Dornburg, Domäne
Alte Gutsanlage wird entwickelt
»Das Alte Gut der Dornburger Schlösser liegt an einem wunderbaren Ort, der exemplarisch für die LeerGut-Philosophie der IBA steht. Aufgrund der räumlichen Nähe zur prosperierenden Stadt Jena wird hier der Stadt-Land-Kontrast und damit auch das Stadt-Land-Potential direkt greifbar.«
Dr. Kenneth Anders, Fachbeirat IBA Thüringen
Dornburg ist für das StadtLand Thüringen eine typische Gemeinde: Ortsteil einer Verwaltungsgemeinschaft, knapp eintausend Einwohner, hoher Altersdurchschnitt, kein Nahversorger. In Dornburg, das auf einem steilen Muschelkalkfelsen über dem Saaletal thront, befindet sich aber auch eines der schönsten Park- und Bauensembles des ganzen Landes: die drei Dornburger Schlösser. Das Alte Schloss nutzt die Universität Jena regelmäßig als Klausur- und Veranstaltungsort, Rokoko- und Renaissanceschloss werden als Museen von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten betrieben.
Für Touristen und Tagungsbesucher gibt es jedoch wenige Übernachtungs- und Essensmöglichkeiten. Aber direkt neben den Dornburger Schlössern befindet sich ein leer stehendes Altes Gut, das ein erhebliches Potenzial für all die Funktionen bietet, die in Dornburg fehlen.

Vom Marktplatz aus erreicht man das überwiegend zweigeschossige Ensemble über eine großzügige Tordurchfahrt, die unmittelbar an die Alte Apotheke angrenzt. Diese ist mit ihrer Fassade zum Marktplatz ein wichtiges Gebäude für den Standort. Nach der Tordurchfahrt betritt man einen großzügigen Nord-Süd-orientierten Gutshof mit einer Ausdehnung von ca. 30×55 Metern.
2019 wurde im Auftrag der IBA Thüringen im Rahmen eines VgV-Verfahrens das Büro HENN Architekten aus Berlin und München beauftragt, einen Masterplan für die Domäne zu erstellen. In drei Szenarien entwickelten sie potenzielle Leitbilder für die zukünftige Nutzung und Funktion der Domäne in Dornburg.
Mit dem Verkauf der Liegenschaft von der ehemaligen Eigentümerin, der Friedrich-Schiller-Universität Jena an die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen existiert nun eine leistungsstarke Entwicklungsträgerin für das Vorhaben.
Auf der Basis des Masterplans von Henn Architekten ist geplant, einzelne Teilprojekte in die konkrete Entwicklung zu bringen und die herausragende Qualität des Standorts sichtbar zu machen.
Neue Entwicklungsträgerin für IBA Vorhaben in Dornburg
Die Domäne Dornburg wurde in gute Hände abgegeben. Mit dem Verkauf der Liegenschaft von der Friedrich-Schiller-Universität Jena an die LEG Thüringen existiert jetzt ein leistungsstarker Entwicklungsträger.
Auf der Basis des Masterplans von Henn Architekten sollen jetzt einzelne Teilprojekte in die konkrete Entwicklung gebracht und die herausragende Qualität des Standorts sichtbar gemacht werden. Für 2022 ist die Durchführung eines Wettbewerbs geplant.
Masterplan für Domäne Dornburg entwickelt
Ein integrierter Masterplan sollte die funktionalen Anforderungen und Interessen der einzelnen Projektbeteiligten des IBA Vorhabens koordinieren und eine qualitätsvolle Gesamtentwicklung sicherstellen. HENN Architekten aus Berlin und München wurden dafür im Rahmen eines VgV-Verfahrens mit der Leistung beauftragt.
Die abgebildeten Pläne und Visualisierungen stammen von HENN Architekten. In drei Szenarien entwickelten sie potenzielle Leitbilder, um die Zielstellung des Vorhabens zu schärfen.
Beim Szenario ›Intelligentes Wohnen‹ wurde von einer urbanen Adaption der Bestandsstrukturen ausgegangen – ein neues Jenaer Stadtquartier in Dornburg? Das Szenario ›Mikrocampus‹ prüft, inwieweit universitäre Nutzungen aus dem Standort ein besonderes Potenzial entfalten können – ein naheliegender Ansatz bei einer Universität als Eigentümerin. Wieso schafft es der Standort − hoch attraktiv mit drei Schlössern, erhaltenen Gartenanlagen und wichtiger Ort der Thüringer Kulturgeschichte − nicht mehr Ertrag aus dem touristischen Potenzial zu ziehen? Das dritte Szenario des Masterplans geht vom Bedarf einer weiteren Attraktion aus: ein ›viertes Schloss‹ für Dornburg also.
Szenario Wohnen Dornburg_HENN Arhcitekten.png
Szenario Campus Domäne Dornburg_HENN Architekten.png
Szenario viertes Schloss Dornburg_HENN Architekten.png
›Gut erwacht‹ in Dornburg – Universität Jena startet Wettbewerb
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet Teile des Alten Guts in Dornburg-Camburg zum Erwerb an. Das Ensemble befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den drei Dornburger Schlössern. Zielgruppe sind Unternehmen der Hotelbranche. Es können sich auch Bietergemeinschaften aus Investor, Architekt und Hotelier an diesem konzeptbasierten Grundstücksverkauf beteiligen.
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Stadt Dornburg-Camburg und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten wollen auf diese Weise die nachhaltige Entwicklung des Tourismus- und Tagungsstandorts Dornburg vorantreiben. Der vorhandene Besucherstrom und der laufende Tagungsbetrieb sollen die Grundlage für eine private Investition bieten. Uni-Präsident Prof. Walter Rosenthal sagt: „Die Einbettung in das touristische Dreieck von Naumburg-Weimar-Jena und die gelebte Symbiose mit dem Wissenschafts- und Technologiestandort Jena sind Garant für eine prosperierende Zukunft dieser Kleinstadt.“
Seit 2014 arbeiten die Beteiligten gemeinsam an dem Projekt „Dornröschen erwache“, einem Kandidaten der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. „Als IBA legen wir besonderes Augenmerk auf eine innovative Über- und Umsetzung des Konzepts.“, sagt Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA Thüringen. Dornburg steht exemplarisch für ihr Thema StadtLand: „In Dornburg treffen die touristischen Potenziale einer ländlich-charmant geprägten Kleinstadt auf die wirtschaftlichen Potenziale der benachbarten Städte Jena und Weimar. Daher ist der Standort ein typisches Beispiel schlummernder StadtLand Chancen.“
Das Veräußerungsverfahren wird von einer Jury begleitet, die sich aus Vertretern der beteiligten Grundstückseigentümer, der Stadt Dornburg-Camburg und der IBA Thüringen, sowie weiteren Branchenkennern zusammensetzt. Mit dabei sind unter anderem Prof. Walter Rosenthal, Dr. Marta Doehler-Behzadi, Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie Dorothea Storch, Bürgermeisterin von Dornburg-Camburg. Sie lobt das Vorhaben und sagt: „Die Stadt Dornburg-Camburg freut sich über die Aktivitäten der Jenaer Uni und unterstützt dieses Projekt nach Kräften.“
Das Verfahren verläuft mehrstufig. Aus den hoffentlich zahlreichen Interessensbekundungen werden zunächst die potenziell am besten geeigneten Kandidaten zur Erstellung eines Grobkonzepts ausgewählt, deren Konzepte schließlich bewertet und nach einer Bewertung der finalen Feinkonzepte über den Grundstücksverkauf entschieden.
Weitere Informationen und die Vermarktungsbroschüre sind auf der Projektseite gut-erwacht.de zu finden.
Wo stehen wir, wo wollen wir hin?
Die IBA Projektbeteiligten in Dornburg trafen sich am 4. November 2015 im Alten Schloss Dornburg zur Tagesklausur, um die Zielstellung des IBA Kandidaten bis zum Projektdossier zu erarbeiten. Unter Moderation des Büros ProStadt, Berlin, wurde intensiv an einer weiteren Entwicklungsstrategie für das Ensemble der Domäne in Dornburg gearbeitet. Gemeinsam mit der Friedrich-Schiller Universität Jena sowie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und unter Beratung der Bauhaus-Universität Weimar arbeitet die Stadt Dornburg-Camburg seit 2014 an dem aus unterschiedlichsten Gebäudetypen bestehenden, ca. 1,3 ha großen Gelände, das sich in Sichtweite zu den drei Dornburger Schlössern befindet.
Die Aufgaben vor Ort sind vielfältig. Die seit Jahren leerstehenden Gebäude auf dem Areal der Domäne müssen gesichert werden. Das Tagungszentrum der Friedrich-Schiller Universität Jena wird trotz außergewöhnlicher Lage und hochwertig modernisierten Tagungsräumen im Alten Schloss nur unzureichend genutzt – es fehlen schlichtweg Übernachtungsplätze und ein gastronomisches Angebot für Touristen und Tagungsgäste. Und auch die Bewohner des Ortsteils Dornburg wünschen sich ein lebendigeres Gemeinwesen; dazu zählen u.a. Nahversorger, Arzt, Gemeinschaftsräume. Finanziell bedeutet der Entwicklungsstandort für alle Beteiligten eine enorme Herausforderung – mit 1/6 der Fläche des förmlich festgesetzten Sanierungsgebiets ist das Ensemble der Domäne ein komplexer städtebaulicher Standort mit großer Bedeutung für den gesamten Ortsteil Dornburg.

Im Gespräch v.l.n.r.: Dr. Marta Doehler-Behzadi, Dr. Rainer Emenlauer (ProStadt), Antje Zimmer (Stadt Dornburg-Camburg), Bürgermeisterin Dorothea Storch (Stadt Dornburg-Camburg).
StadtLand Gespräch Dornburg
Am 12. September 2015 fand in Dornburg das dritte IBA StadtLand Gespräch zum Thema 'Neue Allianzen gebraucht! Was wäre, wenn sich eine Region gemeinsam umbaut' statt.
Thüringen ist geprägt von kleinen und mittleren sowie wenigen großen Städten und einer überwiegenden Anzahl von Dörfern. Mehr als die Hälfte der Thüringer lebt in Gemeinden unter 1000 Einwohner. Gleichzeitig verfügt Thüringen mit seinen Schlössern und Burgen, Höfen und Gehöften über ein gewaltiges baukulturelles Erbe, das es nachhaltig zu entwickeln gilt. Wie können kleine Gemeinden diese große Aufgabe stemmen? Wer sind die Player und was für Kooperationen oder Entwicklungsmodelle wären denkbar; welche Rolle spielt dabei die Region? Wie kann man erste Impulse setzen und welchen Beitrag können Bürgerprojekte leisten?
Der gemeinsame Umbau einer Region braucht eine Zusammenarbeit von Stadt und Land auf gleicher Augenhöhe. Ein Brückenschlag zwischen beiden kann gelingen, wenn die jeweiligen Potenziale und Bedarfe untereinander abgestimmt sind und beide sich nicht als Stadt oder Land, sondern als ein gemeinsames Ganzes begreifen. Dazu müssen städtische und ländliche Denkweisen überwunden und die Lebensstile als Stadtlandgesellschaften anerkannt werden. So können urbane Lebensstile auf dem Land ebenso wie ländliche Lebensstile in der Stadt befördert werden. Bürgerbeteiligung kann motiviert werden, wenn die Bedarfe lokalisiert und gezielte Anfragen ausgesprochen werden können. Ansprechpartner für Bürgerbeteiligungen sind Vereine, stimulierend wirken gemeinsame Feste und andere Impulssetzungen. Beteiligung muss dabei nicht monetär gemeint sein, sondern kann auch durch die Möglichkeit von aktivem Zutun befördert werden. Letzteres ist besonders identitätsstiftend. Regionen mit starken baukulturellen, aber bislang ungenutzten Potenzialen müssen mehr Selbstvertrauen und Abstimmung in der gemeinsamen Vermarktung entwickeln. Ein Blick in erfolgreiche Regionen kann helfen, um von ihnen zu lernen. Für die örtliche Entwicklung können dabei zwei Strategien gleichzeitig sinnstiftend werden: Eine überregionale Betrachtung sowie eine lokale. Um die Entwicklung in Gang zu setzen, bedarf es einer externen Moderation, die nachhaltig begleitet.

Die Mobile Architektur zum Stadtland Gespräch in Dornburg.

Blick aufs Land mit dem Periskop der mobilen StadtLand-Architektur.

Podium des Gesprächs: Frank Baumgarten, Vorstand Stiftung Landleben; Dr. Reimar Molitor, Geschäftsführender Vorstand Region Köln/Bonn; Dorothea Storch, Bürgermeisterin Dornburg-Camburg; Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident Friedrich-Schiller-Universität Jena; Clemens Böhmer, Architekt und Vorstand ‚Ein Dorf wird Wirt’ Dorfsaal Altenau eG; Kerstin Faber, Projektleiterin IBA Thüringen; Dr. Marta Doheler-Behzadi, Geschäftsführerin IBA Thüringen.
- Parallel zum IBA StadtLand Gespräch wurden die Studentenarbeiten 'Schöner Wohnen bei Dornröschen' der Bauhaus-Universität Weimar, Professur Entwerfen und Wohnungsbau, als Ausstellung öffentlich präsentiert.
Das IBA StadtLand Gespräch in Dornburg wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Momentan keine Termine
- Bauhaus-Universität Weimar
- HENN Architekten, Berlin / München
- HKS Architekten, Erfurt
- Dr. Anja Löffler, Lutz Scherf, Gera
Tobias Haag
Projektleiter
Telefon +49 3644 51832-12
tobias.haag@iba-thueringen.de