Kannawurf, Klimakulturlandschaft
Mehr Landschaftsgestaltung für weniger Bodenerosion
Projektwebsite: www.klimakulturlandschaft.de
Landschaften sind nicht nur Natur- oder Wirtschaftsräume, sondern auch kulturelle Güter. Wie wir sie pflegen und bewirtschaften, hat entscheidende Wirkung auf das Leben in Stadt und Land. Das wertvolle Gut Boden ist jedoch begehrt: Energie- und Nahrungsmittelproduktion, Gewerbe, Logistik- und Straßenbau, Natur-, Hochwasser-, Landschafts- und Ressourcenschutz genauso wie der Tourismus konkurrieren darum. Der Klimawandel stellt gleichzeitig neue Bedingungen auf. Was bedeutet das für die Zukunft der Land(wirt)schaft?
In einer Kooperation der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft mbH, der agrar-GmbH Oldisleben und der IBA Thüringen mit dem IBA Kandidaten Künstlerhaus Thüringen e. V. wurde eine Machbarkeitsstudie für 1.500 Hektar bewirtschaftete Agrarflächen beispielhaft auf der Gemarkung Kannawurf im Landkreis Sömmerda von der Agentur Green4Cities GmbH in Kooperation mit der SEKEM Energy GmbH erstellt. Im Ergebnis ist das Leitbild ›Klimalandschaftstypologien mit überbetrieblichem Fruchtfolgenmanagement‹ entstanden.
Für das Leitbild wurden in Kannwurf drei sogenannte Klimalandschaftstypologien — Hang, Kuppe, Aue — aufgrund ihrer unterschiedlichen lokalklimatischen Effekte identifiziert. In diesen werden jeweils konkrete Maßnahmen zur Minimierung der Wind- und Wassererosion, von Hitzeinseln und Oberflächentemperaturen und gleichzeitig Anpassungsstrategien an den Klimawandel definiert.

Das Auenbecken liegt im Frischlufteinströmbereich, wodurch kühlere Temperaturen und ein feuchteres Habitat gehalten werden können. Wesentlich ist daher, dass diese Kaltluftdurchströmung im Aubereich erhalten und freigehalten wird, um wichtige Anbaustandorte für hochwertige Kulturen zu sichern. © Green4Cities

Die Hangzonen und die Kuppen sind bereits heute geprägt von hohen Temperaturen. Mithilfe von Mischkulturen und Untersaaten sollen die Felder daher möglichst lange begrünt und hierdurch eine Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit, Verminderung der Verdunstung, Erosionsschutz und eine humusaufbauende Wirkung erzielt werden. © Green4Cities

Zukunft Klimakulturlandschaft Kannawurf, Konzept und Visualisierung: Green4Cities GmbH, Graz/Wien
Zu den speziellen Anpassungsstrategien gehören ein speziell für die jeweilige Typologien definierter Anbau von Mischkulturen, Untersaaten und Fruchtfolgen sowie die Umsetzung der Nachhaltigkeitstechnik ›Keyline Design‹. Keylines meinen beispielsweise mit dem Wendepflug in den Boden geschnittene ›Schlüssellinien‹ parallel zum Hang, um die Wasserspeicherung im Boden vor Ort zu erhöhen und Bodenerosion zu reduzieren.
Klimakulturlandschaft Kannawurf geht seit 2022 in die Realisierung
Mit einer Anschlussförderung wird seit 2022 auf einer acht Hektar großen Versuchsfläche der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft GmbH das Innovationsteilprojekt Keyline-Strukturen erprobt. Diese zum Teil mit Gehölzen bepflanzten Wasserretentionsstreifen und Gräben dienen der Strukturierung, dem Windschutz und der Wasserhaltung. Ein Monitoring ist vorgesehen.
Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Förderrichtlinien ›LFE - Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen‹ Teilmaßnahme A Tätigkeit von operationellen Gruppen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) ›Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit‹ 2021-23.
Klimakulturlandschaft Kannawurf geht seit 2022 in die Realisierung
Temperaturen steigen, Extremwetterereignisse nehmen zu, Niederschläge verlagern sich in die Winterzeit und die Vegetationsperiode wird länger. Vor diesem Hintergrund wurde am Beispiel von Kannawurf, einer Gemeinde im Thüringer Becken, von 2019-2021 ein vielfältiges, landwirtschaftliches Zukunftskonzept entwickelt. Das Projekt denkt neue Feldstrukturen und Bewirtschaftungsformen zu einer nachhaltigen Klimakulturlandschaft zusammen und widmet sich gleichsam künstlerischen Perspektiven auf die umgebende Land(wirt)schaft. Das Zukunftskonzept ist unter www.klimakulturlandschaft.de aufbereitet und veröffentlicht.
Mit einer Anschlussförderung wird seit 2022 auf einer acht Hektar großen Versuchsfläche der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft GmbH das Innovationsteilprojekt Keyline-Strukturen erprobt. Diese zum Teil mit Gehölzen bepflanzten Wasserretentionsstreifen und Gräben dienen der Strukturierung, dem Windschutz und der Wasserhaltung. Ein Monitoring ist vorgesehen.
Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Förderrichtlinien ›LFE - Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen‹ Teilmaßnahme A Tätigkeit von operationellen Gruppen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) ›Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit‹ 2021-23.

Zukunft Klimakulturlandschaft Kannawurf, Konzept und Visualisierung: Green4Cities GmbH, Graz/Wien
Werkstattgespräch ›Zukunft Landwirtschaft‹ - Neue Klimakulturen und Kooperationen
Donnerstag, 1.10.2020, ab 10 Uhr
Open Factory Eiermannbau, Auenstraße 11, 99510 Apolda
Videobeiträge aus der Werkstatt
In einer Kooperation mit der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft mbH, der agrar-GmbH Oldisleben und der IBA Thüringen GmbH mit dem Künstlerhaus Thüringen e.V. wurde eine Machbarkeitsstudie zur nachhaltigen Entwicklung von bewirtschafteten Agrarflächen beispielhaft auf der Gemarkung Kannawurf im Landkreis Sömmerda erstellt. Im Ergebnis ist das ganzheitliche Leitbild ›Klimalandschaftstypologien mit überbetrieblichem Fruchtfolgenmanagement‹ entstanden.
Im Rahmen der Leitbildentwicklung wurden innerhalb der Gemarkung Kannawurf drei Klimalandschaftstypologien - Hang, Kuppe, Aue - aufgrund lokal-klimatischer Effekte identifiziert. In diesen sollen jeweils konkrete Maßnahmen zur Minimierung der Erosion (Wind- und Wassererosion), von Hitzeinseln und Oberflächentemperaturen und gleichzeitig Anpassungsstrategien an den Klimawandel umgesetzt werden. Dazu gehören ein speziell für den Standort definierter Anbau von Mischkulturen, Untersaaten und Fruchtfolgen sowie die Umsetzung der Nachhaltigkeitstechnik ›Keyline Design‹.
Die wirtschaftliche Basis der neuen Klimalandschaftstypologien bildet der Aufbau eines überbetrieblichen Fruchtfolgenmanagements als Zusammenschluss zwischen Agrarunternehmen sowie Verarbeitern. Dazu wird der Fruchtwechsel nicht nur betriebsintern sondern überbetrieblich regional ausgerichtet, um auch bei kleineren Schlägen und der Erhöhung der Feldfruchtsortenanzahl größere Abnahmemengen gewährleisten zu können. Dies erzeugt sowohl bei den Landwirten (weniger Risiko) wie auch bei den Abnehmern (mehr Sicherheit bei größeren Mengen) Stabilität. Verarbeitung und Lagerkapazitäten sowie spezialisierte Maschinen (z.B. Miete) können geteilt werden, um Kosten zu minimieren.
Das Neue an dieser Kooperation ist, dass es nicht nur um die allgemeine Erhöhung der Wertschöpfung geht, sondern um die ökologische und gleichzeitig ökonomische Stabilisierung einer klimagerechten Land(wirt)schaftsregion. Die Landschaft gibt die Regeln vor, nicht der Bedarf. Vorrangig soll damit auch eine regionale Wertschöpfungskette aufgebaut werden, die wieder neue Bezüge zwischen Stadt, Land und Landschaft sowie zwischen Produzent*innen und Konsument*innen generiert.
Bei dem IBA Werkstattgespräch am 1. Oktober wurden das neue Leitbild ›Klimalandschaftstypologien mit überbetrieblichem Fruchtfolgenmanagement‹ präsentiert und Beiträge zu Strategien des Ressourcenschutzes und regionaler Kooperationen in Thüringen zur Diskussion gestellt. Welche Perspektiven haben die Konzepte und Strategien? Welche Chancen bieten sie? Woran müssen wir gemeinsam weiter denken und arbeiten? Wie können wir weitere Partner finden? Welche Erfahrungen gibt es aus ähnlichen Projektvorhaben? Und was können wir lernen?
10 Uhr
Come together
10.10 Uhr
Begrüßung
Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin IBA Thüringen, Apolda
Dr. Ingo Zopf, Abteilungsleiter Landwirtschaft und Ländlicher Raum im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Erfurt
10.25 Uhr
1.500 Hektar Zukunft Kannawurf
Fragen an die Land(wirt)schaft
Roland Lange, Vorsitzender des Künstlerhaus Thüringen e.V. und IBA Kandidat, Kannawurf
Kerstin Faber, Projektleiterin IBA Thüringen, Apolda
Projektpräsentationen inkl. Rückfragen:
10.45 Uhr
Neue Klimakulturlandschaft
Klimalandschaftstypologien mit überbetrieblichem Fruchtfolgenmanagement
Bernhard König, Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer der Green4Cities GmbH, Wien
11.15 Uhr
Keyline Design
Möglichkeiten und hydrologische Wirkung der Nachhaltigkeitstechnik
Philipp Gerhardt, Forstwirt und Geschäftsführer Baumfeldwirtschaft, Brück
Dr. Mohamad Reza Salehi Sadaghiani, Bauingenieur und Projektleiter Tractebel Hydroprojekt GmbH, Weimar
11.45 Uhr
Regionalbündnis Thüringen
Neues Netzwerk zwischen Erzeugern und Verarbeitern
Dr. Frank Augsten, Abteilungsleiter Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau und Bildung im Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), Jena
12.15 Uhr
Gemeinsames Mittagessen
13.00 Uhr
Moderiertes Werkstattgespräch
- Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin IBA Thüringen, Apolda
- Katrin Hucke, Rechtsanwältin und Hauptgeschäftsführerin Thüringer Bauernverband e. V., Erfurt
- Dr. Frank Augsten, Abteilungsleiter Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau und Bildung im TLLLR, Jena
- Bert Kämmerer, Vorsitzender Kreisbauernverband Erfurt/Sömmerda und Geschäftsführer der Geratal Agrar GmbH & Co. KG, Andisleben
- René Kolbe, Leiter Pahren Agrar Kooperation, Pahren
Gegen 14.00 Uhr
Ausklang
Moderation:
Daniel Dabbelt, Journalist, top agrar
Die Machbarkeitsstudie wird gefördert im Rahmen der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (LFE) durch Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete (ELER) und den Freistaat Thüringen, 2019-2020
Leitbild für eine neue, klimagerechte Kulturlandschaft Kannawurf
Gemeinsam mit der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft mbH, der agrar-GmbH Oldisleben und dem Künstlerhaus Thüringen e.V. arbeitet die IBA Thüringen an einer Machbarkeitsstudie über die ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Aufwertung bewirtschafteter Agrarflächen am Beispiel Kannawurf. 2020 gestalten Green4Cities aus Wien im Auftrag der Partner ein neues Leitbild für eine Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts.
Das Leitbild sieht vor, anhand unterschiedlicher Klimalandschaftstypologien und mithilfe eines regionalen, überbetrieblichen Agrarproduktmanagements in Kannawurf eine beispielhafte Landschaft für Thüringen entstehen zu lassen. Basis hierfür bilden konkrete Maßnahmen zur Reduzierung von Wind- und Wassererosionen, von Hitzeinseln und Oberflächentemperaturen durch individuell bestimmte, neue Anbaumethoden und -kulturen für ein neues Land(wirt)schaftsbild und das kooperative Agrarproduktmanagement. Eine neue Verbindung zwischen Agrarprodukt und Veredelung soll zukünftig dafür sorgen, dass die Anteile Thüringer Rohstoffe in der Thüringer Lebensmittelverarbeitung erhöht werden, um eine bessere lokale Wertschöpfung zu ermöglichen.
Geplant ist in einem nächsten Schritt, die im Leitbild vorgesehenen Maßnahmen ab 2021 modellhaft in und um Kannawurf umzusetzen.
EU Förderung für den Acker der Zukunft
Gemeinsam mit dem Künstlerhaus Thüringen und in Kooperation mit der Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft mbH, der agrar-GmbH Oldisleben und der IBA Thüringen wird 2019 eine Machbarkeitsstudie erstellt, die fragt, wie man die konventionell bewirtschafteten Agrarflächen in Kannawurf ökologisch, sozial, ökonomisch nachhaltig und ästhetisch aufwerten kann: Wie kann Landschaft im Sinne von Landwirtschaft neu sortiert, gedacht, organisiert, gestaltet und vermittelt werden? Wie können Landwirte ihre Flächen ökologisch und ästhetisch aufwerten, ohne ökonomische Einbußen zu haben oder verstärkt fördergeldabhängig zu werden? Wie kann die Agrarlandschaft sich neuen Organisations- und Aneignungsmodellen öffnen, die die Bewohner und Orte wieder integriert und die Landschaft zu einer eigenen Typologie führt? Was ist regional vermarkungsfähig, was muss für die Regionalvermarktung entwickelt und an- und aufgebaut werden?
Bei der Studie wird auf aktuelle Forschung aufgebaut, mit den Landwirtschaftsunternehmen und Experten zusammengearbeitet, Bürger integriert und politisch-rechtliche Rahmenbedingungen sowie die Forderungen der anstehenden Agrarreform 2020 berücksichtigt.
Das Ergebnis wird ein modellhaftes, innovatives Leitbild für ein 'Ackerland des 21. Jahrhunderts' sein, in dem Maßnahmen zur Umsetzung ab 2020 formuliert sind. Die Kooperation wird bis Ende 2020 gefördert:

Landwirtschaft in Thüringen: Innovation statt Nostalgie
IBA Werkstattgespräch in Apolda
2017 beschäftigt sich die IBA Thüringen ausführlich mit der zeitgenössischen Thüringer Kulturlandschaft und fragt, wie produktive Landschaften zum Erlebnis und Erlebnislandschaften produktiv werden können. Dazu arbeitete der IBA Campus in Kannawurf über zehn Tage an der (Er-)Findung einer neuen Landschaftstypologie. Das IBA Werkstattgespräch am 30. Juni führte diese Auseinandersetzung unter dem Titel ‚Landwirtschaft in Thüringen. Innovation statt Nostalgie’ weiter.
Über 70 Teilnehmer kamen am 30. Juni in den Eiermannbau Apolda und beteiligten sich an der offenen Diskussion. Rund um die Frage, in welcher Landschaft und mit welcher Landwirtschaft wir in Thüringen leben wollen, tauschten sie sich über verschiedene Positionen zum Stand und der Zukunft der Thüringer Kulturlandschaft aus.
Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand hieß die Besucher in Apolda und dem eindrucksvollen Eiermannbau willkommen. Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen, begrüßte zum IBA Werkstattgespräch und erläuterte, warum sich die IBA Thüringen mit dem Thema Landwirtschaft und Landschaft beschäftige. Dr. Ingo Zopf vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft übermittelte seine Grußworte und betonte den Wunsch nach Regionalität.
Dr. Kenneth Anders vom Büro für Landschaftskommunikation und Mitglied des IBA Fachbeirats führte in die Thematik des Werkstattgesprächs ein. Er hob hervor, dass wir den Umgang mit dem ländlichen Raum stärker qualifizieren und besser kommunizieren müssen. Landschaft sei ein geteilter Raum, in dem sich verschiedene Nutzungen miteinander arrangieren müssten. Diese seien aber stark polarisiert und der Diskurs über die Landwirtschaft hochgradig moralisch aufgeladen. Eine neue Öffnung sei dringend erforderlich.

Über 70 Besucher kamen zum IBA Werkstattgespräch in den Eiermannbau Apolda. Foto: Thomas Müller

Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand begrüßt die Besucher im Eiermannbau Apolda. Foto: Thomas Müller

Dr. Ingo Zopf, Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Foto: Thomas Müller

Thematische Einführung von Dr. Kenneth Anders, Büro für Landschaftskommunikation und IBA Fachbeiratsmitglied. Foto: Thomas Müller

IBA Werkstattgespräch ›Landwirtschaft in Thüringen: Innovation statt Nostalgie‹.

Claudia Siebeck und...

Dirk Wascher stellen die Ergebnisse des IBA Campus vor. Foto: Thomas Müller

Die Fotografin Frederike Sauerbrey und Roland Lange vom Künstlerhaus Thüringen e.V. präsentieren die Fotoausstellung ‚Ich, in meinem Dorf’. Foto: Thomas Müller

Rundtisch-Gespräch. Foto: Thomas Müller

Dr. Klaus Hollenberg, Landwirtschaftliche Rentenbank Frankfurt. Foto: Thomas Müller

Dr. Stefan Blöttner, Thüringer Bauernverband e.V. Foto: Thomas Müller

Dr. Katja Gödeke, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Foto: Thomas Müller

Claudia Siebeck, IBA Thüringen. Foto: Thomas Müller

Heinrich Meusel, Landwirt, HEU-HEINRICH Vertriebs UG & Co. KG. Foto: Thomas Müller
Anschließend stellte der Campusleiter Dirk Wascher und Claudia Siebeck die vier Szenarien des IBA Campus ‚1.500 Hektar Zukunft’ vor. Diese gehen sämtlich auf globale Zusammenhänge ein, sichern aber auch die regionale Identität und gehen von tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft aus. In allen Entwürfen wird das Thüringer Becken mit seinen fruchtbaren Böden und seiner Weite nicht nur erhalten, sondern auch nachhaltig gesichert. Einmal dienen Mono-Waben zur Sicherung der Welternährung, ein andermal werden großmaßstäblich Industriepflanzen angebaut, um den Weltmarkt der biogenen Kunststoffindustrie bedienen zu können. In einem weiteren Szenario wird die Gemeinde Kannawurf zur Region mit Exzellenzprodukten wie z.B. Kaffee. Regionale Selbstversorgung, der Schutz von Flüssen, Wäldern und Wiesen, die Zugänglichkeit von Landschaft spielt in Zwischenräumen und ‚ökosozialen Netzen’ eine große Rolle, ebenso eine finanzielle Unabhängigkeit der Region und gemeinschaftliches Denken und Handeln.
Daran anschließend präsentierte die Fotografin Frederike Sauerbrey zusammen mit Roland Lange vom Künstlerhaus Thüringen e.V. die Fotoausstellung ‚Ich, in meinem Dorf’.
Am Nachmittag lud das Rundtisch-Gespräch zum gemeinsamen Austausch ein. Auf dem Podium diskutierten Dr. Katja Gödeke (Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft), Dr. Stefan Blöttner (Thüringer Bauernverband e.V.), Heinrich Meusel (Landwirt, HEU-HEINRICH Vertriebs UG & Co. KG), Dr. Klaus Hollenberg (Landwirtschaftliche Rentenbank Frankfurt), Claudia Siebeck (IBA Thüringen) und Dirk Wascher (Wageningen University Research) mit dem Publikum über das Verhältnis von Landwirtschaft und Landschaft in Thüringen. Sie behandelten Fragen der nachhaltigen Produktion und Umgang mit Ressourcen, die Langfristigkeit der Produktionsfaktoren, das Verhältnis zwischen Stadt und Land, die Vielfalt des ländlichen Raumes und seine Nutzung, die Möglichkeiten zur (Mit-)Gestaltung und der Kommunikation.
IBA Campus entwickelt vier Szenarien für die Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts
1.500 Hektar Fläche zum Ausprobieren, Planen und Nachdenken, Erfinden und neu justieren: Den vier Campusleitern und zwölf TeilnehmerInnen des IBA Campus stand ein großer Teil der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft rund um die Nordthüringer Gemeinde Kannawurf zur Verfügung, um hier eine Landschaftstypologie für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Vom 6. bis 16. Juni 2017 lebten und arbeiteten die Studierenden, Landschaftsarchitekten, Young Professionals, Forscher und Gestalter gemeinsam auf dem Schloss und entwarfen am Beispiel der 1.500 Hektar vier Szenarien, wie sich die Landschaft um Kannawurf in den nächten 50 bis 100 Jahren entwickeln könnte. Die Ergebnisse wurden in einer Endpräsentation am 16. Juni in Kannawurf und beim IBA Werkstattgespräch am 30. Juni in Apolda vorgestellt.
Alle Szenarien gehen auf globale Zusammenhänge ein, sichern aber auch die regionale Identität und gehen von tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft aus. In dem Szenario ›Better Business‹ sichern großmaßstäbliche Mono-Waben die Welternährung. Die Bewirtschaftung erfolgt komplett automatisiert, Roboter säen und ernten, riesige Versorgungstürme dienen der Stromerzeugung, der Wasserspeicherung und als Aussichtstürme. Dazwischen befindet sich ein ökosoziales Netz, das Naturschutz, regionalen Anbau und Erholung ermöglicht. ›Polymeer‹ stellt einen großflächigen Anbau von Industriepflanzen dar, der den globalen Weltmarkt der biogenen Kunststoffindustrie bedient. In direkter Dorfnähe können sich auf 130 ha die Bürger selbst versorgen. ›Nomos‹ geht auf die Bedeutung der Region als archäologische Fundstätte ein, betrachtet die Menschheitsgeschichte vom homo erectus bilzinglebensiensis über den homo sapiens bis hin zum homo holensis, der eins mit der Natur wird. ›Bubble grid‹ sieht die Region um Kannawurf verantwortlich für die Versorgung der zukünftigen Metropolregionen Erfurt/Weimar/Jena, Leipzig/Halle und Göttingen, mit denen sie eine Stadtland-Verbindung eingeht. Die Städte werden sowohl mit Standardprodukten wie Weizen als auch mit Exzellenzprodukten wie Kaffee versorgt, den Phosphor zur Düngung seiner Flächen erhält Kannawurf aus den Städten.
Begleitet wurde der Campus von Impulsen renommierter Fachleute: Prof. Antje Stokman, Andrea Balestrini und Stephan Petermann hielten öffentliche Fachvorträge. Bei einem Stakeholder-Treffen konnten sich die Campus TeilnehmerInnen außerdem mit den Landwirten und Bewohnern Kannawurfs austauschen, ein Hoffest bot die Möglichkeit für weitere Kontakte.

Das Team des IBA Campus 2017.

Campusleiter Dirk Wascher.

Innenhof von Schloss Kannawurf, dem Austragungsort.

Präsentation der Fotoausstellung ›Ich, in meinem Dorf‹.
Der IBA Campus fand in einer Umgebung statt, in der der kreative, künstlerische Umgang mit der Landschaft auch anderweitig praktiziert wurde: Das Künstlerhaus Thüringen e.V. – der Kooperationspartner des IBA Campus – organisiert hier regelmäßig kulturelle Veranstaltungen und eröffnete im Juni ein eindrucksvolles, temporäres Feldtheater.
Medienpartner des IBA Campus war die Fachzeitschrift Garten und Landschaft.
(Er)Findung einer neuen Landschaftstypologie des 21. Jahrhunderts
Die IBA Thüringen will neue Vorstellungsräume für Landschaften eröffnen. Zusammen mit dem IBA Kandidaten und Gastgeber Künstlerhaus Thüringen e.V. gründen wir vom 6. bis zum 16. Juni 2017 in der Gemeinde Kannawurf ein internationales und interdisziplinäres Büro auf Zeit. Damit wollen wir Stereotypen aufbrechen und etablierte Landschaftsbegriffe und -bilder kritisch hinterfragen. Unser Ziel ist es, neue Landschaftstypologien zu (er)finden und sichtbar zu machen.
Dazu vergeben wir zwölf unentgeltliche Teilnahmen mit hochrangigen Experten inklusive Beherbergung und Verpflegung.
Als Teilnehmer suchen wir Studierende höherer Semester, junge Wissenschaftler/innen, junge Berufstätige (maximal drei Jahre Berufserfahrung) aus den Bereichen Landschaftsarchitektur, Design, Agrarwissenschaft und Ökonomie, Soziologie, Umweltschutz, Geistes- und Naturwissenschaft und Kunst sowie Querdenker aus weiteren Disziplinen mit Lust auf ein reales Experiment. (Er)Findet mit uns eine Landschaftstypologie des 21. Jahrhunderts!
Momentan keine Termine
- IBA Thüringen
- Künstlerhaus Thüringen e.V.
- Landwirtschaft Kannawurf Betriebsgesellschaft mbH
- agrar-GmbH Oldisleben
- Ökotrend
- Green4Cities GmbH
- Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlicher Raum
- Machbarkeitsstudie: Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (LFE) durch Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete (ELER) und den Freistaat Thüringen, 2019-2021
- Die Realisierung erster Projektmaßnahmen wird gefördert im Rahmen der Förderrichtlinien ›LFE - Förderung der Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen‹ Teilmaßnahme A Tätigkeit von operationellen Gruppen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) ›Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit‹ 2021-23
Kerstin Faber
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-10
kerstin.faber@iba-thueringen.de
-
- Leitbild Klimalandschaftstypologien mit überbetrieblichem Fruchtfolgenmanagement
- Hydrologische Untersuchung Keylines Kannawurf (S. 85)
- Konzept Land(wirt)schaftsobservatorium Kannawurf (S. 117)
- Artikel Kerstin Faber, Bernhard König und Claudia Siebeck, IBA Magazin 2021
- Artikel Roland Lange, IBA Magazin 2021
- Artikel IBA Magazin 2020
- Videobeiträge IBA Werkstatt 2020
- IBA Logbuch, Stand 2019
- Doku IBA Campus 2017 Kannawurf