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Die neue Remise für das Schloss Bedheim von Studio Gründer Kirfel wurde gemeinsam mit Studierenden und Handwerker:innen weitgehend im Selbstbau geschaffen. Von der IBA ›Sch(l)afstall‹ getauft, setzt das Wirtschaftsgebäude die Holzbautradition auf dem Land fort.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das alte Rittergut ›Schloss Bedheim‹ ist Sitz des Studios Gründer Kirfels, beherbergt Wohnungen und bietet Raum für baukulturelle Debatten und Ausstellungen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Weit weg von den großen Städten haben die Architekt:innen hier Platz, ihre Visionen zu verwirklichen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Neben der Denkmalpflege sind die Kernthemen der Gruppe aus Architekt:innen, Künstler:innen und Handwerker:innen solidarische und soziale Landwirtschaft, Mietwohnungsbau auf dem Land und akademische Rückkopplung. Hand und Kopf sollen hier am Standort zusammenkommen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das Studio setzt immer wieder auf die künstlerische Vermittlung seiner Themen, im Schlossgarten war von 2014 bis 2015 eine zu den Themen der IBA passende Installation zu sehen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die Bedheimer Erklärung 2015 fordert die Fachdisziplin zum Nachahmen auf, denn »kreatives, dem Weltgeschehen zugewandtes Arbeiten ist auch vom Dorf aus möglich. Das Leben auf dem Land ermöglicht Ruhe und Weitblick sowie Konzentration auf das Wesen der Dinge«.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Mit dem Baustart 2017 erprobte das Studio Gründer Kirfel schließlich selbst die Maximen ihrer Baukultur. 
© Studio Gründer Kirfel
Der 7,5 mal 24 Meter große Sch(l)afstall wurde auf dem Natursteinfundament der alten Scheune der Schlossanlage errichtet.
© Studio Gründer Kirfel
Im Juni 2017 stand der Holzrohbau und das Richtfest konnte gefeiert werden.
© Studio Gründer Kirfel
Der Sch(l)afstall wurde konsequent in einfacher Bauweise und weitestgehend unter Verwendung nachhaltiger Materialien realisiert. Der Rohbau besteht überwiegend aus dem gleichen Konstruktionsholz-Querschnitt. 
© Studio Gründer Kirfel
Die Bauleiter Philipp Bader, Architekt, und Albert Liebermann, Buchbinder, führten das Projektteam an, das im Selbstbau und mit Unterstützung zahlreicher Studierender das Gebäude baute. 
© Studio Gründer Kirfel
Der Holzrohbau wurde dank der Hilfe wandernder Zimmerer nach nur vier Wochen fertig. Fachbetriebe wurden gerufen, wenn es an speziellem Wissen fehlte. 
© Studio Gründer Kirfel
Im Oktober 2018 eröffnete der Sch(l)afstall. Im Anschluss fand das 3. Bedheimer Kamingespräch mit Besuch aus Japan statt.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Der Sch(l)afstall hat laut DAM eine Hebelwirkung. Mit ihm geht vieles, was in unserer heutigen Zeit schwer vorstellbar ist. Und zwar zu Gunsten ökonomischer als auch ökologischer Bauaspekte.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Neben einem Schlafsaal und einem Gästezimmer gibt es eine großzügige Küche, die gleichzeitig Aufenthalts- und teilweise Ausstellungsraum ist. Sanitäre Anlagen und Lagerflächen für das nebenstehende Gartencafé ergänzen das Programm.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Ostansicht des Sch(l)afstalls mit Blick in die Gemeinschaftsküche.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das außen dunkle Haus überrascht im Inneren mit hellen Räumen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die große Küche im Erdgeschoss ist gleichzeitig Aufenthalts- und teilweise Ausstellungsraum.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Neben der Küche können Gäste den Schlafsaal im Dachgeschoss nutzen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die Wände des Sch(l)afstalls wurden innen mit einer Marmorkalk-Kaseinfarbe geweißt
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Anika Gründer und Florian Kirfel-Rühle vom Studio Gründer Kirfel im Mai 2022 am Sch(l)afstall in Bedheim. 
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Der IBA Salon »Schön hier. Architektur auf dem Land« fand im Mai 2022 in Bedheim statt, die IBA lud gemeinsam mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der Stiftung Baukultur Thüringen ein.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Anlass des Salons war die Ausstellung ›Schön hier. Architektur auf dem Land‹ des DAM. Die Ausstellung widmete sich mit ländlicher Baukultur einer viel zu wenig beachteten Aufgabe.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Während der finalen IBA Tour überreichte die IBA den Projektträger:innen die Urkunde zur Aufnahme in die IBA Abschlusspräsentation.
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Sch(l)afstall Schloss Bedheim

⸺ Land Bau Kunst

Gute Architektur kommt aus der Stadt und findet man in der Stadt: Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn Baukultur vorrangig im urbanen Raum gesucht wird. Doch herausragende Architektur gibt es auch im ländlichen Raum. Immer öfter wandert der Blick der Fachwelt dorthin. Einfachheit, Ressourcenbewusstsein und Landschaftsbezüge sind die Maxime einer neuen Generation von Gestalter:innen, die Baukultur auf dem Land konsequent zeitgenössisch fortschreiben.
 
Ein Paradebeispiel dieser neuen Avantgarde auf dem Land entdeckt man ganz im Süden Thüringens, in Bedheim. Neben der Denkmalpflege sind die Kernthemen der Gruppe aus Architekt:innen, Künstler:innen und Handwerker:innen solidarische und soziale Landwirtschaft, Mietwohnungsbau auf dem Land und akademische Rückkopplung. Hand und Kopf sollen hier am Standort zusammenkommen.
 
Eines der Vorhaben des Studios Gründer Kirfel, die Neue Remise für Schloss Bedheim, wurde 2017 ein IBA Projekt. Das in Holzbautradition gemeinsam mit Studierenden und Handwerker:innen weitgehend im Selbstbau geschaffene Wirtschaftsgebäude, von der IBA ›Sch(l)afstall‹ getauft, setzt diese Tradition auf dem Land fort. Denn trotz der waldreichen Umgebung dieser ländlichen Räume hat der Holzbau bislang keinen guten Ruf, unter anderem wegen der Angst vor Bauschäden durch Feuchte und Schwamm. So gehen die sinnliche Wahrnehmung und das Wissen über das Material sowie das Handwerk mehr und mehr verloren. Studio Gründer Kirfel schaffte mit dem Projekt eine kompromisslose Architektur, die die Möglichkeiten eines nachhaltigen, gestalterisch aufregenden Selbstbaus aufzeigt. Ein Platz auf der Shortlist des angesehenen Preises des Deutschen Architekturmuseums (DAM) würdigt dies. Eine erfolgreiche Filmdokumentation erklärt die Besonderheiten des Projekts und motiviert Folgeprojekte zum qualitätsvollen Bauen mit regionalen Baustoffen im ländlichen Raum.
 
Studio Gründer Kirfel stärkt mit den in Kooperation mit der IBA durchgeführten Bedheimer Kamingesprächen außerdem die Debatte über Baukultur auf dem Land. Daraus entstand 2015 unter anderem die Bedheimer Erklärung. Die darin formulierten Qualitätskriterien für Baukultur im ländlichen Raum richteten sich sowohl an die Fachwelt als auch an die Öffentlichkeit. Mit ihren Lehraufträgen, Promotionen und regelmäßigen Bauwerkstätten stärkt Studio Gründer Kirfel den Austausch zwischen Stadt und Land. 
 
Mit dem Baustart 2017 erprobten sie schließlich selbst die Maximen ihrer Baukultur: Der 7,5 mal 24 Meter große Sch(l)afstall wurde auf dem Natursteinfundament der alten Scheune der Schlossanlage errichtet. Der Holzrohbau wurde dank der Hilfe wandernder Zimmerer nach nur vier Wochen fertig. Fachbetriebe wurden gerufen, wenn es an speziellem Wissen fehlte. Die Studierenden der Bauwerkstatt 2017 halfen unter der Anleitung von Studio Gründer Kirfel und ihren Partner:innen mit. So wurde dem Architekturnachwuchs vermittelt, was nach dem an den Hochschulen geübten Entwerfen und Planen folgt. Denn die tatsächliche, praktische Umsetzung von Entwürfen ist ein in der Ausbildung oft viel zu sehr vernachlässigter Ansatz. Auch der Austausch mit Baugewerken kommt oft zu kurz. Beim Bau wurde weitgehend auf industrielle Bauelemente verzichtet, auch die Fenster wurden selbst angefertigt. Das außen dunkle Haus überrascht im Inneren mit hellen Räumen. Im Erdgeschoss des Sch(l)afstalls befinden sich eine großzügige Küche, die als Aufenthalts- oder Ausstellungsraum genutzt werden kann, sowie die sanitäre Anlage. Ein Schlafsaal und ein Gästezimmer im Dachgeschoss bieten Raum für die zahlreichen Besucher:innen, die das Studio empfängt.
 
Schloss Bedheim ist ein programmatisch dichter Lebens- und Arbeitsraum für seine Bewohner:innen und Besucher:innen. Die Aktivitäten strahlen in das Dorf und weit darüber hinaus aus. Mit der hier praktisch erprobten regionalen Baukultur wird Studio Gründer Kirfel das ökologische, regionale und gestalterisch exzellente Selbstbauen weiterhin vermitteln.

Ort

Sch(l)afstall

Schloss Bedheim
98630 Römhild-Bedheim

Kontakt

Kooperationspartner:in

Förderung

  • Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
  • Internationale Bauausstellung Thüringen GmbH

Planungsbeteiligte

  • Architektur, Gesamtplanung: Studio Gründer Kipfel

Baubeteiligte

Bauleitung: 
  • Philipp Bader (Zimmerer und Msc. Architektur),
  • Albert Liebermann (Buchbinder)

Bauausführung:
  • Astrid Rühle (Vorsitzende des Fördervereins)
  • Mario Schmidt (Hausmeister)
  • Okubay Kidane (Praktikant)
  • Martin Bachmeier (Metallbauer)
  • Michael Schreiber (Vereinsmitglied)
  • Gudrun Klöckner (Zimmerin)
  • Manou Knepper (Zimmerer)
  • Stefan Feger (Zimmerer)
  • Jakob Rößner (Gärtner)
  • Jakob Fricke (Helfer)
  • Lukas Kiefer (Helfer)
  • Markus Noll (Mitglied Förderverein)
  • Claudia Zauke (Dachdeckermeisterin)
  • Karl Otto Krebs (Mitglied Förderverein)
  • Karl-Friedrich Gründer (Lehrer)
  • Simon von Hackewitz (Abiturient)
  • das gesamte Studio Gründer Kirfel
  • Teilnehmende des internationalen Workcamps
  • Studierende der Bauhaus-Universität Weimar im Rahmen der Bauwerkstätten 2017 und 2018

Meilensteine

30.09.2014

Nominierung zum IBA Kandidat

28.08.2015

Gesprächsreihe »StadtLand Sommer«

17.12.2015

Bedheimer Erklärung wird veröffentlicht

23.10.2015

1. Bedheimer Kamingespräch zum Thema ›Land. Bau. Kunst – Architekturproduktion in und aus der Provinz‹

21.10.2016

2. Bedheimer Kamingespräch zum Thema ›Selbstbau zwischen Baumarktcharme und architektonischem Meisterwerk‹

03.03.2017

Nominierung zum IBA Projekt

15.04.2017

Selbstbau beginnt

23.06.2018

Richtfest

05.10.2018

Eröffnung Sch(l)afstall und 3. Bedheimer Kamingespräch

01.06.2020

Nominierung DAM Architekturpreis 2020

12.05.2022

IBA Salon ›Schön hier. Architektur auf dem Land‹

24.02.2023

Aufnahme in IBA Abschlusspräsentation

23.04.2023

DAM Wanderausstellung »Schön hier. Architektur auf dem Land« in Bedheim eröffnet