Thüringen, LeerGut-Agenten

Netzwerk zur Belebung von Leerstand 

In Thüringen ist der Leerstand vielerorts sichtbar, vor allem auf dem Land und in den kleineren Städten. Mit dem Begriff LeerGut erklärt die IBA Thüringen den Leerstand nicht nur zu ihrem Handlungsfeld, sondern auch zur wertvollen Ressource. Im LeerGut sind zugleich Ortsgeschichte und Identität, Baustoffe und handwerkliches Wissen, graue Energie und Umbaupotenzial gespeichert. Indem LeerGut und Brachen innerörtliche Raumreserven und Entwicklungsoptionen bieten, können sie die weitere Bebauung von Naturräumen und Agrarflächen ersparen und zur Stärkung von Ortschaften in ländlichen Räumen beitragen.

Die IBA Thüringen machte die Aktivierung von Leerstand zum Thema ihrer LeerGut-Konferenz 2016. Über 250 Menschen kamen dazu in den Eiermannbau nach Apolda. Um dieses zentrale Anliegen der IBA über ihre eigenen Projekte hinaus weiterzutragen und zu verstetigen, entwickelte die IBA seit 2017 Ideen und knüpfte Kontakte für ein Thüringer Netzwerk zur Belebung von Leerstand. Eines der Vorbilder war das bundesweite Netzwerk Immovielien, das sich 2017 in Leipzig mit dem Fokus auf gemeinnützige Immobilien- und Stadtentwicklung gründete. Auf Initiative der IBA Thüringen gründeten sich 2018 die LeerGut-Agenten als Thüringer Netzwerk zur gemeinwohlorientierten Belebung von Leerstand. Seither hat sich das Netzwerk mit jedem der inzwischen zwölf Treffen vor Ort unter anderem in Gera, Cobstädt, Tonndorf, Lauscha, Tannroda, Schweina, Schwarzburg und Ummerstadt stetig vergrößert.

Die LeerGut-Agenten wollen neue Nutzer:innen, Kommunen und Alt­eigentümer:innen dabei unter­stützen, Altbauten und Brachen wiederzubeleben. Viele leerstehende Gebäude und Brachen, darunter alte Fabriken, Schulen, Beherbungsstätten, Verwaltungen und Hofstellen sind für nur eine Nutzungseinheit zu groß. Entsprechend bedarf es des Leerstandsmanagements, der Bildung von Baugruppen, der Entwicklung von Nutzungs- und Betreiberkonzepten und der Beratung bei Fragen des Planungs- und Baurechts, der Finanzierung und der Förderung, bis hin zu alternativen Eigentumsformen wie Erbbaurecht und Genossenschaften. 

Die LeerGut-Agenten verknüpfen Initiativen, Wissen und Erfahrungen, damit aus guten Ideen machbare Projekte werden. Ziel ist es, Alternati­ven zu Spekulation, Verfall und Abriss, aber auch zu weiterem Neubau ›auf der grünen Wiese‹ aufzuzeigen. Dabei ermöglichen die LeerGut-Agenten die persönliche Entfaltung der Beteiligten, das Gemeinwohl in der Region, der Kleinstadt bzw. im Dorf zu stärken und die planetaren Grenzen, insbesondere Boden, Umwelt und Klima, zu berücksichtigen. Mit ihrem Selbstverständnis als Thüringer Lobby für eine gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung, setzen sie sich so für die Um- und Wiedernutzung von Häusern und Brachen in den ländlichen Räumen ein und für eine Baukultur, die Innovationen in der Planung, Finanzierung und Förderung hervorbringt. 

2021 bauten die LeerGut-Agenten mit finanzieller Unterstützung der IBA Thüringen mit den ›LeerGut-Scheinen‹ ein entsprechendes Beratungsangebot auf: Sie möchten Initiativen zur Entwicklung von leerstehenden Immobilien insbesondere in der sogenannten „Phase 0“ vernetzen, beraten und unterstützen – von der Idee zum Projekt. Dazu haben sie bisher 17 sogenannte LeerGut-Scheine für eine professionelle Beratung vergeben. Das Spektrum der Projekte reichte vom ehemaligen Bürgermeisteramt über Gehöfte, Dorfgaststätte und Konsum bis hin zum Wohnprojekt in einem Forsthaus. Die aufsuchende, wertschätzende Beratung trug zur Motivation und Qualifizierung der unterschiedlichen Initiativen und Projekte bei, vor allem in den Bereichen Trägerstruktur, Nutzungskonzept und Rechtsform, aber auch in Fragen der Stadt- und Bauplanung sowie Förderung. Weiterhin legten die LeerGut-Agenten Online-Formate zur fachlichen Vertiefung und zum überregionalen Austausch auf.

Beim 8. Netzwerktreffen 2021 in der Alten Feuerwache Weimar vernetzten sich die LeerGut-Agenten mit dem Quartier für Alle e. V., ehemals die WohnStrategen e. V. Aus der Zusammenarbeit erwuchs die Idee für eine Zukunftswerkstatt für Kommunen, die 2022 gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft mit 80 Teilnehmer:innen in Apolda umgesetzt wurde. Im gleichen Jahr boten die LeerGut-Agenten bei der Thüringer Kommunalakademie erstmals die Fortbildung »Leerstand als Chance« an, mit den Schwerpunkten Neue Nutzergruppen sowie Leerstands- und Baulandmanagement.

Im Jahr 2022 erhielten die LeerGut-Agenten den Status eines IBA Projekts, verbunden mit einer fortgesetzten finanziellen Unterstützung durch die IBA. Damit ist die Erwartung verknüpft, dass die LeerGut-Agenten ihre Arbeitsstruktur dauerhaft anlegen, um ihre Netzwerkarbeit, ihre Beratungs- und Fortbildungsangebote, aber auch ihre Lobbytätigkeit für den Bestandserhalt und für eine Umbaukultur in Thüringen fortzusetzen. Dazu bieten sich die LeerGut-Agenten als offene, akteursübergreifende Austauschplattform sowie Vermittlungsstelle von Fach- und Erfahrungswissen zur gemeinwohlorientierten und ressourcenbewussten Aktivierung von Leerstand an. Mitwirkende und Zielgruppen zugleich sind sowohl die unternehmerische Zivilgesellschaft, bestehend aus neuen Nutzer:innen und Bestandseigentümer:innen, als auch Planungsbüros und Kommunen, der Freistaat sowie interessierte institutionelle Eigentümer:innen und Investor:innen. Die besondere Herausforderung besteht darin, die Tätigkeit der LeerGut-Agenten angesichts der ökonomisch prekären Situation vieler Leerstände und Kommunen finanziell abzusichern. Ihre gesellschaftliche Relevanz und Breite rechtfertigt eine öffentliche Förderung über den Zeitraum der IBA hinaus. Mit den Leergut-Agenten entstand im Rahmen der IBA eine Innovation, die nicht in einem einzelnen Bauwerk sichtbar wird, sondern vielfältige Aktive im Sinne einer neuen Umbaukultur für Thüringen bei Investitionen im Bestand bestärkt und begleitet.

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In regelmäßigen Netzwerktreffen kommen die LeerGut-Agenten mit Expert:innen und Interessierten zusammen, besuchen thüringenweit etablierte und neu entstehende Projekte, schaffen Öffentlichkeit und vermitteln Kontakte. Treffen fanden bereits in Gera, Cobstedt, Apolda, Tonndorf, Schwanditz, Lauscha, Tannroda, Schweina und im Quartiersprojekt ›Alte Feuerwache e.V.‹ in Weimar statt.
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Im breiten Netzwerk sind inzwischen über 50 Aktive, Initiativen, Wohn-, Kultur- und Gewerbeprojekte, Verwaltungsmitarbeitende, Planungs- und Projektbüros sowie Bauschaffende vertreten.

Die LeerGut-Agenten sind Mitglied im Netzwerk Immovielien, Projektträger ist der Plattform e.V. in Erfurt.


Ort



Projektträger

Plattform e.V., Erfurt



Förderung

Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH



Ansprechpartner:innen

Katrin Hitziggrad
Koordination
Telefon +49 176 830 548 61
kontakt@leergut-agenten.de

Dr. Bertram Schiffers
IBA Projektleiter





Projektprozess

Netzwerk LeerGut-Agenten im IBA Finale 2023
03.03.23
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Transferveranstaltung "Leerstand als Chance" - Zusammen denken, gemeinsam handeln
29.11.22
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12. Netzwerktreffen Rodachtal
06.10.22
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IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für die ›LeerGut-Agenten‹
02.09.22
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11. Netzwerktreffen Sundhausen
07.07.22
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Netzwerktreffen der LeerGut-Agenten bei IBA Projekt Haus Bräutigam
03.05.22
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Fortbildungsangebot ›Leerstand als Chance‹ bei der Thüringer Kommunalkademie gestartet
24.03.22
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Thema "Bestand als Ressource" beim Netzwerktreffen spezial online
17.03.22
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9. Netzwerktreffen Schweina
21.10.21
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8. Netzwerktreffen Weimar
21.07.21
...
7. Netzwerktreffen digital
21.01.21
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IBA Fachbeirat empfiehlt Kandidatenstatus für die ›LeerGut-Agenten‹
14.09.20
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6. Netzwerktreffen Tannroda
09.07.20
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5. Netzwerktreffen Schwanditz
23.08.19
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4. Netzwerktreffen Apolda
19.06.19
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3. Netzwerktreffen Lauscha
19.05.19
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2. Netzwerktreffen Cobstädt
24.01.19
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1. Netzwerktreffen Gera
18.10.18
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