Thüringen, 2.000 Kirchen

Thüringen, 2.000 Kirchen

Sakrale Architekturen weitergedacht: Mobilisierung für neue Nutzungen

Sie sind identitätsstiftend und fast immer ortsbildprägend: 99 % der etwa 2.000 evangelischen Kirchen in Thüringen stehen unter Denkmalschutz, sie sind ein bauhistorischer und kultureller Schatz. Doch die Pflege und Wahrung von Grundstücken, Pfarrhäusern und Kirchen wird angesichts des demografischen Wandels und abnehmender Kirchenmitglieder immer belastender. In Kooperation mit der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) sucht die IBA Thüringen gemeinsam mit Partnern nach Strategien, leere, oder wenig genutzte Kirchen wieder mit Leben zu füllen. 

2016 riefen die EKM und die IBA Thüringen auf, Ideen für zukunftsfähige Nutzungen von rund 2.000 Kirchen zu finden.

500 Ideen für 500 Kirchen in Thüringen kamen zusammen. Die Ergebnisse des offenen Ideenwettbewerbs ›StadtLand:Kirche‹ wurden in der Erfurter Kaufmannskirche ausgestellt.

Bei der Vernissage am 13. Mai 2017 konnten die Besucher selbst hunderte Ideen für den Umgang mit Kirchengebäuden lüften. Auf den Monitoren wurden die eingereichten Ideenvideos aus dem Aufruf abgespielt.

Sieben Modellprojekte sind aus dem Aufruf hervorgegangen: Die soziokulturelle Zentrumskirche in der Martinskirche Apolda wird gesellschaftlicher Treffpunkt, die HER(R)BERGSKIRCHE St. Michaelis in Neustadt am Rennsteig wird über die Plattform Airbnb erfolgreich vermietet und um weitere HER(R)BERGSKIRCHEN entlang des Rennsteigs ergänzt. Die St. Annen-Kapelle in Krobitz wurde mit einer gasbetriebenen Flammenorgel zur Kunstkapelle. Die Bienen-Garten-Kirche St. Peter und Paul in Roldisleben, ein meditativer Spielplatz in der Kirche St. Nicolai in Niedergebra und die Netzwerkkirche St. Johannis (digital und sozial) in Ellrich sind ebenfalls im Qualifizierungsprozess.

Die St. Annen-Kapelle in Krobitz ist das erste fertige Vorhaben aus dem offenen Ideenaufruf 2017. Der international renommierte Künstler Carsten Nicolai entwickelte die skulpturale Arbeit ›organ‹ für das IBA Projekt. Das Musikinstrument ist inspiriert von frühen Entwürfen sogenannter Flammenorgeln aus dem 18. Jahrhundert. Foto: Henry Sowinski

Die HER(R)BERGSKIRCHE St. Michaelis in Neustadt am Rennsteig ist ein Modellprojekt für weitere HER(R)BERGSKRICHEN entlang des Rennsteigs im Thüringer Wald und seit März 2019 IBA Projekt. 2020 haben die HER(R)BERGSKIRCHEN mit der Lutherkirche in Tambach-Dietharz Zuwachs erhalten. 2021 folgte die Matthäuskirche in Spechtsbrunn, die im Sommer 2022 erstmals als HER(R)BERGSKIRCHE angeboten wird. Außerdem beginnt 2022 der Projektprozess für die Kirche St. Katharina in Hirschberg an der Saale.

Das Kirchenschiff der Martinskirche Apolda soll zu einem soziokulturellem Zentrum mit sozialem Treffpunkt umgebaut werden. 2020 suchten die Planungsbeteiligten, die Kirchgemeinde Apolda, die EKM und die IBA nach Entwürfen für den Umbau des Kirchenschiffs. Durchsetzen konnte sich der Entwurf des Leipziger Architekturbüros Atelier ST, das mit einem neuen Rautengewölbe aus weiß lasiertem Brettschichtholz eine Haus-in-Haus Lösung für die Martinskirche vorschlägt. Visualisierung: Atelier ST

Aus dem Roldislebener Gotteshaus soll eine Bienen-Garten-Kirche werden. Die Kirche St. Peter und Paul wird so zum Schutzraum für die Natur. 2019 erhielt das Vorhaben eine Finanzspritze vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. 2019 entsteht auch ein Sinnesgarten mit biblischen Kräutern.

Die St. Johannis Kirche in Ellrich denkt bis 2030 und will digital und sozial vernetzen. In Workshops wurde der Kirchenraum schon häufig zum Treffpunkt. Beteiligte sind die Stadt Ellrich, die EKM, die Kirchengemeinde und das Architekturbüro ONOFF Berlin und der Künstler Jürg Montalta. Foto: Elke Bergt.

In der St. Nicolai Kirche in Niedergebra wurde durch ein Kunstprojekt von Kata Adamek ein ›meditativer Spielplatz‹ realisiert. Im Kirchenraum wurden hierfür zwei ›Erlebniswürfel‹ installiert, die es den Kirchenbesuchern ermöglichen den Raum neu zu entdecken. Beteiligt waren die Kirchengemeinde sowie die Gemeinde Niedergebra und die EKM. Foto: (c) Elke Bergt

Projektprozess 
Netzwerktreffen der Kirchen-Modellprojekte mit Gastvortrag von Prof. Dr. Thomas Erne
28. Januar 2022

Netzwerktreffen der Kirchen-Modellprojekte mit Gastvortrag von Prof. Dr. Thomas Erne

Neue Website ›Aufgeschlossen – Ein Neuer Typus Kirche‹
01. Dezember 2022

Neue Website ›Aufgeschlossen – Ein Neuer Typus Kirche‹

Beten to go – Mobile Kapelle präsentiert
08. November 2021

Beten to go – Mobile Kapelle präsentiert

Foto: Uwe Kirst

Thüringer Staatspreis für Baukultur 2021 für IBA Vorhaben ›500 kirchen 500 ideen‹
10. September 2021

Thüringer Staatspreis für Baukultur 2021 für IBA Vorhaben ›500 kirchen 500 ideen‹

Buchtipp: Ein neuer Typus Kirche
07. Mai 2021

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Neue Möbellandschaft für die Netzwerkkirche Ellrich
07. Mai 2021

Neue Möbellandschaft für die Netzwerkkirche Ellrich

Studentischer Wettbewerb zu ›Kirchenmobil‹ entschieden
10. März 2021

Studentischer Wettbewerb zu ›Kirchenmobil‹ entschieden

Der Entwurf von Beutin und Duquesnoy ist orientiert an Psalm 61,5 ›Lass mich wohnen in deinem Zelte ewiglich und Zuflucht haben unter deinen Fittichen‹

Im nächsten Semester soll eine Bearbeitung in Hinblick auf Umsetzbarkeit, Öffentlichkeitswirksamkeit und Nachhaltigkeit durch die Studierenden erfolgen. Anschließend soll über eine Realisierung entschieden werden.

Fachbeirat empfiehlt IBA Projektstatus für Martinskirche Apolda
05. März 2021

Fachbeirat empfiehlt IBA Projektstatus für Martinskirche Apolda

Landesbischof übernimmt Schirmherrschaft für Modellprojekte
06. November 2020

Landesbischof übernimmt Schirmherrschaft für Modellprojekte

Förderung für Ausbau der Netzwerkkirche in Ellrich bewilligt
03. November 2020

Förderung für Ausbau der Netzwerkkirche in Ellrich bewilligt

Favorisierter Entwurf für Umbau und Sanierung der Martinskirche Apolda
05. Oktober 2020

Favorisierter Entwurf für Umbau und Sanierung der Martinskirche Apolda

Der favorisierte Entwurf des Ateliers ST für die Martinskirche Apolda. Visualisierung: Atelier ST

Im Erdgeschoss ensteht ein offener, für zahlreiche Aktivitäten, Inszenierungen, Ausstellungen frei verfügbarer Raum, der wie eine innenräumliche Piazza funktioniert, der offen ist zum Garten, aber prinzipiell auch offen sein kann zum sonstigen umliegenden Stadtraum, von dem her Aktivitäten aufgenommen, ja in der Kirche konzentriert werden können. Diese Multivalenz und Offenheit ist einem soziokulturellen Zentrum sehr gemäß. Der Raum kann temperiert werden, je nach den Erfordernissen des jeweiligen Gebrauchs.

Der in und über diesem Raum „schwebende“ Körper wiederum nimmt eine Reihe von Funktionen der Gemeinde auf, ist kompakt, ganzjährig und permanent nutzbar, weil vollständig beheizbar. Die gewählte Figur des Implantats folgt streng, ja minimalistisch, den funktionalen und statischen Erfordernissen und bezieht auch daraus eine unikale und zeichenhafte Qualität. Der Körper stützt sich einerseits ab auf die Erschließungselemente der Treppe und des Aufzugs, wodurch die Gemeinderäume barrierefrei erreichbar sind. Er stützt sich andererseits ab auf eine massive, asymmetrisch im Raum stehende Stütze wie ein „Fuß“, die den Boden aber nur minimal berührt, und einen „Arm“ als Erschließungs- und Fluchtweg von und zu der außen liegenden Treppe der Kirche. Der freischwebende Betonkörper gerät derart in eine nahezu archaisch schöne Wechselbeziehung zum umgebenden alten Mauerwerk der Kirche. 

Die Jury ist nach intensiver Diskussion zu der einstimmig getroffenen Entscheidung gelangt, dem Bauherrn die Arbeit des Atelier ST Leipzig zur Realisierung zu empfehlen und das Architekturbüro mit der Planung zu beauftragen.

Insgesamt würdigt das Berater- und Sachverständigengremium die herausragende räumliche, atmosphärische und symbolische Qualität des Entwurfs. Die Belange des soziokulturellen Zentrums seien in diesem Projekt ebenso abgebildet, wie die Erfordernisse der Kirchgemeinde. Zudem schaffe die Figur der Lösung ein nahezu einzigartiges Bild, das verspricht, die Martinskirche weithin zu einer Ikone der modernen Kirchenumnutzung werden zu lassen.

Bereisung der Modellprojekte im Sommer 2020
27. August 2020

Bereisung der Modellprojekte im Sommer 2020

Rückblick auf den 29. Evangelischen Kirchbautag 2019
22. September 2019

Rückblick auf den 29. Evangelischen Kirchbautag 2019

In der Lutherkirche in Erfurt wurden zum Auftakt des 29. Kirchbautags verschiedene Projekte zum Thema ›Kirche als öffentlicher Raum in bewegten Zeiten‹ vorgestellt.

Anders als in den letzten Jahren wurde der diesjährigen Tagung ein deutlich verstärkter internationaler Aspekt verliehen. So wurden unter anderem die verschiedenen Projekte der EKM-Gemeinden jeweils mit einem internationalen Beispiel gespiegelt, vorgestellt und anschließend diskutiert. Mit dem Abschlussgottesdienst am Sonntag in der Augustinerkirche ging eine erfolgreiche Tagung zu Ende, bei der neue Impulse für den Umgang mit Kirchen gegeben wurden, die für die kommenden Jahre richtungsweisend sein können.

Rückblick auf die 2. Saison 2018 in Krobitz
28. Dezember 2018

Musikalische Intervention in Krobitz

Sie reagierte mit Quarz-Glas-Schalen und der Dresdner Künstler Jan Heinke mit einem Stahlcello, Oberton-Gesang und verschiedenen Blashörnern auf die 12-minütige Komposition von Carsten Nicolai, die auf der gasbetriebenen Orgel mit 25 Glaspfeifen zu hören ist. Es entwickelte sich eine faszinierende Klang – und Raumkomposition in der alten romanischen Kapelle. Foto: Henry Sowinski

Insgesamt besuchten 2018 700 Gäste die St. Annen-Kapelle in Krobitz. Viele kamen aus den umliegenden Dörfern sowie aus den angrenzenden Städten wie Saalfeld und Jena. Aber auch aus Leipzig und Berlin und sogar aus Norwegen und Mexiko kamen Interessierte. Die Tore der St. Annen-Kapelle geöffnet, die gasbetriebene Orgel gewartet und über das IBA Projekt informiert haben die Mitglieder des Freundeskreises der kleinen Kirche, der sich 2017 gebildet hat. Foto: Henry Sowinski

Pavillon für Bienen-Garten-Kirche Roldisleben
23. Oktober 2018

Pavillon für Bienen-Garten-Kirche Roldisleben

Im Juli 2018 würdigte das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft das innovative und integrierte Konzept des IBA Kandidaten, das von zahlreichen Bürger:innen mitgetragen wird, mit 20.000 Euro.

Die erste Ausstellung wird im April 2019 von Künstlerin Jeanette Zippel präsentiert - ›Kunst mit und über Bienen‹. 2019 wird außerdem ein Sinnesgarten mit biblischen Kräutern im Kirchgarten angelegt.

500 Kirchen 500 Ideen. Neue Perspektiven für Kirchen
13. Dezember 2017

500 Kirchen 500 Ideen. Neue Perspektiven für Kirchen

Die Publikation ›500 Kirchen, 500 Ideen. Neue Nutzung für sakrale Räume‹ zum Projekt. Foto: chezweitz

Modellprojekte
Einige konkrete Vorhaben präsentierte die Erfurter Ausstellung bereits als künftige Modellprojekte, so zum Beispiel das Sozialkaufhaus in der Martinskirche Apolda oder die Her(R)bergskirche St. Michaelis in Neustadt am Rennsteig. Eine Werkstattwoche mit wenigen baulichen Interventionen – fünf Kirchenbänke wurden abgeschraubt und zwei Schlafebenen, die sich in die gut in den Kirchenraum integrieren, eingebaut – schuf die Voraussetzungen dafür, die Michaeliskirche von August bis Oktober 2017 in einem Probelauf über Airbnb erfolgreich zu vermieten. Ein nächster Schritt ist eine Studie, um die Potenziale dieses Konzeptes und möglicher weiterer Standorte aufzuzeigen. Andere Projekte wie u.a. die Gesundheitskirche in der Kirche St. Severi in Blankenhein, die Bienen-Garten-Kirche in St. Peter und Paul in Roldisleben, ein meditativer Spielplatz in der Neuen Donndorfer Kirche oder die Netzwerkkirche in St. Johannis in Ellrich sind noch in der Entwicklung.

IBA Projekt: Die Kunstkapelle St. Anna in Krobitz
In der St. Annen-Kapelle in Krobitz bei Weira entwickelte der international renommierten Künstler Carsten Nicolai das Kunstprojekt ›organ‹. Die Kapelle wurde damit wieder geöffnet und zum ersten fertiggestellten IBA Projekt überhaupt. Etwa 1.500 Gäste besuchten die kleine Kapelle romanischen Ursprungs, die fast 100 Jahre verschlossen war, an den Wochenenden im kurzen Zeitraum von Juni bis September 2017. Ein besonderer Umstand war, dass sich die Vertreter aus dem Ort und der Region rege am Prozess beteiligt haben und Woche für Woche die zahlreichen Besucher empfingen. Im Sommer 2018 geht das Kunstprojekt in seine nächste Saison – vor allem Dank dem Zusammenwirken vom Bürgermeister, von Kirchgemeinde und engagierten Krobitzer Familien. Als Freundeskreis sorgen sie künftig gemeinsam dafür, dass die Kapelle erhalten und genutzt werden kann.

Ausblick
Auch an anderen Orten in Thüringen entstehen weitere Projekte. Welche drei bis fünf Vorhaben bis zum Finaljahr der IBA Thüringen 2023 in Gänze realisiert werden können, soll 2018 feststehen. Diese sollen dann in das gesamte Thüringer Land sowie über dessen Grenzen hinaus und in die Evangelische Kirche Strahlkraft entwickeln. Und sie sollen Mut machen, Veränderungen auch in der eigenen Kirche anzugehen.

Workshop zur Umnutzung von Kirchengebäuden bei der IBA Parkstad
16. November 2017

Workshop zur Umnutzung von Kirchengebäuden bei der IBA Parkstad

Erste Ideenwerkstatt in der Michaeliskirche
06. August 2017

Erste Ideenwerkstatt in der Michaeliskirche

Kontroverse Debatte um die Nutzung von Kirchengebäuden
15. Juni 2017

Kontroverse Debatte um die Nutzung von Kirchengebäuden
1. Querdenker-Salon in Erfurt

Inputvortrag des Journalisten und Architekturkritikers Dr. Dankwart Guratzsch. Foto: Thomas Müller

Rund 50 Interessierte kamen zum ersten Salon in die Erfurter Kaufmannskirche. Foto: Thomas Müller

Gelungene Eröffnung der Ausstellung ›500 Kirchen 500 Ideen‹
16. Mai 2017

Gelungene Eröffnung der Ausstellung ›500 Kirchen 500 Ideen‹

Hunderte Ideen wurden 2016 zum Ideenaufruf eingereicht, viele davon als Video. Foto: Thomas Müller

Vor der Kirche steht ein gelbes Haus, an dem die Besucher kreativ werden und neue Nutzungsvorschläge für Kirchengebäude entwickeln können: Der Ideengenerator. Foto: Thomas Müller

Mehr Bilder auf gibt es hier.

 

Um- und Neudenker entwickeln Ideen für Thüringer Kirchen
06. April 2017

Um- und Neudenker entwickeln Ideen für Thüringer Kirchen
Elke Bergt über das Projekt ›STADTLAND:Kirche 2017‹

Neben der Ausstellung wird es in diesem Jahr auch noch viele andere Aktivitäten geben, die die Ideen für Thüringer Kirchen bekannt machen wollen. Zum Beispiel sind sogenannte Entdeckertouren geplant?
Es ist uns wichtig, Interessierten auch die Orte zeigen, um die es uns geht, und zwar in einer großen Breite. Die fünf Entdeckertouren führen insgesamt in zehn Kirchen. Dort treffen wir Ideengeber:innen und Gemeinden, die etwas bewegen wollen. Es werden jeweils kleinere Interventionen zu sehen oder zu erleben sein, die die Idee verdeutlichen. Im Übrigen ist das auch eine gute Möglichkeit für Kirchengemeinden, sich Anregungen für eigene Projektideen zu holen. Warum also nicht einmal ein Gemeindeausflug als Entdecker?

Zum ­Projekt gehört auch die künstlerische Gestaltung einer bislang wenig beachteten Kirche. Die Wahl ist auf die Kirche in Krobitz (Kirchenkreis Schleiz) gefallen. Der Berliner Künstler Carsten Nicolai wird sie bis Mai 2017 gestalten. Was erhoffen Sie sich von diesem Kunstprojekt?
Carsten Nicolai ist ein international bekannter Künstler, der weltweit arbeitet. Wenn eine solche Prominenz in einem kleinen Ort wie Krobitz – der Ort besteht aus wenigen Gehöften – ein Kunstwerk schafft, was macht das mit dem Ort und den Menschen dort? Ist es möglich, eine kleine ungenutzte Kapelle damit wieder zum Leben zu erwecken? Wie bringt man den (zugegebenermaßen etwas angestaubten) Charme mit moderner Kunst zusammen, ohne den Charakter des Raumes zu zerstören? Das sind die Fragen, die wir uns bei diesem Projekt stellen.

Wie ist Ihre Prognose? Wird das Projekt wirklich zu einem Umdenken führen, was die Nutzung der Thüringer Kirchen angeht?
Ich denke, dass wir mit diesem Projekt viele Gemeinden dazu angeregt haben, sich auf den Weg zu machen. Natürlich geht es nicht nur um die Gebäude, sondern  immer auch um das Leben darin. Andere Initiativen der EKM sehe ich in ganz engem Zusammenhang: Offene Kirchen, Erprobungsräume, Gebäudekonzeptionen – das zeigt an, dass wir auf dem Weg sind, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Veränderung kann aber nur gelingen, wenn die Menschen, die es betrifft, das auch wollen. Uns sehe ich als Anreger und Unterstützer. Aufgrund der positiven Erfahrungen innerhalb des Projekts bin ich frohen Mutes, dass das gelingt.

Neue Ideen: Marta Doehler-Behzadi über die Verweltlichung der Kirche
05. Dezember 2016

Neue Ideen: Marta Doehler-Behzadi über die Verweltlichung der Kirche

In einem eingereichten Film wurden statt der Wetterfahne auf der Kirche wechselweise ein Supermarktzeichen, ein Tankstellenlogo, die Wimpelkette eines Kindergartens und ein Halbmond gezeigt. So etwas wird Fragen aufwerfen.
Was halten Sie von solchen Ideen?

Wir müssen nicht um jeden Preis provozieren, andererseits verändert sich unsere Welt nun mal und einen Zuzug gibt es auch. Nehmen Sie die Hagia Sophia in Istanbul. Auch das war einmal eine christliche Kirche, die heute eine Moschee ist. Vielleicht sollten wir also etwas entspannter mit diesem Thema umgehen, das derzeit sehr unentspannt diskutiert wird.

Wie wird die IBA mit solchen Diskussionen umgehen?
Wir werden während der Ausstellungszeit übers Land fahren und sie führen. (Anm. d. Red.: Von Mai bis November 2017 werden alle eingereichten Vorschläge in einer Ausstellung in der Kaufmannskirche Erfurt gezeigt.) Der Wettbewerb heißt schließlich auch so, weil wir uns gestatten wollen, erst einmal anders zu denken und andere Gedanken überhaupt zuzulassen. Da wir die Kirchen nicht abreißen möchten, haben wir viel Platz für Experimente. Und auch wenn einige Ideen vielleicht nicht umgesetzt werden können, setzen sie womöglich etwas in Gang.

Apropos in Gang setzen: Die IBA möchte die fünf besten Ideen baulich umsetzen. Haben sie bereits Favoriten?
Die gibt es noch nicht. Selbst wenn, dürfte ich nichts verraten. Nur so viel: Fünf Projekte sind das, was wir bis 2023 leisten möchten. Das ist aber nur eine ungefähre Zahl. Wenn ein weiterer Vorschlag wirklich gut ist, könnten es auch sechs werden.

Nach welchen Kriterien werden die Projekte ausgewählt?
Die eingereichten Ideen sollten wirklich innovativ und in ihrer Gestaltung exzellent sein. Darüber hinaus sollten sie etwas Neues schaffen und den Anspruch der Nachhaltigkeit erfüllen. Wir streben Projekte an, die Bestand haben und weltoffen sind, die man aber gut mit Thüringen verheiraten kann.

Das Gespräch führte Peter Cott. Der Artikel wurde uns freundlicherweise von der OTZ zur Verfügung gestellt, wo er zuerst am 14.11.2016 erschien.

Ideenaufruf gestartet
23. März 2016

Ideenaufruf gestartet

Bundeskulturstiftung fördert künstlerisches Projekt ›STADTLAND:Kirche‹
23. Oktober 2015

Bundeskulturstiftung fördert künstlerisches Projekt ›STADTLAND:Kirche‹

Nominierung zum IBA Kandidat
30. September 2014

Nominierung zum IBA Kandidat

Kalender 

Momentan keine Termine

Ort 
Thüringen
Deutschland
Partner
Kuratorenboard
  • Veronique Faucheur, Oberkirchenrat Christian Fuhrmann, Florian Heilmeyer, Prof. Barbara Holzer, Jürg Montalta, Anne Schönharting, Dr. Barabra Steiner und Tom Unverzagt 
Beteiligte bei den Salons
  • Dr. Dankward Guratzsch, Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Dr. Stefan Krämer, Holger Reinhardt, Dr. Mathias Rein, Elke Bergt, Marcus Schmidt, Dr. Sonja Beeck, Jürgen Willinghöfer, Dr. Marta Doehler-Behzadi, Ulrike Rothe, Lisa-Marie Hottenrott und Oliver Weiland 
Ansprechpartnerin

Ulrike Rothe
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-13
ulrike.rothe@iba-thueringen.de