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Leerstand gibt es viel in Thüringen, schätzungsweise über 40.000 Gebäude.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die LeerGut-Agenten wollen neue Nutzer:innen, Kommunen und Alt­eigentümer:innen dabei unter­stützen, Altbauten und Brachen wiederzubeleben.
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Auf Initiative der IBA Thüringen gründeten sie sich 2018 als Thüringer Netzwerk zur gemeinwohlorientierten Belebung von Leerstand und haben seither viel Zuwachs bekommen.
© LeerGut agents, photographer Thomas Müller
Bei ihren Netzwerktreffen sind die LeerGut-Agenten immer zu Gast bei beispielhaften Bestandsprojekten und Initiativen, die sich für LeerGut einsetzen. Dort tauschen sie Wissen aus und vernetzen sich.
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Die LeerGut-Agenten wollen die persönliche Entfaltung der Beteiligten ermöglichen, das Gemeinwohl stärken und die planetaren Grenzen, insbesondere Boden, Umwelt und Klima, berücksichtigen.
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Die LeerGut-Agenten beraten Menschen und Initiativen mit LeerGut-Scheinen, die Bestand wieder in Nutzung bringen wollen und fordern eine Baukultur, die Innovation in Planung, Finanzierung und Förderung hervorbringt.
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Im Dorf Neuengönna im Saale-Holzland-Kreis wurde nach Beratung durch die LeerGut-Agenten beispielsweise ›Ellas Lädchen‹ eröffnet, ein beliebter kleiner Dorfkonsum mit Speisen und Getränken.
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2023 gründete sich das Netzwerk zu Belebung von Leerstand als gemeinnütziger Verein.
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Im gleichen Jahr wurde das Netzwerk in die IBA Abschlusspräsentation aufgenommen. Dies verdeutlicht den hohen Stellenwert organisierter Zivilkräfte, die für Baukultur einstehen.
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LeerGut-Agenten Thüringen

⸺ Netzwerk zur Belebung von Leerstand 

https://www.leergut-agenten.de
In Thüringen ist der Leerstand vielerorts sichtbar, vor allem auf dem Land und in den kleineren Städten. Mit dem Begriff LeerGut erklärt die IBA Thüringen den Leerstand nicht nur zu ihrem Handlungsfeld, sondern auch zur wertvollen Ressource. Im LeerGut sind zugleich Ortsgeschichte und Identität, Baustoffe und handwerkliches Wissen, graue Energie und Umbaupotenzial gespeichert. Indem LeerGut und Brachen innerörtliche Raumreserven und Entwicklungsoptionen bieten, können sie die weitere Bebauung von Naturräumen und Agrarflächen ersparen und zur Stärkung von Ortschaften in ländlichen Räumen beitragen.

Die IBA Thüringen machte die Aktivierung von Leerstand zum Thema ihrer LeerGut-Konferenz 2016. Über 250 Menschen kamen dazu in den Eiermannbau nach Apolda. Um dieses zentrale Anliegen der IBA über ihre eigenen Projekte hinaus weiterzutragen und zu verstetigen, entwickelte die IBA seit 2017 Ideen und knüpfte Kontakte für ein Thüringer Netzwerk zur Belebung von Leerstand. Eines der Vorbilder war das bundesweite Netzwerk Immovielien, das sich 2017 in Leipzig mit dem Fokus auf gemeinnützige Immobilien- und Stadtentwicklung gründete. Während in frühen Konzeptpapieren der IBA noch von einer Agentur die Rede war, setzte sich bald das Bild von dezentral im Land verteilten Agent:innen durch, die vor Ort Wissen und Erfahrungen generieren, untereinander austauschen und weitergeben. Nicht allein die leeren Häuser, sondern vor allem die vielen Ideengeber:innen, künftigen Nutzer:innen und Unterstützer:innen sollten im Mittelpunkt stehen. Motivation und Ziel der ›LeerGut-Agent:innen‹ ist ein Dreiklang: Sie wollen die LeerGut-Aktiven vor Ort in ihrer Selbstwirksamkeit stärken, zum Gemeinwohl in den Dörfern und Quartieren beitragen und die planetaren Grenzen in Bezug auf Klima und Umwelt achten.

Im Mai 2018 lud die IBA zum Auftakttreffen in das Café der Other Music Academy nach Weimar ein. Von Anfang an nahmen viele Interessierte teil. Seither hat sich das Netzwerk mit jedem der inzwischen zwölf Treffen vor Ort unter anderem in Gera, Cobstädt, Tonndorf, Lauscha, Tannroda, Schweina, Schwarzburg und Ummerstadt stetig vergrößert. Bei ihrer Klausur 2019 in Schwanditz schärften die LeerGut-Agenten ihr Leitbild und bildeten eine Lenkungsgruppe. Im Jahr 2020 erhielten die LeerGut-Agenten mit Unterstützung des Plattform e. V. Erfurt als Projektträger den Status eines IBA Kandidaten. Seither verstärkt eine Koordinatorin das Netzwerk. 2021 erprobten die LeerGut-Agent:innen ihr Beratungsangebot für Initiativen zur Leerstandsaktivierung in der sogenannten Phase Null von der Idee bis zum Projekt. Dazu haben sie bisher 17 sogenannte LeerGut-Scheine für eine professionelle Beratung vergeben. Das Spektrum der Projekte reichte vom ehemaligen Bürgermeisteramt über Gehöfte, Dorfgaststätte und Konsum bis hin zum Wohnprojekt in einem Forsthaus. Die aufsuchende, wertschätzende Beratung trug zur Motivation und Qualifizierung der unterschiedlichen Initiativen und Projekte bei, vor allem in den Bereichen Trägerstruktur, Nutzungskonzept und Rechtsform, aber auch in Fragen der Stadt- und Bauplanung sowie Förderung. Weiterhin legten die LeerGut-Agent:innen Online-Formate zur fachlichen Vertiefung und zum überregionalen Austausch auf. Beim 8. Netzwerktreffen 2021 in der Alten Feuerwache Weimar vernetzten sich die LeerGut-Agenten mit dem Quartier für Alle e. V., ehemals die WohnStrategen e. V. Aus der Zusammenarbeit erwuchs die Idee für eine Zukunftswerkstatt für Kommunen, die 2022 gemeinsam mit dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft mit 80 Teilnehmer:innen in Apolda umgesetzt wurde. Im gleichen Jahr boten die LeerGut-Agent:innen bei der Thüringer Kommunalakademie erstmals die Fortbildung ›Leerstand als Chance‹ an, mit den Schwerpunkten Neue Nutzergruppen sowie Leerstands- und Baulandmanagement.

Im Jahr 2022 erhielten die LeerGut-Agent:innen den Status eines IBA Projekts, verbunden mit einer fortgesetzten finanziellen Unterstützung durch die IBA. Damit ist die Erwartung verknüpft, dass die LeerGut-Agent:innen ihre Arbeitsstruktur dauerhaft anlegen, um ihre Netzwerkarbeit, ihre Beratungs- und Fortbildungsangebote, aber auch ihre Lobbytätigkeit für den Bestandserhalt und für eine Umbaukultur in Thüringen fortzusetzen. Dazu bieten sich die LeerGut-Agent:innen als offene, akteursübergreifende Austauschplattform sowie Vermittlungsstelle von Fach- und Erfahrungswissen zur gemeinwohlorientierten und ressourcenbewussten Aktivierung von Leerstand an. Mitwirkende und Zielgruppen zugleich sind sowohl die unternehmerische Zivilgesellschaft, bestehend aus neuen Nutzer:innen und Bestandseigentümer:innen, als auch Planungsbüros und Kommunen, der Freistaat sowie interessierte institutionelle Eigentümer:innen und Investor:innen. Die besondere Herausforderung besteht darin, die Tätigkeit der LeerGut-Agenten angesichts der ökonomisch prekären Situation vieler Leerstände und Kommunen finanziell abzusichern. Ihre gesellschaftliche Relevanz und Breite rechtfertigt eine öffentliche Förderung über den Zeitraum der IBA hinaus. 

Mit den Leergut-Agent:innen entstand im Rahmen der IBA eine Innovation, die nicht in einem einzelnen Bauwerk sichtbar wird, sondern vielfältige Aktive im Sinne einer neuen Umbaukultur für Thüringen bei Investitionen im Bestand bestärkt und begleitet.

Ort

Thüringen


Kontakt

Projektträger:inner

Kooperationspartner:in

Förderung

Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH

Meilensteine

Ansprechpartner:Innen

Katrin Hitziggrad
Koordination
Telefon +49 176 830 548 61
kontakt@leergut-agenten.de


Dr. Bertram Schiffers

IBA Projektleiter