STADTLAND Gespräch in Weimar
Das fünfte IBA STADTLAND Gespräch am 21. September 2015 in Weimar drehte sich um das Thema ‚Mehr Energieakteure gesucht! Was wäre, wenn alle Thüringer zu Prosumenten würden?’.
Die Energieerzeugung ist an einem historischen Wendepunkt angelangt, an dem ein Wechsel vom fossilen in ein erneuerbares Zeitalter stattfindet. Die Chance liegt in der Umorganisation des Energiesektors hin zu einer dezentralen Versorgung mit hoher regionaler Wertschöpfung. Dabei geht es nicht nur um die regionale Produktion von erneuerbarer Energie, sondern auch um neue Formen regionaler Vermarktung. Welche Herausforderungen sind damit verbunden? Wer sind die Energieakteure und was sind ihre Ziele? Welche Formen der Kooperation, aber auch Rahmenbedingungen braucht es, damit die lokale Wertschöpfung der Energiewende in Thüringen nachhaltig gelingt?
Fazit:
Die Energiewende ist das Stadtland-Thema schlechthin, denn sie ist nicht nur Klimaschutz, sondern auch Wirtschaftsthema. Energiehungrige Städte verbrauchen zunehmend erneuerbare Energie, der in ländlichen Regionen produziert wird. Doch die ländlichen Regionen haben nur etwas von der Wertschöpfung, wenn die Menschen vor Ort an der Rendite der Energieproduktion beteiligt werden. Landwirte können zu Energiewirten werden, wenn sie ihre Flächen nicht nur an Großinvestoren verpachten, sondern gemeinsam mit Unternehmen vor Ort, den Stadtwerken, den Gemeinden und Bürgern aus Stadt und Land selbst investieren. Die Stadtwerke können wiederum mit den dezentralen Energieerzeugern in der Vermarktung und Organisation kooperieren. Trotz der erschwerten Bundesentscheidungen im Rahmen des EEG 2014 ist es nicht unmöglich, diese Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln. Dazu bedarf es aber eines Bewusstseinswandels in der Gesellschaft, denn die Debatten polarisieren, statt faktisch aufzuklären.
Ein öffentliches Forum und breitenwirksame Beratung dazu wäre eine Möglichkeit, um Mut und Willen für mehr regionale Kooperationen zu unterstützen; die Projektentwicklung mit Modellcharakter ebenso. Neue Standardlösungen müssen gefunden werden; dazu gehört auch die Gestaltung. Förderprogramme auf Landesebene für die dezentrale Energiewende können kleine Projekte unterstützen, denn jeder Produzent zählt. Dazu hat die Landesregierung das 1000-Dächer-Programm erneut aufgelegt. Neue Entwicklungen von alternativen Mobilitätskonzepten oder auch die Nutzung von Abwärme gilt es weiter voranzubringen, denn die Energiewende ist vor allem auch eine Wärmewende. Die Teilhabe und Mitgestaltung daran befördern darüber hinaus ein Selbstverständnis im Verhalten und damit den Klimaschutz.
- Teilnehmer des Gesprächs werden:
- Anja Siegesmund, Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz
- Stefan G. Reindl, Sprecher des Vorstands Thüringer Energie AG, Erfurt
- Rolf Hagelstange, Geschäftsführer Stadtwerke Meiningen GmbH, Meiningen
- Matthias Golle, Vorstand BürgerEnergie Thüringen Sachsen eG, Weimar (IBA Kandidat)
- Torsten Schwarz, Vorstand Bürgerwerke eG, Heidelberg
- Robert Spanheimer, Vorstand Regionalstrom Franken eG, Nürnberg
Das IBA STADTLAND Gespräch in Weimar wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.