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Drohnenaufnahme des Eiermannbaus in der Auenstraße 11 in Apolda.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das Industriedenkmal 2016, vor Beginn der IBA Projektarbeit. Ursprünglich gebaut als Weberei, wurden seit den Dreißigerjahren bis 1994 Feuerlöschgeräte am Standort produziert.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Sommer 2016 fand die erste öffentlichkeitswirksame Aktivität im Eiermannbau statt: In Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung veranstaltete die IBA den Campus ›Zukunftswerkstatt Eiermannbau‹. 
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Rund 30 Teilnehmer:innen erprobten innerhalb von zwei Wochen, was der Eiermannbau als Ort kann, was es noch braucht für langfristige Nutzungen und was das Leitbild für die Industrieikone sein kann.
Foto Lennart Siebert
Die resultierende Vision einer ›Open Factory‹ geht von einer vielfältigen Nutzung des Eiermannbaus aus, auf dem Weg dahin sind einige Zwischenetappen zu meistern.
© IBA Thüringen/Wüstenrot Stiftung, erarbeitet vom IBA Campus Team 2016
Zum Abschluss des Campus 2016 fand die große LeerGut-Konferenz im Eiermannbau zu den Fragen statt: Wie umgehen mit wertvollem Leerstand?
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Eine Ausstellung über den üppigen Leerstand Thüringens in einem selbst ikonischen Leerstands-Gebäude zeigte parallel, welche reichen Ressourcen an Bestand im Freistaat schlummern.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Dezember 2017 erwarb die LEG Thüringen auf Grundlage eines von der IBA vorgelegten Betreiber- und Finanzierungskonzepts den Eiermannbau, sodass 2018 die Eröffnung der Open Factory gefeiert werden konnte.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Video Olaf Nenninger
Die Aktivierung des Eiermannbaus steht damit für eine besondere Form der Immobilienentwicklung, nämlich die Anhandgabe. Sie ermöglicht dank einer Landesgesellschaft LEG als Eigentümerin, dass ein Ort behutsam und experimentell über einen längeren Zeitraum entwickelt werden kann.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Zur Entwicklung des Eiermannbaus trug 2018 der nächste IBA Campus bei, bei dem in mehreren Werkstätten Möbel für das Denkmal und seine Aktivierung gebaut wurden.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Zum Abschluss wurden die Ergebnisse zahlreiche, Besucher:innen präsentiert. Das Mobiliar wird bis heute insbesondere für Veranstaltungen genutzt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Parallel zum Campus wurde das IBA Büro von den Architekt:innen des Teams geplant und von Werkstudierenden der Bauhaus-Universität Weimar gebaut. Das Haus-in-Haus Konzept überzeugt durch zwei Klimazonen, die eine sparsame und gestalterisch einzigartige Nutzung als Co-Working-Space ermöglichen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen
Industrielle Gewächshauser auf einem Holzsockel bieten persönlichen Raum und sind dank Infrarotheizkörpern beheizbar.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Der Makroraum ist Begegnungsort und Showroom, er drückt bildlich aus, wie Leerstand sinnvoll, nachhaltig und atmosphärisch aktiviert werden kann. Er wird bei entsprechenden Außentemperaturen über Deckenheizstrahler erwärmt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
2019 bewies der Eiermannbau schließlich, dass er auch für große Veranstaltungsformate optimal geeignet ist: Die Zwischenpräsentation der IBA Thüringen fand in dem Denkmal statt, das in dem Jahr auch zur Grand Tour der Moderne zählte.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die zentrale Schau war ein weiteres Aktivierungsmoment des Eiermannbaus. Mit Constructlab, die auch den IBA Campus 2018 begleiteten, wurde die Szenografie erarbeitet.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Mit dem Ausstellungsbesuch erlebte man alle Geschosse und Bauzeiten des Eiermannbaus.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Ein Programmhighlight der Zwischenpräsentation war außerdem das Kunstprojekt Hotel Egon, welches die Ergebnisse des IBA Campus 2018 nutzte und Gäste einlud, länger im Eiermannbau zu verweilen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Neben der Lobby im Erdgeschoss wurden mehrere außergewöhnliche Übernachtungsorte angeboten, wie beispielsweise die ehemaligen Umkleiden der einstigen Feuerlöschgerätefabrik.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Ab 2019 war das IBA Projekt Teil des Bundesförderprogramms ›Nationale Projekte des Städtebaus‹. In Berlin nahmen Sabine Wosche, Geschäftsführerin der LEG Thüringen, Rüdiger Eisenbrand, Bürgermeister der Stadt Apolda und Antragsteller, die IBA Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi (3 Personen v.l.) sowie die IBA Projektleiterin Katja Fischer und Stefan Städtler von der Stadt Apolda (2 Personen v.r.) die Förderurkunde entgegen.
Foto Pixel & Dot Photograph
2020 folgte mit dem Format ›Eintritt frei‹ das nächste Aktivierungsmoment: Nach Büroaufbau, Campus und Ausstellung erprobten 22 temporäre Nutzer:innen, wie es sich im Eiermannbau arbeiten und gestalten lässt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Jeder Raum der Ikone wurde für diverse Nutzer:innen gebraucht, zum Beispiel auch kleinere Einheiten im 3. Obergeschoss, wo ein Atelier entstand.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die ersten Mieter:innen neben der IBA waren bereits Teil der Open Factory, wie beispielsweise eine Kunstausstellung im 1. Obergeschoss und und der Bioimker Max Reschke auf der Freifläche.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Auch die Entwicklung eines innovativen Freiraumkonzepts für die zwei Hektar große Freifläche am Eiermannbau, einst bebaut und versiegelt, gehörte zum IBA Projekt. Darin werden die wesentlichen Gestaltungs-, Organisations- und Entwicklungsprinzipien für die Fläche geregelt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
In den Jahren 2022 und 2023 fand nach dem Pilotausbau des IBA Büros 2018 der Gesamtausbau dank Fördermitteln des Bundes und Landes Thüringen statt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Auch die schroffen Böden wurden geglättet und dennoch der Industriecharme erhalten.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Minimalinvasiv und rückbaubar wurden Holzständerkonstruktionen in den großen Hallen ergänzt, um den Mieter:innen eine Grundausstattung mit Teeküche anbieten zu können.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die TGA-Installation auf allen Ebenen ermöglichte nun die Vermietung über das ganze Jahr.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Für die Teeküchen und den Saal wurden aus Strickresten außerdem Vorhänge als gestalterische Highlights produziert.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Sie sind auch Ausdruck der Textiltradition Apoldas, welche im Eiermannbau aufleben soll.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
In den ehemaligen Umkleiden eröffnete die IBA Thüringen 2023 das immer zugängliche Studio Eiermann. Hier wurden in Zusammenarbeit mit der Bauhaus-Universität Weimar zahlreiche Text- und Bildinformationen zu Apolda, dem Architekten Egon Eiermann und der Entwicklung der Open Factory zusammengetragen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Reparaturen am Bestand, wie im Saal, gehörten ebenfalls zu den baulichen Maßnahmen 2022 und 2023. Dabei unterstützten wieder Werkstudierende.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Gerade der Saal profitiert enorm von den Fördermaßnahmen. Nun kann er ganzjährig für Veranstaltungen gebucht werden und erfreut sich stetig steigender Nachfrage.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Auch das Dach des Eiermannbaus wurde unter Federführung der LEG Thüringen denkmalgerecht saniert.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Mit dem Abschluss der Baumaßnahmen konnte die Open Factory im März 2023 feierlich wiedereröffnet werden. Gleichzeitig wurde sie ins IBA Finale aufgenommen und war wieder zentraler Ausstellungsort der Bauausstellung in deren letzten Präsentationsjahr.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die Abschlussschau der IBA verdeutlichte wieder, dass der Eiermannbau als Ausstellungsort dank der großen Flächen und guten Anbindung an den Bahnhof nach Weimar und Erfurt hervorragend geeignet ist.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Dazu trägt auch die großzügige Freifläche bei, welche beim StadtLand Forum, dem Debattenformat des Finaljahres der IBA, zum Mittelpunkt wurde.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Vier Plattformen, bestehend aus alten Betonplatten vom Dach, wurden zum Schauplatz des Miteinanders und Debattieren, des Feierns und Pausierens. 
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
So schloss sich der Kreis vom IBA Campus 2016 mit seinem ersten Ping-Pong-Club zum IBA Abschlussjahr und der Wiedereröffnung einer vielfältig genutzten Open Factory.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
2023 hat sich der Eiermannbau als Kultur- und Arbeitsort etabliert und erhielt eine Anerkennung vom Deutschen Architekturpreis. Zahlreiche Mieter:innen wie das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda, Radio Gramont oder der Förderkreis Integration e.V. fühlen sich neben der neuen Mieterin Stiftung Baukultur Thüringen für diesen einmaligen Ort verantwortlich und sichern gemeinsam seine Weiterentwicklung.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller

Eiermannbau Apolda

⸺ Leere Architekturikone jetzt Open Factory

https://www.open-factory.de
Die IBA Thüringen hat den Eiermannbau von 2016 bis 2023 unter dem Leitbild ›Open Factory‹ kooperativ und kollektiv entwickelt. Eine offene Fabrik ist entstanden, d.h. eine kleinteilig organisierte, gewerbliche Gemeinschaft aus Werkstätten, Ateliers, Büros und wechselnden Veranstalter:innen. Ein großes Ressourcenbewusstsein war maßgeblich bei der Projektentwicklung, die beispielgebend ist für eine neue Umbaukultur. Die Wertschätzung des Bestands war immer der Fokus. Im Zuge der Entwicklung des Eiermannbaus definierte die IBA ihre zentrale Leitfrage: Wie wenig ist genug? Sie wurde auch für viele andere IBA Projekte zum Wegweiser.
 
Die zwischen Jena und Weimar gelegene Kreisstadt Apolda war über Jahrzehnte ein wichtiger Produktionsstandort. Doch nach 1989/1990 blieben nur wenige Arbeitsplätze in der Textilindustrie und im Maschinenbau erhalten. Viele der Infrastrukturen und großflächige Industrieareale stehen bis heute leer. Dazu zählte auch eine ursprünglich vom Apoldaer Architekten Hermann Schneider errichtete Weberei, die 1938/1939 nach Plänen Egon Eiermanns für die Total KG zur Feuerlöschgeräteproduktion erweitert wurde. Der damals noch unbekannte Architekt Eiermann setzte die funktionalen und ästhetischen Anforderungen seiner Zeit souverän und zugleich sensibel um. Der modernistische Bestandsumbau macht das Gebäude zu einem bedeutenden Denkmal. 
 
Ab 1994 wurde die Produktion von Feuerlöschgeräten nach und nach eingestellt. Über 5.000 Quadratmeter Nutzfläche und ein zwei Hektar großes Grundstück standen leer — ein Leerstand von außergewöhnlicher baukultureller Qualität und in einer Stadt, die nur wenige Fahrminuten von den nachgefragten Thüringer Hochschulstädten Jena und Weimar entfernt liegt. Die damals fehlende Gebäudetechnik im Eiermannbau war sicherlich ein Grund, warum eine erfolgreiche Innutzungnahme des Gebäudes nicht gelang. Es ist aber auch Ausdruck der Nachfrageschwäche im StadtLand, dass trotz vielfältiger Anstrengungen und Investitionen zwischen 1994 und 2014 keine dauerhaften Nutzungen initiiert werden konnten. Das Denkmal steht beispielhaft für viele hartnäckige Leerstände in ländlichen Räumen, bei denen die Mittel der klassischen Immobilienentwicklung versagen und für die neue Strategien gebraucht werden.
 
2014 hatte sich die Stadt Apolda erfolgreich beim Projektaufruf der IBA Thüringen beworben, um zukunftsfähige Ideen für acht Brachen und Leerstandsareale zu entwickeln — ein Standort war der Eiermannbau. Zentrale Voraussetzung für die Projektentwicklung des Eiermannbaus war der Erwerb der Immobilie durch die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) im Dezember 2017. Die beiden Landesgesellschaften LEG und IBA arbeiteten Hand in Hand, ab Januar 2018 im Modell der Anhandgabe, geregelt durch einen Staffelmietvertrag. Bis Ende 2023 war die IBA somit Generalmieterin, programmatische Entwicklerin und Placemakerin des Projekts — alles Rollen, die weit über die üblichen Aufgaben einer Bauausstellung hinausgehen.
 
Der Eiermannbau wurde 2018 in das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus aufgenommen, auf das sich die Stadt Apolda gemeinsam mit der LEG und IBA erfolgreich bewarb. Dank der Bundesfördermittel, Zuwendungen des Landes Thüringen und der Eigenmittel der drei beteiligten Partner:innen war nicht nur der Umbau zur Open Factory, sondern eine ganzheitliche städtebauliche Entwicklung mit Gesamtinvestitionen von rund 8,2 Millionen Euro möglich. Auch weil investive und konzeptionelle Maßnahmen gefördert wurden, war dies ein idealer Rahmen für die ambitionierte IBA Projektentwicklung.
 
Die Projektentwicklung zur Open Factory basierte auf dem im ersten IBA Campus 2016 entwickelten Leitbild und einem anschließend erarbeiteten Finanzierungs- und Betreiberkonzept. Der vierzehntägige IBA Campus, der in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung stattfand, war aber auch eine erste gemeinsame Probenutzung des Standorts; viele weitere Teilhabeformate folgten. So fand 2018 ein zweiter Campus als DesignBuild-Projekt statt. Die dabei entstandene, inspirierende Ausstattung nutzte 2019 das vierzigtägige Kunstprojekt ›Hotel Egon‹ im Eiermannbau, das über 300 Übernachtungsgäste anzog. Auch das erste Coronajahr 2020 sollte die kollektive Aneignung des Standorts nicht ausbremsen, also stellte die IBA verschiedene Bereiche im Bau und auf der Freifläche mietfrei zur Verfügung. Die Open Factory erlebte so ihre Generalprobe: Von Juni bis November 2020 arbeiteten insgesamt 188 Menschen im Eiermannbau, eröffneten Ausstellungen, gaben Konzerte und luden hunderte Gäste ein. Es war der Beweis, dass die Architekturikone ein großartiger und passender Ort für Kunst und nachhaltige Produktion ist. Auch an der folgenden Planungs- und Umbauphase waren viele beteiligt: So wurde das Freiflächenkonzept gemeinsam mit ersten Pioniernutzer:innen entwickelt, Studierende und Apoldaer Schüler:innen waren unmittelbar am Umbau beteiligt.
 
Verwoben mit der kollektiven Aneignung fand der schrittweise Ausbau statt. Im Jahr 2018 entwarfen die Architekt:innen des IBA Teams zuerst eine Pilotfläche, d.h. ein Ausbaukonzept für 750 Quadratmeter im zweiten Obergeschoss, die seitdem IBA Büro und Showroom waren. Die Herausforderung bestand darin, die einfachverglasten Räume mit simplen Mitteln ganzjährig nutzbar zu machen und zugleich den Denkmalanforderungen und der Ästhetik der Moderne gerecht zu werden. Es ging um ein kreatives Unterlassen, nicht als Einschränkung der Nutzungsqualität, sondern um Nutzungen im nachfrageschwachen Kontext überhaupt wieder zu aktivieren. Und so wurde eine besondere Haus-in-Haus- Lösung entwickelt: 15 kleine Industriegewächshäuser auf Holzsockeln wurden als Büros eingebaut. Die bisher fehlende Gebäudetechnik wurde auf zentralen Trassen realisiert, so bleiben die Flächen nutzungsneutral. Zur Temperierung der Hallen wurden Deckenstrahlplatten installiert, die Temperatur in den Gewächshäusern wird durch Infrarotheizkörper individuell gesteuert. Es ist ein Lowtech-Konzept, das auch auf organisatorische Lösungen wie Querlüftung und Nachtabkühlung setzt. Das Heizkonzept basiert auf dem temperierten Makroklima der Hallen von maximal 15 Grad und dem Mikroklima in den Gewächshäusern. Dem Open-Source-Gedanken treu bietet die IBA ihre Gewächshaus-Lösungen online frei zugänglich an, der Ausbau wurde in großen Teilen durch ein studentisches Team realisiert. 
 
In den Jahren 2022 und 2023 fanden dann der Gesamtausbau und die baulichen Vorbereitungen für die Entwicklung der Freifläche statt. Die minimalinvasive Umbaustrategie basiert auf rückbaubaren und erneuerbaren Eingriffen und dem Reparieren und Pflegen des Vorhandenen. Auch Eiermanns respektvolles Weiterbauen ist dafür ein Vorbild. Lediglich 350 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche wurden letztendlich investiert, der Mietzins liegt bei 4,50 Euro pro Quadratmeter.
 
Ein im Projektzeitraum erarbeitetes Ressourcenschutzkonzept dient dabei als Kursbuch für einen konsequent nachhaltigen Weg. Es richtet sich an die Projektbeteiligten der Open Factory, von der Eigentümer:in bis zu den Nutzer:innen, und formuliert die Vision für ein sozial-ökologisches Miteinander für den Standort. Denkanstöße zeigen, wie weitere Entwicklungen und der Betrieb der Open Factory innerhalb planetarer Grenzen möglich sind. Das Freiflächenkonzept samt Rahmenplan dient der zukünftigen Entwicklung der zwei Hektar großen Fläche am Eiermannbau. Hier hat sich ein wertvoller Artenreichtum entwickelt, der zum Ausgangspunkt für die Entwicklung der gewerblichen Baufläche wird. Beide Konzepte setzen neue Maßstäbe für eine nachhaltige, auch landschaftsbezogene Entwicklung mit einer hohen Verbindlichkeit der Umwelt gegenüber.
 
Nach vielen Jahren der gemeinsamen Aktivierung ist die Open Factory Konzept und gleichzeitig Wirklichkeit. Sie wurde ein Ort zum Arbeiten, Vernetzen und Veranstalten — ein Experimentierraum dazu. Die ersten Mieter:innen zogen ein und die Nachfrage steigt. Start-ups, Unternehmen und Initiativen, Künstler:innen und Forscher:innen sind eingeladen, sich diesen inspirierenden Ort in Apolda anzueignen und ihn gemeinsam weiterzuentwickeln.

Ort

Open Factory Eiermannbau

Auenstraße 11
99510 Apolda

Projektträger:inner

Kooperationspartner:in

Planungsbeteiligte

Meilensteine

30.09.2014

Stadt Apolda wird mit Projektskizze ›Apolda, Apolda – Nächster Halt Zukunft!‹ IBA Kandidat

17.10.2014

Vorprojektphase mit Konzeptentwicklung für Gebietskulisse Bahnhof Apolda

15.06.2016

Format IBA Campus 2016 schafft Leitbild Open Factory

11.05.2017

IBA Büro temporär im Eiermannbau

22.12.2017

Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen wird Eigentümerin

02.02.2018

Fachbeirat empfiehlt IBA Projektstatus

31.05.2018

IBA Salon zum Start der Projektentwicklung Open Factory

05.08.2018

Format IBA Campus 2018 schafft Basisausstattung an Möbeln

23.10.2018

IBA Büro fertiggestellt

01.05.2019

Zwischenpräsentation IBA Thüringen im Eiermannbau beginnt

05.07.2019

Format ›Hotel Egon‹ lädt zu Übernachtungen ein

15.10.2019

Aufnahme in Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹

20.04.2021

Ressourcenschutzkonzept für nachhaltige Standortentwicklung fertiggestellt

01.07.2021

Format ›Eintritt frei!‹ lädt zu Probenutzungen ein

30.09.2021

Freiflächenkonzept für nachhaltige Standortentwicklung fertiggestellt

03.01.2022

Beginn Umbau Eiermannbau

03.03.2023

Feierliche Wiedereröffnung des Eiermannbaus und Aufnahme in die IBA Abschlusspräsentation

04.05.2023

Zentrale IBA Abschlussausstellung im Eiermannbau eröffnet

19.06.2023

Beginn STADTLAND Foren im Eiermannbau