Nordhausen, Altendorfer Kirchviertel
Klimagerechte Stadt: Ressourcenbewusste Brachenentwicklung in der Altstadt
Ein umfassender Ressourcenschutz wird das Gesicht von Stadt und Land(schaft) langfristig verändern. Wie diese Veränderungen aussehen können, erarbeitet beispielhaft die Stadt Nordhausen mit dem Landkreis Nordhausen, der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen (SWG), der Hochschule Nordhausen und einer Vielzahl an lokalen Akteur:innen. In unterschiedlichen Kooperationen und zu verschiedenen Themen werden seitdem vier Nordhäuser Vorhaben entwickelt: der klimagerechte Stadtumbau des Plattenbauquartiers Nordhausen Nord, die Entwicklung eines integriertes Mobilitätskonzeptes für Stadt und Landkreis, die Erarbeitung eines Klima-Gestaltungsplans als ein neues informelles Planungsinstrument sowie die modellhafte Nachverdichtung des Altstadtquartiers Altendorfer Kirchviertel.
Altendorfer Kirchviertel
Wie die Altstadt von Nordhausen klimagerecht entwickelt werden kann, zeigen die Stadt und die Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen (SWG) anhand der geplanten, hochbaulichen Nachverdichtung einer Brache im historischen Zentrum. Im Rahmen des IBA Prozesses wurde dazu 2021 ein Wettbewerblicher Dialog durchgeführt, der nach klimagerechten, integrierten Lösungen für das Areal sucht. Wohnen, Freiraum, Mobilität, Energie, Wasser und Versorgung sollen hier auf Quartiers- und Gebäudeebene zusammengedacht werden. Das Thema Bauen mit Holz steht dabei im Fokus. Als Sieger des Verfahrens ist das Team Kaden + Lager (heute Kaden+) hervorgegangen.

Städtebaulicher Vorentwurf für die Nachverdichtung des Altendorfer Kirchviertels. Entwurf: Kaden+ GmbH
Der modellhafte Experimentierraum des Altendorfer Kirchviertels verdeutlicht die Qualitäten einer klimagerechten Stadtentwicklung: Die Quartiersentwicklung zielt auf eine CO2-neutrale Quartiersbilanzierung im Betrieb. Das Quartier soll jedoch nicht nur einen innovativen Beitrag für einen reduzierten Energieverbrauch und geringere CO2-Emissionen leisten, sondern auch zum Reallabor werden, mit dem unterschiedliche baukulturellen Standards im Mietwohnungsbau realisiert werden können – aus konstruktiver, energetischer und ressourcensparender Sicht. Entstehen soll so ein Wohnquartier mit nachvollziehbaren und im Kontext der Stadt Nordhausen umsetzbaren Angeboten für klimagerechte Lebensentwürfe einer vielfältigen Bewohnerschaft.
Der städtebauliche Entwurf liegt vor, die weitere hochbauliche Entwurfsplanung zur geplanten Hangbebauung soll in Abhängigkeit des aktuell in Bearbeitung befindlichen verkehrlichen Konzeptes in 2022 anschließen.

Die Zukunftsstrategie für die Stadt und den Landkreis Nordhausen setzt auf die Querschnittsthemen Baukultur, Mobilität, Produktion und Konsum und verbindet alle Themen mit konkreten Ideen. Grafik: Jörn Gertenbach, Urban Catalyst Studio. © Bundesministerium für Bildung und Forschung
Wettbewerblicher Dialog ›Altendorfer Kirchviertel‹ entschieden
Im Rahmen eines wettberwerblichen Dialogverfahrens, das im April 2021 startete, konzipierten sechs teilnehmende Teams bestehend aus Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen modellhaft verschiedene Gebäudetypen für den Standort im Altendorfer Kirchviertel. Dabei prüften sie verschiedene ressourcensparende Ansätze – von den Möglichkeiten einer innovativen Holzbauweise bis hin zu einer zirkulären Bauweise. Untersucht wurde auch, inwieweit die ehemals gewerblich genutzten Bestandsgebäude in das städtebauliche und energetische Nutzungskonzept einbezogen werden können. Mit der Planung energetischer Versorgungskonzepten wurde außerdem die Potenziale der Gebäude bei der Energie- und Wärmebereitstellung offengelegt. Als Sieger des Verfahrens ist das Team Kaden + Lager (heute Kaden+) zusammen mit einenkel Landschaftsarchitektur und Syrius Ingenieur/- innengemeinschaft hervorgegangen.
Ihr städtebaulicher Vorentwurf sieht den Erhalt von drei Bestandsgebäuden am Standort vor: zwei Fachwerkhäuser und ein Gebäude aus den 1950er Jahren. Diese zonieren zukünftig den Quartierseingang und bieten unter anderem Raum für gewerbliche Nutzungen. Der Quartiersplatz wird durch ein Hanggebäude im Osten und einen Winkelbau an der Nord-Westlichen Ecke begrenzt. Die eingeschossige Bebauung am Hang übernimmt zusätzlich die Funktion des Schallschutzes für das Quartier. Für die Hanggebäude ist eine Holz-Hybrid Bauweise geplant, extensiv und intensiv begrünte Dächer sollen einen Wasserrückhalt und den zeitlich verzögerten Regenwasserabfluss gewährleisten.

Das Zentrum des Quartiers, das weitestgehend autofrei konzipiert ist, wird von grünen Flächen durchzogen, die sich schollenartig über den Quartiersplatz verteilen. Integrierte Regengärten, die als Retentionsflächen bei stärkeren Regenfällen dienen, übernehmen wichtige kleinklimatische Funktionen und erleichtern das geplante Regenwassermanagement im Quartier.

Für die Gebäude ist eine dezentral geplante Wärmeversorgung vorgesehen, die sich aus erneuerbaren Energien speist. Viele der Gebäude erhalten eine Heizzentrale mit Wärmepumpe, Pufferspeicher, etc.
Der städtebauliche Entwurf liegt vor, die weitere hochbauliche Entwurfsplanung zur geplanten Hangbebauung soll in Abhängigkeit des aktuell in Bearbeitung befindlichen verkehrlichen Konzeptes in 2022 anschließen.
Wettbewerblicher Dialog ›Altendorfer Kirchviertel‹ gestartet
Die Stadt Nordhausen und die Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Nordhausen (SWG) beabsichtigen, gemeinsam im Rahmen der IBA Thüringen das Altendorfer Kirchviertel in Nordhausen städtebaulich und hochbaulich zu entwickeln. Die SWG und die Stadt sind jeweils Eigentümerinnen von Grundstücken auf dem etwa 10.000 qm großen Gebiet. Gemeinsam möchten sie brachliegende Flächen des Altstadtquartiers klimagerecht weiterentwickeln.
Ein Wettbewerblicher Dialog soll integrierte Lösungen finden, welche Wohnen, Freiraum, Mobilität, Energie, Wasser und Versorgung auf Quartiers- und Gebäudeebene zusammen denken. Auch ein technisches Versorgungskonzept soll die Potenziale der Gebäude bei der Energie- und Wärmebereitstellung offenlegen. Die zu erarbeitenden, neuen Standards zur ressourcenbewussten Gestaltung von differenzierteren Wohn- und Freiraummodellen sollen den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinschaftliche sowie individuelle Aneignungen ihrer Räume ermöglichen.
Die sechs Teams des Wettbewerblichen Dialogs konzipieren modellhaft ein bis zwei Gebäude für das Altendorfer Kirchviertel und prüfen die Möglichkeiten innovativer Holzbauweise, zirkulärer Bauweise und/oder low-tech. Weiterhin wird erprobt, inwieweit die ehemals gewerblich genutzten Bestandsgebäude gegebenenfalls einbezogen werden können und wie die denkmalgeschützten Gebäude auf dem Areal in das städtebauliche und energetische Nutzungskonzept einbezogen werden können. Die Teams, die jeweils aus einem Architektur- sowie Landschaftsarchitekturbüro und einem TGA-Planungsbüro bestehen, wurden im Rahmen eines vorgeschalteten EU-Teilnahmewettbewerbs ausgewählt.
Zum Abschluss der Dialogphase werden sie der Vergabekomission im Rahmen eines individuellen Zwischengesprächs ihre Zielvorstellungen und Arbeitsergebnisse präsentieren, bevor es anschließend in die konkrete Angebotsphase geht.
Teilnehmende Teams
ADOBE Architekten+Ingenieure GmbH | PSL Landschaftsarchitekten Ziegenrücker. Dorlas. PartGmbB | Ingenieurbüro für Wärme- und Haustechnik IBP GmbH
Deo Deimel Oelschläger Architekten GmbH | Schönherr Landschaftsarchitekten PartmbB | Assmann Berater + Planer GmbH
HS Architekten BDA Hirschmüller Schindele PartGmbB von Architekten | Atelier 8 | TGA-Vision Ingenieurgesellschaft mbH
Kaden + Lager GmbH | Eineinkel Landschaftsarchitektur | Syrius Ingenieur/- innengemeinschaft mbH
Scharabi Architekten PartGmbB | Foundation 5+ landschaftsarchitekten bdla Part GmbB | Dernbach GmbH
Werk.um architekten GbR | Rimbachplan | Planungsbüro Brand & Partner
Abschlussforum zur ›Zukunftsstadt Nordhausen‹
Mit reger Beteiligung fand am Montag, dem 14. März 2016, in Nordhausen die Abschlussveranstaltung zur ersten Phase des Wettbewerbs ›Zukunftsstadt 2030+‹ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt.
Erneut fanden sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger dafür im Bürgerhaus ein und diskutierten zwei Stunden intensiv die Kernthemen der vorangegangenen drei Bürgerwerkstätten. Erfreut über das Interesse und die große Zahl an neugierigen Bürger:innen zeigten sich neben den anwesenden Vertreter:innen der Stadtverwaltung, der IBA Thüringen und den Moderator:innen vom Planungsbüro StadtLabor aus Leipzig auch Oberbürgermeister Dr. Zeh, der das Grußwort hielt, sowie Prof. Dr. Wagner, Rektor der Hochschule Nordhausen, der mit seinen abschließenden Worten den Abend beendete.

Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürger:innen und Verwaltung kümmerte sich um die Gestaltung der Zukunftszeitung für Nordhausen und um die Formulierung des Abschlussberichts (siehe Links/Material).
Die an diesem Abend gebildete Redaktionsgruppe aus Bürgern und Verwaltung wird sich nun um die Gestaltung einer Zukunftszeitung und um die Formulierung des Abschlussberichts kümmern. Beide Teile bilden zusammen mit dem ›Zukunftsbild-Nordhausen‹ den Wettbewerbsbeitrag, den Nordhausen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung im Sommer einreichen wird. Die Jury des Ministeriums wird anschließend die 20 vielversprechendsten Beiträge aus den 51 Teilnehmerstädten auswählen, welche dann die Förderung für die zweite Phase des Wettbewerbs erhalten.
Bürgerwerkstätten für Zukunftsstadt
Foodsharing in Nordhausen? Ein Solarkataster für Bürgerenergie-Initiativen? Ein Flashmob zum Thema Energie sparen? Am 25. November 2015 lud die Stadt Nordhausen in Kooperation mit der Hochschule Nordhausen und der IBA Thüringen wieder in das Bürgerhaus in Nordhausen ein. Rund 70 Interessierte aus Stadt und Land läuteten gemeinsam die erste Runde von insgesamt drei Werkstattgesprächen im Rahmen des Wettbewerbs ›Zukunftsstadt‹ ein.
Der Abend im Bürgerhaus ermöglichte es, dass sich visionäre und engagierte Akteur:innen neu kennenlernen und weiter vernetzen konnten. Nur mit ihnen gemeinsam kann Nordhausen zur Region werden, in der regionale Wertschöpfung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit groß geschrieben werden.

Anwesend waren interessierte Bürger:innen, Schüler:innen und Studierende, Bürgermeister:innen aus den Gemeinden der Region Nordhausen, die Stadtwerke, Wohnungsgesellschaft und –genossenschaft, Vereine, Energiegenossenschaften.

Ergebnis des ersten Tages: Viele Projekte für eine Zukunftsstadt sind in Nordhausen und im Landkreis bereits Realität. So gibt es beispielsweise Bürger:innen, die ihr Auto der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, indem sie es stunden- oder tageweise vermietet. Andere Initiativen, wie beispielsweise die Bürgerstiftung Park Hohenrode engagieren sich schon seit Jahren für die Grundflächenentwicklung in der Region. Unternehmen wie die städtische Wohnungsgesellschaft investieren bereits in Projekte zur Gestaltung des energetischen Wandels.
Einen kurzen Input zu den Themen der drei Arbeitsgruppen ›Gemeinsam investieren‹, ›Gemeinsam Verhalten ändern‹ und ›Gemeinsam motivieren‹ gaben der Kommunikationsdesigner Prof. Steffen Schuhmann von der Kunsthochschule Berlin Weissensee, die Projektleiterin Kerstin Faber von der IBA Thüringen, der Vorsitzende des Vereins Bürgerenergie Thüringen Matthias Golle sowie Prof. Dagmar Everding vom Lehrstuhl Ökologischer Stadtumbau der Hochschule Nordhausen.
Mobil in die Zukunft
Im Januar 2016 trotzten wieder rund 70 Teilnehmer:innen dem Wintereinbruch und kamen zur zweiten Bürgerwerkstatt, um eine Stadt-Land-Mobilität für das Jahr 2030 zu entwerfen. Den fachlichen Einstieg der Veranstaltung lieferten die beiden Referenten und Experten für Mobilität Prof. Dr. Gather von der FH Erfurt und Dr. Wilde von der Goethe-Universität Frankfurt. So stellte sich unter anderem heraus, dass im Durchschnitt ein Fahrzeug zu 95% ungenutzt bleibt, ein öffentlicher Parkplatz uns alle statistisch aber 10.000 Euro pro Jahr dafür kostet. Ein CarSharing Auto ersetzt wiederum bis zu acht Privat-Pkws – und würde uns damit um 80.000 Euro pro Jahr erleichtern. Neben diesen Informationen wurden zahlreiche praktische Beispiele zu innovativen und bewegenden Initiativen und Projekten vorgestellt. In drei Arbeitsgruppen wurde anschließend weitergearbeitet.
In der ersten Arbeitsgruppe unter dem Titel ›Nordhausens Nahverkehr gesichert in die Zukunft‹ kamen die Möglichkeiten und Wege zur Sprache, den Nahverkehr in Stadt und Landkreis dauerhaft zu sichern. So wurde über einen ticketlosen ÖPNV im gesamten Landkreis und die Möglichkeiten eines Bürgerbusvereins für Nordhausen diskutiert.
Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Thema ›Teilen statt besitzen‹, eine Überzeugung mit Nachholbedarf in Sachen Anhängerschaft. Die Wege zu einem sicheren und lebenswerten Straßenraum wurden in der dritten Arbeitsgruppe besprochen. Initiativen wie autofreie Tage, Rad- und Fußverkehrs-Apps mit Belohnungssytem und Lastenraddienstleistungen wurden vorgeschlagen.
Innovativ denken, realistisch handeln
Im Februar 2016 fand die 3. Bürgerwerkstatt, wieder mit rund 70 Teilnehmer:innen, statt. Diesmal zum anspruchsvollen Thema energetischer Stadtumbau.
Die Hochschule Nordhausen ist als Forschungs- und Bildungseinrichtung eine Quelle für Fachwissen. Prof. Dr. Dagmar Everding und Prof. Dr. Rainer Große stellten am Beginn der Veranstaltungen die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Hochschule vor. In den Arbeitsgruppen berichteten Studierende von Semesterprojekten, in denen sie konkrete Vorschläge für den energetischen Stadtumbau in Nordhausen erarbeiteten. Christina Sager-Klaus vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Kassel betonte in ihrem Einstiegsvortrag die Notwendigkeit, Projekte zu initiieren, die sich langfristig eigenwirtschaftlich entwickeln können. Der Stadtumbau muss vor allem aus dem Bestand gedacht werden.
Innovativ denken und realistisch handeln war dann auch das Ergebnis der ersten Arbeitsgruppe ›Energetischer Umbau von Stadtquartieren‹. Die technischen Mittel zur Erzeugung Erneuerbarer Energien (EE) stehen bereits zur Verfügung. Vorhandene Infrastrukturen müssen auf die Nutzung von EE geprüft und umgestellt werden. Energetischer Stadtumbau bedeutet aber auch, kurze Wege zu ermöglichen. Die Einsparung von CO2 steht an erster Stelle, ebenso die soziale Verträglichkeit. Energetischer Stadtumbau muss daher immer mit einer sozial-räumlichen Qualifizierung zusammengedacht werden und darf nicht nur vor dem Hintergrund der energetischen Optimierung erfolgen.
Den Einstieg und die fachliche Begleitung der zweiten Arbeitsgruppe zum Thema ›Energielandschaft StadtLand gestalten‹ gab Prof. Dr. Doris Gstach, die die Professur Freiraumplanung und Landschaftsgestaltung an der FH Erfurt inne hat. Der Wandel im System der Energieerzeugung und Ressourcennutzung hat immer Auswirkungen auf die Landschaft gehabt. Zeugnisse historischer Produktionslandschaften werden heute größtenteils akzeptiert, sogar als natürlich ästhetisch empfunden. Dies muss auch für die aktuelle Energiewende gelten. Dabei müssen Freizeitlandschaft, Naturschutz und produktive Landschaft – ob landwirtschaftlich oder energetisch – viel stärker als eine Einheit zusammen gedacht werden. Es wurde anschließend diskutiert, wie ein Handbuch für Best Practice-Beispiele für die Region entstehen kann.
Die dritte Arbeitsgruppe ›Vom Altbau zum energetischen Traumhaus‹ beriet der Architekt Steffen Langner von ADOBE Architekten aus Erfurt. Ergebnis: Es müssen immer Individuallösungen gefunden werden, die eine nachhaltige soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung ermöglichen. Eine Blaupause gibt es nicht. Darüber hinaus wurden konkrete Maßnahmen - wie beispielweise das Nutzen regionaler Ressourcen als nachhaltige Baustoffe für den Wohnungsbau und der Verzicht auf Verbundstoffe – diskutiert.
Startschuss für die ›Zukunftsstadt‹
Vision Nordhausen 2030: Eine Stadt und ihre Region versorgen sich selbst mit erneuerbarer Energie. Autos besitzt man nicht mehr, sondern man teilt sie sich. Parkplätze sind zu Plätzen für Parks geworden. Nordhausen isst, was in der Region, in der Stadt oder an Fassaden wächst. Neben einem Klimaschutzmanagement gibt es auch einen Ernährungsbeirat auf StadtLand-Ebene. Neubauland war gestern, in der Zukunft wird nur nachverdichtet oder umgebaut – mit klugen Raumlösungen und Mischnutzungen, aus recycelten, nachwachsenden und energiegewinnenden Rohstoffen sowie mit der neusten Speichertechnologie ausgestattet, versorgen sich die Gebäude selber. Abwasser zur Wärmegewinnung ist selbstverständlich; Trinkwasser für die Toilette ist Schnee von gestern. Der Supermarkt nebenan verkauft Lebensmittel ohne Verpackung. In einer Innovationswerkstatt entwickeln Schulen und Start-Ups Müllrecyclingprodukte. Und ganz nebenbei: Im Fitnessstudio wird nicht nur Energie verbrannt, sondern durch Strampeln produziert.
Die hier genannten Projekte sind keine Zukunftsmusik. Es gibt sie in Deutschland bereits. Was wäre aber, wenn die Stadt Nordhausen und ihre Region sie alle vereinen oder besser noch, darüber hinaus viele eigene Ideen entwickeln und umsetzen und damit selbst zum Vorreiter würde? Was wäre, wenn Nordhausen die erste ›2000 Watt Gesellschaft‹ bewusst lebt und nicht nur propagiert? Klimaschutz bedeutet nicht nur die Produktion erneuerbarer Energien, sondern auch Energieeinsparung und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen in allen Lebensbereichen wie Mobilität, Esskultur, Baukultur, Konsum, Produktion – vom Materialursprung über die Verwendung bis zur Müllvermeidung. Das kann eine Stadt jedoch nicht alleine. Stadt und Land sind gefragt. Bewohner:innen, Vereine, Unternehmen, Schulen, öffentliche und private Institutionen!
Deshalb bewarb sich die Stadt Nordhausen gemeinsam mit der Hochschule Nordhausen im Rahmen der IBA Qualifizierungsarbeit beim Wettbewerb ›Zukunftsstadt‹ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Unter dem Titel ›Modellstadtregion für energetischen Wandel 2030+‹ schaffte es Nordhausen als eine von 51 Kommunen deutschlandweit in die erste Phase des Wettbewerbs. 2015 ging es in der ersten Phase darum, die vielen Akteur:innen und Ideen für eine umweltbewusste und ressourcenschonende Zukunftsgestaltung zu finden und erste gemeinsame Projektvorschläge zu verabreden. Dazu fanden drei Bürgerwerkstätten statt.
Die Auftakt- und Informationsveranstaltung zum Wettbewerb ›Zukunftsstadt‹ fand Im Oktober 2015 im Bürgerhaus Nordhausen statt. Der Einladungen folgten etwas 60 Akteur:innen, die sich an moderierten Tischgesprächen folgenden Fragen stellten: Was können wir nur gemeinsam tun? Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Was ist ein energetischer Stadtumbau? Heraus kamen Ideen und Vorstellungen, die in die Vorbereitung der Bürgerwerkstätten fließen:
November 2015: 1. Bürgerwerkstatt ›Gemeinsam Handeln‹
Januar 2016: 2. Bürgerwerkstatt ›Stadt-Land-Mobilität‹
Februar 2016: 3. Bürgerwerkstatt ›Energetischer Stadtumbau‹
März 2016: Abschlussveranstaltung und Präsentation der Ergebnisse
Momentan keine Termine
- Europäische Fonds für regionale Entwicklung EFRE (Dialogisches Verfahren)
Kerstin Faber
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-10
kerstin.faber@iba-thueringen.de