IBA Campus entwickelt vier Szenarien für die Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts

1.500 Hektar Fläche zum Ausprobieren, Planen und Nachdenken, Erfinden und neu justieren: Den vier Campusleitern und zwölf TeilnehmerInnen des IBA Campus stand ein großer Teil der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft rund um die Nordthüringer Gemeinde Kannawurf zur Verfügung, um hier eine Landschaftstypologie für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Vom 6. bis 16. Juni 2017 lebten und arbeiteten die Studierenden, Landschaftsarchitekten, Young Professionals, Forscher und Gestalter gemeinsam auf dem Schloss und entwarfen am Beispiel der 1.500 Hektar vier Szenarien, wie sich die Landschaft um Kannawurf in den nächten 50 bis 100 Jahren entwickeln könnte. Die Ergebnisse wurden in einer Endpräsentation am 16. Juni in Kannawurf und beim IBA Werkstattgespräch am 30. Juni in Apolda vorgestellt.

Alle Szenarien gehen auf globale Zusammenhänge ein, sichern aber auch die regionale Identität und gehen von tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft aus. In dem Szenario ›Better Business‹ sichern großmaßstäbliche Mono-Waben die Welternährung. Die Bewirtschaftung erfolgt komplett automatisiert, Roboter säen und ernten, riesige Versorgungstürme dienen der Stromerzeugung, der Wasserspeicherung und als Aussichtstürme. Dazwischen befindet sich ein ökosoziales Netz, das Naturschutz, regionalen Anbau und Erholung ermöglicht. ›Polymeer‹ stellt einen großflächigen Anbau von Industriepflanzen dar, der den globalen Weltmarkt der biogenen Kunststoffindustrie bedient. In direkter Dorfnähe können sich auf 130 ha die Bürger selbst versorgen. ›Nomos‹ geht auf die Bedeutung der Region als archäologische Fundstätte ein, betrachtet die Menschheitsgeschichte vom homo erectus bilzinglebensiensis über den homo sapiens bis hin zum homo holensis, der eins mit der Natur wird. ›Bubble grid‹ sieht die Region um Kannawurf verantwortlich für die Versorgung der zukünftigen Metropolregionen Erfurt/Weimar/Jena, Leipzig/Halle und Göttingen, mit denen sie eine Stadtland-Verbindung eingeht. Die Städte werden sowohl mit Standardprodukten wie Weizen als auch mit Exzellenzprodukten wie Kaffee versorgt, den Phosphor zur Düngung seiner Flächen erhält Kannawurf aus den Städten.

Begleitet wurde der Campus von Impulsen renommierter Fachleute: Prof. Antje Stokman, Andrea Balestrini und Stephan Petermann hielten öffentliche Fachvorträge. Bei einem Stakeholder-Treffen konnten sich die Campus TeilnehmerInnen außerdem mit den Landwirten und Bewohnern Kannawurfs austauschen, ein Hoffest bot die Möglichkeit für weitere Kontakte.