstadtregion für energetischen Wandel 2030+‹ schaffte es Nordhausen als eine von 51 Kommunen deutschlandweit in die erste Phase des Wettbewerbs. 2015 ging es in der ersten Phase darum, die vielen Akteur:innen und Ideen für eine umweltbewusste und ressourcenschonende Zukunftsgestaltung zu finden und erste gemeinsame Projektvorschläge zu verabreden. Dazu fanden drei Bürgerwerkstätten statt.
Die Auftakt- und Informationsveranstaltung zum Wettbewerb ›Zukunftsstadt‹ fand Im Oktober 2015 im Bürgerhaus Nordhausen statt. Der Einladungen folgten etwas 60 Akteur:innen, die sich an moderierten Tischgesprächen folgenden Fragen stellten: Was können wir nur gemeinsam tun? Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Was ist ein energetischer Stadtumbau? Heraus kamen Ideen und Vorstellungen, die in die Vorbereitung der Bürgerwerkstätten fließen:
November 2015: 1. Bürgerwerkstatt ›Gemeinsam Handeln‹
Januar 2016: 2. Bürgerwerkstatt ›Stadt-Land-Mobilität‹
Februar 2016: 3. Bürgerwerkstatt ›Energetischer Stadtumbau‹
März 2016: Abschlussveranstaltung und Präsentation der Ergebnisse
Momentan keine Termine
- Stadt Nordhausen
- Verfahren Nordhausen Nord: TMIL, Förderung durch Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), 2017-2019
- ARGE Ossietzky-Hof
Kerstin Faber
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-10
kerstin.faber@iba-thueringen.de