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Auf der Schwarzburg wurde ein einzigartiger Ort der Reflexion über Demokratie geschaffen, an dem Menschen über demokratische Werte, Selbstverantwortung, Toleranz und Weltoffenheit in unserer Gesellschaft diskutieren können.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Schloss Schwarzburg ist ein barockes Ensemble, das aus mehreren Gebäuden besteht, darunter das Torhaus, der Arsenalhof, der Kaisersaal und die Schlosskirche. Im IBA Projekt wird das Hauptgebäude des Schlosses renoviert.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das Schloss Schwarzburg liegt inmitten der malerischen Landschaft des Schwarzatals.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Jahr 1919 wurde die Verfassung der Weimarer Republik in Schwarzburg unterzeichnet. Ab 1940 begannen die Nationalsozialisten mit dem Bau eines Reichsgästehauses, was zu erheblichen Zerstörungen führte. Dieser Plan wurde jedoch 1942 gestoppt, wodurch das Schloss in einem ruinösen Zustand verblieb.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Jahr 1994 übernahm die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Schloss Schwarzburg und führte zunächst Sicherungsmaßnahmen durch, um sein Bestehen zu erhalten.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Rahmen der Qualifizierung des IBA Projekts entwickelte TeCTUM 2016 die Machbarkeitsstudie »Schloss Schwarzburg - Teilumbau und Erweiterung einer Raumfigur« für die teilweise Renovierung und Erweiterung des Schlosses als Erinnerungsort für die Demokratie.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Dank der Förderung durch den Freistaat Thüringen und das Bundesprogramm ›Nationale Projekte des Städtebaus‹ konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten einen Teil des Schlosses sichern, ausbauen und anschließend öffnen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die Renovierung durch das Architekturbüro TeCTUM basiert auf minimalen strukturellen Eingriffen, um die historische Substanz und Nutzungsspuren zu erhalten.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Juli 2021 wurden der Emporen- und Ahnensaal feierlich eröffnet.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Im Mai 2022 erhielt der Erinnerungsort für Demokratie ein interaktives Bildungsangebot: Mit dem »Digitalen Gästebuch« können Besucher:innen sich nun an einer Social-Media-Wand registrieren, Demokratieprojekte diskutieren und die Geschichte des Schlosses erkunden.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die verspiegelten Elemente mit Inschriften laden dazu ein, über die eigene Position innerhalb der Gesellschaft und der Demokratie nachzudenken.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Die sensible Intervention folgte dem Konzept des ›Lesens von Spuren und Zeiten‹, was bedeutet, dass der kontinuierliche Bau innerhalb der vorhandenen Struktur erfolgte, wobei alle überlieferten Schichten und ihre Zerstörung bewahrt wurden.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Der Ahnensaal im Hauptgebäude.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Das Schloss wurde im Frühjahr 2023 in das IBA Finale aufgenommen.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller
Mit einem Audiowalk ist es allen Besucher:innen möglich, die 900-jährige Geschichte des Schlosses kennenzulernen. Er wird meist an Wochenenden von Mai bis September angeboten.
© Stiftung Baukultur Thüringen/IBA Thüringen, Foto Thomas Müller

Schloss Schwarzburg Schwarzatal

⸺ Denkort der Demokratie

Thüringen ist reich an Schlössern und Burgen, es gibt mehr als 500 im Freistaat. Das Schloss Schwarzburg, Stammhaus der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, blickt auf eine besonders spannungsgeladene Geschichte. Es erlebte den Feudalismus, den Absolutismus, die Demokratie und den Nationalsozialismus. Im Jahr 1919 unterzeichnete Friedrich Ebert in Schwarzburg die Weimarer Verfassung. Rund 20 Jahre später, während der nationalsozialistischen Diktatur, wurde das Hauptgebäude der barocken Anlage bis zur Unkenntlichkeit verwüstet, weil es zu einem Reichsgästehaus umgebaut werden sollte. Nach Entkernungsmaßnahmen und einem begonnenen Abriss ganzer Schlossfügel wurde der Umbau eingestellt und die Anlage ruinös hinterlassen. Nach 1945 verfielen weite Teile des Schlossensembles, lediglich das Kaisersaalgebäude wurde bis 1970 wiederhergestellt.

1994 übernahm die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten das Ensemble. Seit seiner Gründung 1996 setzt sich auch der Förderverein Schloss Schwarzburg — Denkort der Demokratie e.V. mit großem Engagement für den Erhalt des Schlosses ein. 2010 konnte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit der Sanierung des Zeughauses und der zunächst nutzungsneutralen Sicherung des Hauptgebäudes beginnen, das durch die Umbauarbeiten ausgehöhlt und in seiner Statik massiv beeinträchtigt war. Die brachialen Eingriffe an diesem Bau bilden bis heute ein einmaliges, sprechendes Zeugnis der Geschichte Deutschlands.
 
Durch den Teilausbau des Hauptgebäudes bis 2021 im Rahmen der IBA ist heute wieder eine Nutzung möglich, dazu investierten die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und die IBA Eigenmittel und es gab eine Förderung vom Land und vom Programm Nationale Projekte des Städtebaus. In Bauherrschaft der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten ist damit ein einzigartiger Ort der Demokratie entstanden, der dank einer sensiblen Restaurierung die historischen Spuren sichert und nicht überschreibt. Die Stiftung plant, Schloss Schwarzburg langfristig und gemeinsam mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora als außerschulischen Lernort zu etablieren, denn dieser Ort ist einer der Zeugen des Nationalsozialismus. 
 
2012 lobte die Stiftung einen Ideenwettbewerb für den Umgang mit dem Hauptgebäude und seine zukünftige denkmalgerechte Nutzung aus. Das Weimarer Büro TeCTUM Hille-Kobelt Architekten gewann den Wettbewerb mit seinem Konzept der Spuren- und Zeitenlese, also dem Weiterbauen im Bestand unter Beibehaltung der Geschichtsspuren und ihrer Zerstörung. Ihr Entwurf sah vor, den Emporensaal und den Ahnensaal im Hauptgebäude zugänglich zu machen. 
 
Als die Zukunftswerkstatt Schwarzatal 2014 die Projektfamilie ›Resiliente Region Schwarzatal‹ mit der IBA Thüringen auf den Weg brachte, wurde das Schloss als ein Baustein aufgenommen. Schloss Schwarzburg ist ein barockes Ensemble, bestehend aus mehreren Gebäuden, unter anderem dem Torhaus, Zeughaus, Kaisersaal und dem Schloss-Hauptgebäude. Das IBA Projekt umfasst den Ausbau des Ahnen- und Emporensaals als Projekt- und Veranstaltungsräume sowie die Vermittlung der Demokratiegeschichte. Von nun an arbeiteten die Stiftung, der Förderverein und die IBA mit gemeinsamen Kräften daran, einen Denkort der Demokratie zu schaffen. 
 
Im Jahr 2016 erarbeitete TeCTUM im Rahmen der Projektqualifizierung die Machbarkeitsstudie zum teilweisen Ausbau des Schlosses. Nach der Errichtung eines neuen nördlichen Gebäudeabschlusses mit Treppenhaus durch die Stiftung konnten 2019 im Rahmen des IBA Projekts die Sicherung, der Ausbau und die anschließende Öffnung des Schloss-Hauptgebäudes beginnen. Der Teilausbau basierte auf einem äußerst sensiblen Umgang mit der historischen Bausubstanz, wenige Ergänzungen mit modernen Materialien runden das Gesamtbild ab. Bei der Restaurierung ergaben sich immer wieder handwerkliche Fragen, teilweise Zentimeter für Zentimeter entlang historischer Spuren, die es zu sichern galt. Nach über 80 Jahren war das Hauptgebäude ab 2019 als Schaubaustelle erstmals wieder zugänglich. 
 
Die Geschichte des Schlosses und seine Bedeutung sollte den Besucher:innen vor Ort räumlich, aber auch erzählerisch vermittelt werden. Auf Anstoß der IBA erarbeitete die Weimarer Agentur musealis dazu 2017 ein Drehbuch, das unter anderem einen Audiowalk vorsah. Der Audiowalk nimmt die Besucher:innen mit durch die 900-jährige Geschichte des Ortes. Im Zentrum stehen dabei neben der Historie und dem Bauprojekt vor allem die Menschen, die hier gelebt und regiert haben, brutal zur Arbeit gezwungen wurden, ganz persönliche Erinnerungen mit dem Schloss verbinden oder sich auf den Wänden verewigt haben. Die Organisation der Audiowalk-Führungen liegt in den Händen des Fördervereins Schloss Schwarzburg — Denkort der Demokratie e. V. Seit 2019 nutzten mehr als 2.500 Neugierige den Audiowalk. 
 
Im Sommer 2021 war es dann so weit: Emporen- und Ahnensaal von Schloss Schwarzburg wurden feierlich eröffnet. Damit ist der historische Reichtum dieser Landmarke im Schwarzatal wieder erlebbar. Als letzten Baustein erhielt der Denkort der Demokratie 2022 nach Plänen der Agentur C4 Berlin ein interaktives Vermittlungsangebot: Mit dem digitalen Gästebuch können Besucher:innen im Emporensaal ihre Gedanken zur Demokratie auf einer Social Media Wall teilen, mehr über Demokratieprojekte erfahren und in der Schlossgeschichte stöbern. Und somit die an den Wänden erhaltenen Spuren digital fortschreiben. 
 
Schloss Schwarzburg ist Teil der IBA Projektfamilie im Schwarzatal.

Planungsbeteiligte

Meilensteine

17.11.2014

Nominierung zum IBA Kandidat in der Projektfamilie »Resilientes Schwarzatal«

10.03.2017

Schloss Schwarzburg für Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus empfohlen

29.06.2017

Nominierung zum IBA Projekt

05.07.2019

Start der saisonalen Audiowalks auf Schloss Schwarzburg 

26.08.2020

Minister Benjamin-Immanuel Hoff besucht auf Sommertour 2020 IBA Projekt »Schloss Schwarzburg«

04.11.2020

Thüringer Verdienstorden für Kristine Glatzel des Fördervereins Schloss Schwarzburg - Denkort der Demokratie

15.07.2021

»Denkort der Demokratie«1 auf Schloss Schwarzburg feierlich eröffnet

14.10.2021

IBA Projekt auf Schloss Schwarzburg Preisträger beim BDA Thüringen Architektur-Preis 2021

19.05.2022

Eröffnung des neuen Vermittlungsformats ›Digitales Gästebuch‹ auf Schloss Schwarzburg

23.02.2023

Aufnahme in die IBA Abschlusspräsentation

19.08.2023

Sommerfest der Local Heroes auf Schloss Schwarzburg