Schwarzatal, Wasserfrische
Neue Landschaftserlebnisse: Wiederbelebung von Sommerfrische-Orten entlang der Schwarza
Ausgehend von dem kooperativen Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹ 2018, das Konzepte zur Landschaftsgestaltung im Schwarzatal untersuchte, sind zwei Wassergrundstücke zu einem IBA Projekt ernannt worden: Schwarzmühle und Obstfelderschmiede, beides Bahnhaltepunkte der Region.
An den Standorten sollen Mini-Topographien für besondere Wasser-, Landschafts- und Naturerlebnisse entstehen.

In Meuselbach-Schwarzmühle sind ein Wanderplatz und Sommergarten geplant. Plangrafik: MAN MADE LAND & fabulism

Am Bahnhof Obstfelderschmiede wiederum ist ein grüner Verweilort geplant. Plangrafik: MAN MADE LAND & fabulism
Die Entwürfe für eine Wasserfrische hat die Landschaftsarchitektin Anna Lundqvist vom Büro MAN MADE LAND gemeinsam mit Mirko Andolina und Yuilia Pozzi von fabulism ausgearbeitet.
Die Wasserfrische ist Teil des favorisierten Entwurfs von MAN MADE LAND und fabulism, der aus dem kooperativen Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹ hervorgegangen ist. Das Werkstattverfahren wurde 2018 organisiert vom tatkräftigen Verein Zukunftswerkstatt Schwarzatal mithilfe des Modellprogramms der Raumordnung des Bundes (MORO) und der IBA Thüringen sowie in Kooperation mit der LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt. Unter dem Titel ›Slow Landscape – Sommerfrische am Panoramawegnetz‹ schlägt der favorisierte Entwurf ein systematisches und gut strukturiertes Gesamtkonzept vor, bei dem der 136 Kilometer lange Panoramaweg des Schwarzatals als verbindendes Element interpretiert wird.
Die Fertigstellung des IBA Projekts Wasserfrische ist für 2023 geplant.

Die Wasserfrische ist Teil der IBA Projektfamilie im Schwarzatal.
IBA Projekt ›Wasserfrische‹ erhält Förderung
In Schwarzmühle und Obstfelderschmiede - beides Ortsteile der Landgemeinde Stadt Schwarzatal - soll die schöne Landschaft entlang des Flusses Schwarza aufgewertet werden. Die beiden Standorte des IBA Projekts ›Wasserfrische Schwarzatal‹ sind Bahnstationen und Startpunkte zum wunderschönen Panoramaweg. In Schwarzmühle ist ein Wanderplatz und Wassergarten sowie am Bahnhof Obstfelderschmiede ein grüner Verweilort geplant. Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft fördert die Vorhaben nun zu 90% bei einem Gesamtvolumen von rund 600.000 EUR. Projektträgerin ist die Landgemeinde Stadt Schwarzatal in Kooperation mit DB RegioNetz Infrastruktur GmbH Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn und dem Hotel Waldfrieden.
Die Wasserfrische ist als Pilotprojekt aus einem Entwurf von den Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros ›MAN MADE LAND‹ und ›fabulism‹ hervorgegangen. Dieser Entwurf war 2018 Ergebnis des kooperativen Werkstattverfahrens ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹, organisiert vom Verein ›Zukunftswerkstatt Schwarzatal‹ mithilfe des Modellprogramms der Raumordnung des Bundes (MORO), der IBA Thüringen sowie in Kooperation mit der LEADER Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt.
IBA Fachbeirat empfiehlt Projektstatus für ›Wasserfrische‹
IBA Kandidat wird, wer gute Ideen und Konzepte für das StadtLand vorweisen kann. In einem anschließenden Qualifizierungsprozess mit Workshops, Studien, Wettbewerben und ersten Planungen reifen diese Ideen zu Projekten, an die ein hoher Maßstab angelegt wird. IBA Projekte sollen für die Entwicklung Thüringens und darüber hinaus Referenz und Vorbild sein.
Der IBA Fachbeirat hat am 5. März für die Wasserfrische den IBA Projektstatus empfohlen.
Pilotprojekt ›Wasserfrische‹ 2019/2020
Im Schwarzatal wurde erkundet, an welchen Standorten an der Schwarza das Pilotprojekt ›Wasserfrische‹ umsetzbar wäre. Mögliche Projektträger an insgesamt fünf Standorten hatten in diesem Zusammenhang ihr Interesse an dem Pilotprojekt signalisiert. Ausgewählt wurden schließlich die Standorte Obstfelderschmiede und Schwarzmühle. Projektträger an beiden Standorten sind die Stadt Schwarzatal in Kooperation mit der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn, den Gastronomen vor Ort sowie der Zukunftswerksatt Schwarzatal.
2019/2020 wurde für beide Standorte eine Projektskizze inklusive Kostenschätzung erarbeitet. Für den Standort Schwarzmühle wurde die Idee der ›Wasserfrische Gärten‹ herausgearbeitet. Für Standort Obstfelderschmiede wiederum wurde die Idee des Kräutergartens formuliert, der auf die Tradition der Olitäten im Schwarzatal zurück greift. Die Entwicklung beider Standorte versteht sich als der Beginn einer Projektfamilie, durch die modelhaft aufgezeigt wird, wie planerisch und genehmigungstechnisch vorgegangen werden muss. So müssen die Belange von Naturschutz und Erholungsqualität in Bezug auf die Steigerung der Attraktivität als Lebensraum für StadtLand-Bewohner und Sommerfrische-Gäste an der Schwarza im Schwarzatal neu ausgehandelt werden. An beiden Standorten kann neben dem gastronomischen Angebot eine Modul-Box für den 2019 vom Thüringer Tourismusnetzwerk TTG 2019 entwickelten ›Heimatproviant‹ als Wanderverpflegung integriert werden.
Insgesamt wurde mit diesem Verfahren ein Kommunikationsprozess angestoßen, der, unabhängig von den jeweiligen politisch-administrativen Grenzen, den Blick sehr verschiedener Akteure auf die gemeinsame Landschaft lenkt. In diesem Verständnis ist das zukunftsfähige Landschaftsbild Bestandteil eines kontinuierlichen regionalen Bearbeitungs- und Kommunikationsprozesses. Auch das Werkstattverfahren war als ein kooperativer und interaktiver Prozess angelegt. Über das Netzwerk der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. und die regionalen Mitglieder des Komitees wurden und werden Akteure vor Ort von Vereinen, Kommunen, Verwaltung und Wirtschaft eingebunden. Es ging also nicht um einen klassischen, landschaftsplanerischen Entwurf, sondern im weitesten Sinne um die gemeinsame Entwicklung ‚regionaler Möglichkeitsräume’ als Lebensumfeld und Handlungsraum der ansässigen Bevölkerung und Motivation für Besucherinnen und Besucher bis hin zu neuen StadtLand-Beziehungen im Sinne der IBA Thüringen. Der Prozess hat dazu Anstöße und Vorschläge sowie ein konkretes Pilotprojekt an zwei Standorten geliefert, die bis zum Finale der IBA Thüringen 2023, aber auch darüber hinaus fort- und umgesetzt werden.
Schwarzburger Gespräche zum ›Zukunftsfähigen Landschaftsbild Schwarzatal‹
2018 hatte die anstehende Gebietsreform viele Diskussionen ausgelöst. Geplant ist, zu Beginn des Jahres 2019 eine Verwaltungsgemeinschaft im Schwarzatal zu bilden, auch wenn nicht alle bestehenden Kommunen für eine einheitliche Verwaltungsstruktur Schwarzatal zu gewinnen sind. Aber unabhängig davon – der großartige Landschaftsraum mit seiner bedeutenden Kulturgeschichte wird weiter bestehen bleiben.
Wie aber soll und kann sich die Kulturlandschaft des Schwarzatals in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln? Wie können wir sicherstellen, dass sie sowohl für Einheimische wie auch für Gäste attraktiv bleibt? Und wer sind die Akteure und Entscheidungsträger, die für eine gute Entwicklung Sorge tragen, wenn es keine gemeinsame politische Verwaltungsstruktur mehr gibt?
Mit diesen Fragen, vor der in ähnlicher Weise auch andere Kulturlandschaften stehen, haben sich die Schwarzburger Gespräche am 24. und 25. August 2018 im Torhaus von Schloss Schwarzburg beschäftigt. Dank dem bundesweiten Modellprogramm der Raumordnung (MORO) und der IBA Thüringen bestand außerdem die Möglichkeit, vier internationale Landschaftsarchitekturbüros zu beauftragen, am Kooperativen Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschafsbild Schwarzatal‹ teilzunehmen.

Die entstandenen Entwürfe wurden am ersten Tag der Schwarzburger Gespräche öffentlich präsentiert. Nach einer folgenden Komitee-Sitzung wurde der Entwurf 'Slow Landscape Schwarzatal - Sommerfrische am Panoramawegnetz' von man made land & fabulism favorisiert und ein erstes Pilotprojekt empfohlen.

In dem Entwurf wird der Panoramaweg als verbindendes Raumelement mit wesentlichen Querverbindungen als Netzwerk im Schwarzatal gestärkt. Die neue Sommerfrische, die sich derzeit vor allem noch auf die Öffnung und Transformation leerstehendender Sommerfrische Häuser konzentriert, wird mit den Themen Dorf- und Wasserfrische, Wiesen- und Waldfrische angereichert. Die Entwicklung einer Food Akademie an der Mankenbachs Mühle in Verbindung mit einer baulichen Intervention an dem Fluss Schwarza soll ein positives und modellhaftes Initial für die Belebung der Gastronomie in der Sommerfrische Landschaft sein. Die Maßnahmen sollen unter aktiver Einbeziehung der Bewohner im Schwarzatal erfolgen.

Das Kooperative Werkstattverfahren 'Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal' wurde ausgelobt von der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. , Verein zur Förderung einer zukunftsfähigen regionalen Entwicklung, in Kooperation mit der Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen GmbH und LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt.

Am zweiten Tag der Schwarzburger Gespräche wurde die favorisierte Arbeit einem breiten Publikum vorgestellt und darauf basierend eine Charta für das Schwarzatal diskutiert. Alle vier Arbeiten der Landschaftsarchitektursbüros wurden im Anschluss an die Schwarzburger Gespräche im Kaisersaalgebäude von Schloss Schwarzburg zum Tag der Sommerfrische ausgestellt.
Alle am Kooperativen Werkstattverfahren beteiligten Teams:
Favorisierte Arbeit: man made land – Prof. Anna Lundquist, Lena Flamm & fabulism: Mirko Andolina
A24 Landschaft - Steffan Robel, Lola Meyer, Jan Grimmek, Jürgen Höfler, Olivia Grandi
Station C23 - Prof. Sigrun Langner, Michael Rudolph, Mara Trübenbach, Anna Bauch & herr meier licht: Jürgen Meier
bauchplan ).( - Kay Strasser, Tina Roj, Victoria Wakulicz, Elisabeth Judmair, Julia Ulrich, Wasim Dery, Fernando Nebot Gomez, Arnaud Calatayud, Abdelrahman Gamil, Julia Merkle, Nicolas Posso Vidales, Jonas Hammerer, Polina Palo, Thomas Meyer, Michael Franke, Marie Baldenweck, Eleni Boutsika-Palles, Anna Stauber, Janet Kyas-Reich
Gefördert bzw. betreut wird das Vorhaben im Bundesprogramm ›Modellvorhaben der Raumordnung‹ (MORO, Projekt Regionale Landschaftsgestaltung) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Kooperatives Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹ gestartet
Am 28. und 29. Mai 2018 startete das Kooperative Werkstattverfahren ›Zukunftsfähiges Landschaftsbild Schwarzatal‹. Ausgelobt wurde das Verfahren von der Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V. in Kooperation mit der IBA Thüringen und der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt. Gefördert bzw. betreut wurde das Vorhaben im Bundesprogramm ›Modellvorhaben der Raumordnung‹ (MORO, Projekt Regionale Landschaftsgestaltung) vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Begleitet wird es durch ein Komitee aus Fach- und Sachmitgliedern.
Landschaftsbild Schwarzatal Workshop Studien_Foto Thomas Müller
Eingeladen waren vier regional, überregional und international besetzte Landschaftsarchitekturstudios: A24, bauchplan ).(, MAN MADE LAND und Station C23. Die Bearbeitungsteams sind interdisziplinär mit Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen, Szenograf:innen bzw. Künstler:innen besetzt. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde die Aufgabenstellung umfassend vorgestellt und diskutiert, das Mittlere Schwarzatal und die Bergbahnregion Schwarzatal bereist und es fand ein reger Austausch mit Projektpartner:innen vor Ort statt.
Bei der Zwischenpräsentation am 18. Juni 2018 stellten die Teams ihre ersten Ideen zur Diskussion vor Ort vor. Im Rahmen der Schwarzburger Gespräche am 24. und 25. August 2018 wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert.
- Landgemeinde Stadt Schwarzatal
- DB RegioNetz Infrastruktur GmbH / Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn (OBS)
- Flair Hotel Waldfrieden
- Bundesministerium des Inner und für Heimat: Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)
- Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
- IBA Thüringen
Ulrike Rothe
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-13
ulrike.rothe@iba-thueringen.de
- Dokumentation MORO Tagung ›Regionale Landschaftsgestaltung‹ 2020
- Artikel Planungspraxis regionaler Initiativen und interkommunaler Kooperation - Neue Materialien zur Planungskultur Nr. 41
- Favorisierte Arbeit des Kooperativen Werkstattverfahrens ›Zukunftsfähiges Landschafsbild Schwarzatal‹ von MAN MADE LAND