Schwarzatal, Bahnhof Rottenbach
Ein Tor in die Region: Genossenschaft übernimmt Nahversorgung
»Aus der simplen Mobilitätsschnittstelle tief im ländlichen Raum wird die Schnittstelle von Asphalt und Staudenbeet, von Discounter und Genossenschaft, von Globalisierung und Regionalität, kurz: von StadtLand.«
Prof. Andreas Wolf, ehemaliges Fachbeiratsmitglied der IBA Thüringen
Die Bahn fährt noch, aber das Bahnhofsgebäude steht leer. Eine mittlerweile typische Situation in ländlichen Regionen. Auch die Stadt Königsee im Schwarzatal, historisch geprägt von Tourismus, Landwirtschaft und mittelständischen Unternehmen, war davon betroffen.
Der leer stehende Bahnhof Rottenbach wurde als ›Ein Tor ins Schwarzatal‹ saniert und seit dem 5. Juli 2019 flexibel als Bahn-Hofladen und Bürgerbüro genutzt.

Die denkmalgerechte Sanierung des Bahnhofsgebäudes erfolgte durch das Baubüro Lehninger aus Gotha.

Der Entwurf für den Bahn-Hofladen stammt von den K3LArchitektur & Design aus Leipzig und dem Architektur- und Ingenieurbüro Lindig-Herbst-Lichtenheld aus Rudolstadt.

Die Besonderheit des neuen Ladens: Er wird flexibel für Verkauf oder als Bürgertreffpunkt genutzt. Das Projekt zeugt von einem sehr hohen bürgerschaftlichen Engagement der Menschen vor Ort. Denn die Mitglieder der Genossenschaft ›Bahn-Hofladen e.G.‹ haben aktiv an der Gestaltung und Entwicklung des Vorhabens mitgewirkt.
Auch der Bahnhofsvorplatz wurde ausgbaut und fungiert nun wieder als Verkehrsknotenpunkt für Bus, Bahn, Auto und Fahrrad. Bei der Gestaltung fanden sich regionale Traditionen wieder: Landschaftsinseln brechen den Asphalt auf, Staketenzäune umgeben Bauerngärten. So wird Selbstverantwortung mit Nachhaltigkeit verbunden.

Der Bahnhofsvorplatz ist regionaltypisch: Materialien wie Holz und Schiefer und grüne, von Staketenzäunen umsäumte Inseln greifen die Landschaftsbilder der Umgebung auf.

Der Bahnhofsvorplatz Rottenbach wurde nach Entwürfen des atelier le balto realisiert.

Das Gesamtareal von Bahnhof Rottenbach soll um ein Multifunktionshaus von Atelier ST in Zusammenarbeit mit dem Büro Baumann ergänzt werden. Das Multifunktionshaus ergänzt zukünftig das ehemalige Toilettenhaus und wird auch als Gemeindehaus fungieren. Das geplante Gebäude soll sich gleichermaßen einfach und vertraut in das Bahnhofsensemble einfügen. Visualisierung: Atelier ST
Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft war maßgeblich an der Förderung des IBA Projekts beteiligt. Weitere Unterstützung erfuhr das Vorhaben von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), vom Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera (ALF), von der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt und von Investitionen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
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Ein Multifunktionshaus für Bahnhof Rottenbach
Das Gesamtareal von Bahnhof Rottenbach soll durch ein kleines neues Multifunktionshaus von Atelier ST in Zusammenarbeit mit Büro Baumann ergänzt werden. Das Multifunktionshaus wird zukünftig das ehemalige Toilettenhaus ergänzen und unter anderem als Gemeindehaus fungieren. Ziel ist es, ein starkes und eigenständiges Gebäude zu entwickeln: ein gleichermaßen einfaches und vertrautes Haus, das sich selbstverständlich im Gefüge des Bahnhofsensembles verortet.

Das Gesamtareal von Bahnhof Rottenbach soll um ein Multifunktionshaus von Atelier ST in Zusammenarbeit mit dem Büro Baumann ergänzt werden. Das Multifunktionshaus ergänzt zukünftig das ehemalige Toilettenhaus und wird auch als Gemeindehaus fungieren. Das geplante Gebäude soll sich gleichermaßen einfach und vertraut in das Bahnhofsensemble einfügen. Visualisierung: Atelier ST

Visualisierung Innenraum: Atelier ST
Über einen transparenten, barrierefreien Hauptzugang mit anschließendem Windfang und Toilettenbereich wird das Haus vom Platz aus erschlossen. Dem Windfang nachgestaltet wird der eigentliche Gemeindesaal angegliedert. Das neue kleine Multifunktionshaus wird als Holzbau realisert. So einfach und klar wie die Erscheinung des Baukörpers soll auch die Konstruktions- und Materialkonzeption sein.
Rückblick auf den Tag der Sommerfrische 2021
Am Sonntag den 22. August hat das Schwarztal erneut zum ›Tag der Sommerfrische‹ eingeladen- und weit über 1000 Besucher:innen sind dieser Einladung gefolgt.
Bei sommerlichem Wetter konnten den ganzen Tag viele verschiedene Projekte im gesamten Schwarztal besichtigt werden. Mit dabei waren auch im diesen Jahr wieder einige IBA Projekte wie der Bahnhof in Rottenbach, das Haus Bräutigam und Haus Döschnitz.
In Rottenbach am Bahnhof konnten Besucher:innen beim langen Tisch der regionalen Produkte viele tolle Erzeugnisse aus der Region erwerben. Ob als Andenken an den Tag oder als Proviant für die Tour - an den verschiednene Ständen war für alle etwas dabei! Begleitet wurde das bunte Treiben auf dem Vorplatz des Bahnhofs musikalisch durch die Band RAMM TAMM TILDA aus Erfurt.
Im Haus Bräutigam fanden Bausstellentouren statt. Besucher:innen konnten sich hier von den Vereinsmitgliedern den aktuellen Stand der Baustelle zeigen lassen und an einer Besichtigungstour durchs Haus teilnehmen. Dabei wurden mit Hilfe von Plänen die zukünftigen Schritte des Bauvorhabens anschaulich erklärt.
Auch das Haus Döschnitz öffnete am Sonntag für Besucher:innen seine Türen. Hier durften Interessierte in die bereits begonnenen bauhistorischen Untersuchungen eintauchen und sich ein Bild vom Gebäude machen. Fotodokumentationen im Inneren des Hauses zeigten den Besucher:innen den Zustand des Gebäude zum Zeitpunkt der Übernahme durch den Verein.
Kinobus ¡ANDA! auf Tour im Schwarzatal und der Region Seltenrain
Bereits vor dem ›Tag der Sommerfrische‹ 2022 lohnte sich ein Besuch im Schwarzatal, denn im August tourte der Kinobus ¡ANDA! mit einem Kurzfilmprogramm durch die Region. Mit dem Projekt bringt der Leipziger Verein ›anda‹ seit 2018 Kino an Orte, an denen es keines mehr gibt oder nie eines gab. Auf der diesjährigen Tour wurden in Kooperation mit der IBA Thüringen auch verschiedene IBA Standorte zum Schauplatz. Zwischen dem 16. und 21. August gab es insgesamt fünf Kinoabende im Schwarzatal, u.a. am Bahnhof Rottenbach und in Döschnitz.
Anschließend ging es für den Kinobus ¡ANDA! weiter in die Region Seltenrain: Am 24. August wurde hier Halt in Sundhausen auf dem Anger hinter dem ehemaligen Konsumgebäude gemacht. Mit dem Kinoabend endete hier zugleich die zweitägige Bauhütte zum IBA Projekt ›Gesundheitskioske‹.
Rottenbach erhält Sonderpreis ›Bahnhof des Jahres 2020‹
Im Jahr 2020 erhielt Bahnhof Rottenbach den Sonderpreis der Allianz pro Schiene ›Bahnhof des Jahres 2020‹.
Seit Sommer 2004 prämiert die Allianz pro Schiene einmal jährlich den besten Bahnhof aus Kundensicht, der dem Reisenden Komfort in jeder Hinsicht bietet. Dazu gehören umfangreiche Serviceleistungen, ein übersichtliches Kundeninformationssystem, eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sowie ein einladendes Ambiente, das zum Verweilen einlädt.
Für Rottenbach lautet das Fazit der Jury: "In Rottenbach hat das große Engagement der Bürger einen Bahnhof erfolgreich wiederbelebt. Entstanden ist in Rottenbach ein toller Ortsmittelpunkt, von dem Bewohner und Reisende gleichermaßen profitieren.“
Ministerpräsident Ramelow und Minister Hoff besuchen auf Sommertouren 2020 IBA Projekt Bahnhof Rottenbach
Die Thüringen-Tour 2020 führte Ministerpräsident Bodo Ramelow am 29. Juli 2020 nach Königsee, wo er mit dem 1. Beigeordneten des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt, Maik Kowalleck, auch den im letzten Jahr neueröffneten BahnHofladen und den sanierten Bahnhof in Rottenbach besichtigte.

Gemeinsam mit Vertreter:innen der IBA Thüringen, des Landratsamtes und der Stadt Königsee wurde Ministerpräsident Ramelow das IBA Projekt und Gemeinschaftsprojekt der BahnHofLaden e.G. und der Stadt Königsee vorgestellt.

Peter Möller, BahnHofLaden e.G, führte den Ministerpräsidenten durch den im letzten Jahr eröffneten BahnHofLaden, der mit seiner Verbindung aus Einkaufsmöglichkeit und Bürgerbüro als multifunktionales Ortszentrum zukünftig zu einer zukunftsorientierten Entwicklung der Region im Schwarzatal beitragen wird.
Unter dem Motto ›Land & Leute‹ ging Ministerpräsident Ramelow vom 20. bis zum 30. Juli 2020 auf Reisen quer durch ganz Thüringen, wo er rund 30 Ziele in allen Landkreisen des Freistaats besuchte. „Mit viel Kreativität, Fleiß und Erfolg treiben die Menschen im ländlichen Raum Thüringens ihre Projekte voran und zeigen an vielen Stellen, wie lebenswert das Land auch abseits der städtischen Zentren ist“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow in Hinblick auf das Programm der Thüringen-Tour.
Am 26. August machte auch Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringer Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft, auf seiner Sommertour 2020 Halt am Bahnhof Rottenbach.
Die STADT.LAND.Zukunft Sommertour 2020 führte Hoff am 26. August auf dem Fahrrad quer durch das Schwarzatal. Neben dem Kloster Paulinzella und dem benachbarten Forsthaus besucht der Minister dabei vor allem IBA Projekte. „Nahversorgung, Genossenschaften, Baukultur und Demokratieförderung. Mit der Initiative „Zukunftswerkstatt Schwarzatal“ wird deutlich, was die IBA in und für den ländlichen Raum Thüringens leistet. Auf meiner Sommertour spreche ich mit aktiven Menschen vor Ort und wie wir ihre Pläne für die Region unterstützen können.“
Eröffnung des Bahnhofs Rottenbach mit BahnHofladen
Bahnhof Rottenbach ist durch seine Lage ein wichtiger Verteiler in die Region. Heute wurde das Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen feierlich vor 300 Gästen als ein neues ›Tor ins Schwarzatal‹ eröffnet. Im sanierten Gebäude versorgt ab jetzt ein BahnHofladen einer dafür eigens gegründeten Genossenschaft Touristen und Einwohner, wo sonst Einkaufsmöglichkeiten fehlen. Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft: »Das Projekt ist in mehrerer Hinsicht besonders: Es trägt mit dem BahnHofladen und dem Bürgerbüro als multifunktionales Ortszentrum zu einer zukunftsorientierten Entwicklung der Region im Schwarzatal bei. Und es zeugt von einem sehr hohen bürgerschaftlichen Engagement der Menschen vor Ort. Hier wurde die Genossenschaft ›BahnHofladen e.G.‹ gegründet, deren Mitglieder aktiv an der Gestaltung und Entwicklung des Projekts mitgewirkt haben und damit einen wirkungsvollen Beitrag für die Entwicklung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum leisten.«
Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen: »Wenn die Menschen in Königsee-Rottenbach ihren BahnHofladen annehmen, dann nehmen sie letztlich auch die Entwicklung ihrer Region und des Tourismus selbst in die Hand. Das StadtLand Thüringen zeigt Eigeninitiative.«
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Bahnhof Rottenbach gehörte 2014 im Rahmen der Initiative der Zukunftswerkstatt Schwarzatal zu den ersten nominierten IBA Vorhaben. Die Genossenschaft BahnHofladen Rottenbach e.G. gründete sich 2015: »Wir wollten nicht weiter über den Verfall im Zentrum unserer Stadt jammern, sondern mit verlässlichen Partnern die Sanierung des Bahnhofs angehen und einfach selbst machen!«, so der Genossenschafts-Vorsitzende Peter Möller.
Vor zwei Jahren begann die denkmalgerechte Sanierung des Bahnhofsgebäudes unter Leitung des baubüros lehniger aus Gotha. Bereits 2015 setzte sich das Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto aus Berlin mit dem Entwurf ›STADTLAND:INSELN!‹ zur Gestaltung eines Verkehrsverknüpfungspunkts vor dem Bahnhof durch. Im Wintersemester 2016/17 erarbeiteten Studierende der Bauhaus-Universität Weimar und der Hochschule Technik Wissenschaft und Kultur (HTWK) Leipzig Entwürfe für die Gestaltung des BahnHofladens. Daraus ging das Architekturbüro K²L Architekten aus Leipzig hervor, das in Zusammenarbeit mit dem Architektur- und Ingenieurbüro Lindig | Herbst | Lichtenheld aus Rudolstadt aus dem Entwurf Realität machte. Die Besonderheit: Der BahnHofladen wird flexibel zum Verkauf oder als Bürgertreffpunkt genutzt.
Die Qualitätsmaßnahme, unterstützt und begleitet durch die IBA Thüringen, hat sich gelohnt: Der Bahnhof ist ein Schmuckstück, der BahnHofladen modern, der Bahnhofsvorplatz regionaltypisch: Regionale Materialien wie Holz und Schiefer und grüne Inseln mit Staketenzaun umsäumt greifen typische Landschaftsbilder auf.
Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft war maßgeblich an der Förderung des IBA Projekts beteiligt. Weitere Unterstützung erfuhr das Vorhaben von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), vom Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera (ALF), von der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt und von Investitionen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Testfahrt Wasserstoffzug
Medieninformation des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz
Der weltweit erste serienreife Wasserstoff-Brennstoffzellenzug nimmt heute in Thüringen Fahrt auf - mit einer Testfahrt auf der Schwarzatalbahn von Rottenbach nach Katzhütte und zurück. Eine Inbetriebnahme könnte zum Fahrplanwechsel 2021 erfolgen.
Umweltministerin Siegesmund: »Wir wollen in Thüringen klimafreundliche und moderne Mobilität. Dazu passt ein Wasserstoffzug, der komplett durch Erneuerbare Energien angetrieben wird – aus Sonne, Wind und Biomasse. Gerade auf Strecken, die immer noch nicht elektrifiziert sind, kann der oberleitungsfreie Wasserstoffzug punkten. Das ist innovativ und passt zum umweltfreundlichen Tourismus im Schwarzatal.«
Ministerpräsident Bodo Ramelow: »Mit Blick auf die Energiewende und das Ziel der CO2-Reduktion wollen und müssen wir uns mit neuen Antriebstechnologien beschäftigen. Dazu gehört auch der Einsatz von Wasserstoffzügen. Diese Testfahrt und die Machbarkeitsstudie der Bauhaus-Universität Weimar bringen uns neue, zukunftsweisende Erkenntnisse. Darauf freue ich mich und bin im besten Sinne neugierig.«
Auf der Schwarzatalbahn könnte ein deutschlandweit bisher einzigartiges Projekt realisiert werden: Der Modellbetrieb einer zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien betriebenen Bahnstrecke, gespeist aus regionaler Energie. Damit könnten nicht nur 630 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Vielmehr weist das Projekt den Weg zum dieselfreien, klimaneutralen Zugbetrieb auf nicht elektrifizierten Strecken. 70 Prozent des rund 1.700 Kilometer langen Streckennetzes sind in Thüringen nicht mit Oberleitung ausgestattet. Die aufwändige und teure Elektrifizierung könnte für Züge mit alternativen Antrieben entfallen.
Die Gesamtkosten für den Einsatz von zwei Wasserstoffzügen auf der Strecke (gleichzeitig im Einsatz) belaufen sich auf etwa 20 Millionen Euro. Davon entfallen rund 10 Millionen Euro auf die Züge, nochmal einmal rund 10 Millionen Euro auf die notwendige Infrastruktur (z.B. Elektrolyseur, Wasserstoff-Trailer, Tankstelle). Die Hälfte der Kosten, etwa 10 Millionen Euro, wären davon EU-Fördermittel (EFRE), der Rest Eigenanteil der Deutschen Bahn AG.
Hintergrund zur Teststrecke:
Für die Auswahl der Schwarzatalbahn sorgte eine vom Thüringer Umweltministerium beauftragte Machbarkeitsstudie. Darin untersuchten Verkehrs- und Energieexperten der Bauhausuniversität Weimar das nicht elektrifizierte Thüringer Streckennetz nach Kriterien wie Fahrzeiten, Taktung, Fahrgastzahlen und technischer Eignung für Züge mit alternativen Antrieben. Die Bahnstrecke von Rottenbach nach Katzhütte ist gegenwärtig am besten geeignet, so ein Ergebnis der Studie. Der Abschnitt hat eine Gesamtlänge von rund 25 Kilometern und wurde allein im Jahr 2018 von rund 128.000 Fahrgästen genutzt.
Die Weimarer Wissenschaftler haben für die CO2-freie Produktion des nötigen Wasserstoffs bestehende Windparks in den Blick genommen. Elektrische Energie soll vor Ort zur Produktion von Wasserstoff mittel Elektrolyse genutzt werden. Das bietet sich an, weil bis Ende 2022 in Thüringen über 240 Megawatt an alten Windkraftanlagen aus der Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) herausfallen. Damit wäre ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb der Anlagen möglich.
Hintergrund Wasserstoffzug:
Der ›Coradia iLint‹ ist weltweit der erste Personenzug, in dem eine Wasserstoff-Brennstoffzelle die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Der komplett emissionsfreie Zug (ein Triebwagen von knapp 60 Meter Länge) ist geräuscharm und gibt lediglich Wasserdampf und Kondenswasser ab. Neuartig ist nicht nur die saubere Energieumwandlung, sondern auch die flexible Speicherung in den Batterien sowie Zusammenspiel zwischen Antriebskraft und verfügbarer Energie. Dank Brennstoffzellenantrieb werden lediglich Wasserdampf und Wasser an die Umgebung abgegeben, die Geräuschemissionen sind im Vergleich zu Dieseltriebwagen gering.
Von Ende Januar bis Mitte Februar 2019 ist der Triebwagen ›Coradia iLint‹ des französischen Zugbauers ›Alstom‹ in Deutschland unterwegs. Der Hersteller präsentiert seine einsatzbereite Wasserstofftechnologie in sechs Bundesländern und demonstriert damit eine emissionsfreie Alternative auf nichtelektrifizierten Strecken. Der Wasserstoffzug wurde vom Kompetenzzentrum für Regionalzüge in Salzgitter und vom Kompetenzzentrum für Antriebssysteme im französischen Tarbes gemeinsam entwickelt. Alstom hat seinen Hauptsitz in Frankreich und ist in mehr als 60 Ländern vertreten. Das Unternehmen beschäftigt heute weltweit 34.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Entwurf der HTWK Leipzig für BahnHofladen Rottenbach
Bei einem Semesterprojekt zur Gestaltung des BahnHofladens Rottenbach, an dem auch Studierende der Bauhaus-Universität Weimar beteiligt waren, entstand ein Entwurf von Studierenden des Masterstudiengangs Architektur der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig, der eine flexible Nutzung des Raums sowohl für den Verkauf von Regionalprodukten, als auch für Treffen ermöglicht. Der Vorschlag wurde fünf Studierenden, darunter zwei Studentinnen aus Italien, entwickelt.

Er verdichtet das Warenangebot auf variable Regale an der Längsseite des Raumes.

L-förmige Spangen, die sich über den Raum spannen, nehmen Vorhänge auf, mit denen sich der Raum unterteilen und abtrennen lässt.
25 Studierende reichten ihre Arbeiten ein, von denen sechs für die erste Präsentation am 14. Februar 2017 im Rathaus Königsee-Rottenbach ausgewählt wurden. Davon gelangten zwei in die engere Auswahl. Foto: Clemens Weise
Der BahnHofladen ist Teil des Bahnhofs Rottenbach. Dieser soll als ‚Ein Tor ins Schwarzatal’ zu einem Ort des Willkommens und einem neuen Knotenpunkt werden.
Umbaustelle Bahnhof Rottenbach

Am 18. Juli 2016 wurde der Umbau des Verkehrsverknüpfungspunkts Bahnhof Rottenbach unter Beileigung des Bürgermeisters der Gemeinde Königsee-Rottenbach, Volker Stein, Herrn Staatssekretär Dr. Klaus Sühl vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Frau Diana Saager, Leiterin der Oberweißbacher Berg- und Schwarztalbahn, Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen, und Véronique Faucheur sowie Marc Pouzol vom Landschaftsarchitekturbüro atelier le balto gestartet.

Etwa 150 Gäste waren mit von der Partie und verfolgten die gemeinsame Pflanzung des Apfelbaums der Sorte 'Ruhm aus Thüringen'. Der Apfelbaum steht symbolisch für die STADTLAND:Inseln, die auf dem Verkehrsverknüpfungspunkt und Vorplatz Bahnhof Rottenbach noch entstehen sollten.

Anschließend konnten bei einem ersten bunten Markttreiben kulinarische Spezialitäten aus der Region präsentiert und verköstigt werden.

Dies war eine gelungene Einstimmung auf den genossenschaftlichen Regionalladen, der 2019 eröffnen soll.
Das IBA Projekt ist eine Gemeinschaftsleistung der Stadt Königsee-Rottenbach, der LEADER-Aktionsgruppe Saalefeld-Rudolstadt, der Genossenschaft BahnHofladen Rottenbach e.G., der Initiative 'Zukunftswerkstatt Schwarztal', der Oberweißbacher Berg- und Schwarztalbahn, der IBA Thüringen und vieler engagierter Bürger und Bürgerinnen im Schwarzatal. Das Vorhaben wird durch das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft unter anderem mit Mitteln des ÖPNV gefördert.
Ideenstudie: STADTLAND! INSELN für den Bahnhof Rottenbach
Ein Entwurf des atelier le balto aus Berlin stellte am 30. Juni 2015 im Rahmen einer Ideenstudie STADTLAND! INSELN für den Bahnhofsvorplatz in Rottenbach vor. Halbkreisförmige Landschaftsinseln setzen den Platz in Beziehung zu seiner ländlichen Umgebung. Sie werden mit Staketenzäunen umgrenzt und wirken wie traditionelle Bauerngärten in Thüringen.
Der Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt leitete das entscheidende Gremium aus Vertretern der Gemeinde, des Freistaats Thüringen und der IBA Thrüringen: „Das Konzept der STADTLAND! INSELN hat uns voll überzeugt. Es zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Idee mit hohem Wiedererkennungswert aus und nimmt doch nur einen minimalistisch anmutenden Eingriff am Gelände vor. Für die Fahrgäste, die am Bahnhof ankommen, entsteht ein starkes und schönes Bild: Sie kommen sowohl in der 'Stadt' als auch auf dem 'Land' an.“
Die großzügige Asphaltfläche vor dem Bahnhof bleibt nach der Ideenstudie charakteristisch und praktisch in vielerlei Hinsicht. Sie nimmt Verkehrswendeschleife und Bushalte auf, anstelle eines Bahnsteigs gibt es einen langgestreckten 'Landschaftssteig'. Die Materialien – Asphalt und Schiefer – sind im Schwarzatal traditionell zu finden. Die Landschaftsinseln brechen sich durch den Asphalt und geben der ganzen Fläche eine heitere Stimmung, die sich auf die Reisenden übertragen soll.

Der Bahnhofsvorplatz Rottenbach wurde nach Entwürfen des atelier le balto realisiert.
Am 1. Juni 2015 lud die Stadt Königsee-Rottenbach fünf renommierte regionale, nationale und internationale Büros ein, Rottenbach und das Schwarzatal kennenzulernen. Der BahnHofladen gehörte damals noch zum IBA Kandidat 'Resilientes Schwarzatal', das im September 2014 zum IBA Kandidaten nominiert wurde. In der Qualifizierungsphase ging es darum, exemplarische und exzellente Lösungen zu finden, die dem Anspruch einer Internationalen Bauausstellung gerecht werden. Diese müssen nicht immer teurer als der Mindeststandard sein. Manchmal ist es die pfiffige Idee, die das Besondere schafft und gleichzeitig den Aufwand optimiert. Zu den Kriterien der Bewertung der Ideenstudie zählten deshalb auch die Kosten.
Peter Möller, Geschäftsführer der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn, verwies auf den günstigen Umstand, dass mit der BahnHofladen Genossenschaft im Gegensatz zu ähnlichen Projekten die Nutzung des Bahnhofs geklärt ist. Die Gestaltung des Gesamtensembles soll nicht zuletzt die Bedeutung des Rottenbacher Bahnhofs als Tor zum Schwarzatal zum Ausdruck bringen.
An der Ideenstudie betieligten sich neben atelier le balto:
freiraumpioniere, Weimar
HEINISCH Landschaftsarchitekten, Gotha
evergreen landschaftsarchitektur, Dresden
r + p Landschaft s Architektur, Dresden
Momentan keine Termine
- Stadt Königsee
- Genossenschaft Bahn-Hofladen Rottenbach e. G.
- Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Bundeprogramm Ländliche Entwicklung – Regionalität und Mehrfunktionshäuser
- Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera: LEADER/ELER
- Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft: Städtebauförderung
- Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr: Förderung von Investitionen im öffentlichen Personennahverkehr
Ulrike Rothe
Projektleiterin
Telefon +49 3644 51832-13
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